Dort, wo sich bisher noch Proben- und Sitzungs und Verwaltungsräume befinden, könnte bald ein reaktivierter Harter Kindergarten einziehen, – so stellt es sich zumindest eine Harter Elterngruppe um Sarah Junker vor.Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Ortschaftsrat: Sarah Junker stellt Konzept mit Umzug des Harter Kindergartens im bestehenden Gebäude vor

Sarah Junker überraschte am Montag den Harter Ortschaftsrat mit einem kreativen Konzept für die Reaktivierung des örtlichen Kindergartens. Ob diese Idee auch im Haigerlocher Gemeinderat eine Chance hat, muss sich zeigen. Der Harter Rat jedenfalls ließ sich überzeugen und unterstützt sie und alle, die hinter ihr stehen.

Haigerloch-Hart. Zweifellos war in den vergangenen Wochen die Betreuungsplätze für Kinder unter und über drei Jahren im Stadtgebiet das dominierende lokalpolitische Thema. In Gruol, in Stetten, in Bittelbronn, Weildorf und auch in Hart brennt dieses Frage jungen Müttern unter den Nägeln.

In Hart war es Sarah Junker, die sich bereits vor einem Monat in der Ortschaftsratssitzung zur Sprecherin von Eltern machte und für die Reaktivierung des örtlichen Kindergartens warb.

Jetzt, im Ortschaftsrat am Montagabend, legte sie nach – und zwar mit einem detaillierten Konzept. Mit Hilfe des Grundrisses des Gebäudes in der Tannwaldstraße – es beherbergt neben Kindergarten, die Ortschaftsverwaltung, Sitzungs-, Probenräume – stellte Junker zwei konkrete Varianten für eine künftige Nutzung des Gebäudes vor.

Variante A war der etwas weniger kühne Ansatz. In ihm würden die von einem Wasserschaden heimgesuchte Kindergartenräume im Untergeschoss hergerichtet und so genutzt, wie früher auch. Im größeren Raum – knapp 75 Quadratmeter groß – könnten aus ihrer Sicht etwa 20 Kinder einer Ü3-Ganztagesgruppe oder 22 bis 25 Kinder eines Kindergartens mit Verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) untergebracht werden. Dazu könnte man im kleineren Raum – 36 Quadratmeter – eine U3-Gruppe als Spielgruppe mit etwa zehn Kindern unterbringen. In diesen Überlegungen kommt der Waldkindergarten allerdings nicht vor. Die örtlichen Gegebenheiten geben zwar noch ein Lager, eine zehn Quadratmeter große Küche und ein 20 Quadratmeter großes Büro her, aber eben keinen Schlechtwetter-Gruppenraum für die 20 Waldkindergartenkinder.

Gewagter ist der gedankliche Schritt in Variante B: Dieser sieht vor, die Ortschaftsverwaltung, den Sitzungsraum für den Harter Ortschaftsrat und den Probenraum für den örtlichen Musikverein ins Untergeschoss zu verlegen und das Erdgeschoss in einen Kindergarten umzufunktionieren. Man hätte einen jeweils 75 Quadratmeter großen Raum für eine Ü3-Gruppe und eine U3-Gruppe. Dazu einen etwa 18 Quadratmeter großen Schlafraum für die unter Dreijährigen.

Bei Bedarf könnte man mittels einer Trennwand einen Raum so abteilen, dass man zwei je 37,5 Quadratmeter große Räume für den Waldkindergarten und die U3-Gruppe hätte.

Zudem ließe sich die Ortschaftsverwaltung aus Junkers Sicht problemlos in eine Küche und Büro umfunktionieren und man hätte einen ebenerdigen Zugang zum Garten mit den Spielgeräten. Das weitere große Plus: Auf dem Gang gibt es eine perfekte Garderobe. Für die Ortschaftsverwaltung und den Musikverein ginge diese Lösung mit nur wenigen Quadratmetern Raumverlust einher. Jetzt können sie etwa 205 Quadratmeter nutzen, einen Stock tiefer wären es 200.

Viele Betreuungsplätze für verhältnismäßig kleines Geld

Der Ortschaftsrat war von der Schlüssigkeit der Variante B beeindruckt. "Der Gedanke ist richtig gut", meinte Jörg Biesinger. "Wenig Geld, viele Plätze", ergänzte Holger Klingler. Ortsvorsteher Thomas Bieger hätte mit einem Umzug ins Souterrain kein Problem.

Aber hat das Harter Konzept überhaupt eine Chance? Die Stadtverwaltung hat nämlich für die Nutzung des Kindergartens ebenfalls Überlegungen angestellt und kommt zum Ergebnis, dass man trotz eines Anbaus keine Platz für eine Regelgruppe und den Waldkindergarten sieht. Ortsvorsteher Bieger berichtete zudem davon, dass es unter Gemeinderäten Vorbehalte gebe, im kleinen Hart zwei Kindergärten zu schaffen.

Sarah Junker hingegen sieht die Chancen nicht ganz so pessimistisch. Man müsse dem Gemeinderat klar machen, dass der Waldkindergarten von jeher ein gesamtstädtischen Angebot war; von den 20 Kindern dort, seien gerade mal fünf aus Hart.

Von den aktuell 24 Harter Kindern im Kindergartenalter besuchen derzeit 19 Kindergärten in anderen Orten, 13 davon in Höfendorf. Doch weil im Nachbarort offenbar der Eigenbedarf immer größer wird, geht laut Sarah Junker vor Frühjahr 2023 "gar nix mehr" für Kinder aus Hart. Die Stadt sei also mehr denn je in der Verantwortung, etwas anzubieten.

Und noch zwei große Argumente sprechen aus ihrer Sicht für diese Lösung: Kosten und die rasche Realisierbarkeit. Angesichts der Millionensummen, die zum Beispiel mit dem Umzug des Stettener Kindergartens ins leer stehende Stettener Werkrealschulgebäude im Gespräch sind, so ist sie überzeugt, wäre hier mit wenig Aufwand und weit geringeren Kosten im nur sechsstelligen Bereich bis zum Herbst vielleicht etwas realisierbar, zumal auch die Versicherung rund 61000 Euro für die Behebung des Wasserschadens zugesagt hat.

Nach über zweistündiger Debatte beschloss der Ortschaftsrat, auf Basis der von Sarah Junker vorgetragenen Überlegungen die Unterbringung von zwei Kindergartengruppen in Hart zu unterstützen. Dies soll die Verwaltung prüfen. Außerdem beschloss er, aus dem Waldkindergarten einen "richtigen" Waldkindergarten zu machen, so wie es bei dessen Gründung 2015 vorgesehen war.

Gestern Abend wurde in einer Sondersitzung des Gemeinderates über den Vorschlag aus Hart und viele andere Ideen zur Schaffung von Betreuungsplätzen gesprochen (wir berichten noch).