Schilder (rechts) weisen die Autofahrer auf die Straßensperrung und auf die Umleitung während der Krötenwanderung hin. Grüne Banden am Straßenrand schützen die Tiere vor dem Verkehr. Fotos: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Natur: Tiere machen sich durch Plusgrade schon früh auf den Weg / Es fehlen Geschwindigkeitsbegrenzungen

Die alljährliche Wanderung von Erdkröten, Fröschen oder auch Molchen zu ihren Laichplätzen und wieder zurück nähert sich allmählich ihrem Ende. Dennoch war diese "Krötensaison" nicht wie jede andere und forderte viel Flexibilität.

 

Haigerloch-Trillfingen. Die Wanderzeit ist zwar fast, aber noch nicht ganz zu Ende. "In der Heiligengrub (Kremensee) sitzen vielleicht noch 100 bis 120 paarungsbereite Männchen und warten auf Weibchen", schätzt Evelyn Lambrinos. Sie und ihr Ehemann Georg, beide leben in Trillfingen, betreuen im ehrenamtlichen Einsatz für den NABU Haigerloch seit gut 20 Jahren die Krötenwanderung.

Diese spielt sich im Raum Haigerloch schwerpunktmäßig hauptsächlich an Kremensee zwischen Trillfingen und Wachendorf ab. Dort kommen vor allem Erdkröten aus dem Wald und wandern zur Paarung in den kleinen See, der ein Naturschutzgebiet ist.

Um die Tiere zu schützen, wird – je nach Wetterlage und vor allem Temperatur (Kröten wandern ab einer Temperatur von fünf Grad) – die Straße zwischen Trillfingen und Wachendorf dann zwischen 19 Uhr abends und 7 Uhr morgens gesperrt. Verkehrsteilnehmer werden bei Trillfingen und Wachendorf mit großen Schildern auf die Umleitungen über Höfendorf und Hart hingewiesen. Die Schilder werden auf Zuruf des NABU von der Straßenmeisterei zu Beginn der Wanderungszeit aufgestellt.

Diese Wanderung erfolgte dieses Jahr zu sehr ungewöhnlichen Zeiten. Weil der Februar im Zollernalbkreis einer der nassesten und wärmsten seit gut 40 Jahren war, setzte die Krötenwanderung bei Plusgraden schon am 3. Februar ein. "Das hat uns überrascht und wir waren wie vor den Kopf geschlagen", meint dazu Evelyn Lambrinos. Eilig musste man daraufhin die Absperrungen und Schilder organisieren.

Autofahrer haben sich an die Tierschutzmaßnahme inzwischen gewöhnt

Die Schranke am Trillfinger Ortsende Richtung Wachendorf wurde dann zum ersten Mal am 25. Februar geschlossen und die Kreisstraße 7166 damit über Nacht gesperrt. Früher stieß das immer wieder auf Unverständnis bei Autofahrern und Evelyn Lambrinos musste sich durchaus wüste Beschimpfungen anhören. Heute haben sich die Leute an die alljährliche Maßnahme gewöhnt und sind etwas toleranter geworden.

Nach diesem Frühstart kam laut dem Vorsitzenden des Haigerlocher NABU, Herbert Fuchs, jedoch eine Trockenperiode mit anschließendem Kälteeinbruch und es hatte den Anschein, dass alles schon vorbei ist. Doch dann setzte Regen ein und die Nächte wurden mild – da ging’s wieder los. Jetzt wird es zwar tagsüber wärmer, aber die Nächte bleiben kalt und frostig, also ist die Wanderung trotz beginnendem April immer noch nicht komplett abgeschlossen.

Wie erwähnt, konzentriert sich der NABU Haigerloch seit einigen Jahren auf die Krötenwanderung beim Kremensee. Früher betreute er allerdings noch ein Wandergebiet zwischen dem Seehof und dem Umspannwerk kurz vor Trillfingen. Dort waren es meist Grasfrösche, welche die Straße überquerten. Zu ihrem Schutz wurde seinerzeit ein ein Kilometer langer grüner Schutzzaun sowie mobile Abschrankungen aus Blech an den Feldwegen aufgebaut. Die Wanderung hat in diesem Bereich aber mittlerweile völlig nachgelassen, so dass der NABU dort auch keinen Zaun mehr aufbaut. Da ist die Sperrung der Straße zwischen Trillfingen und Wachendorf zur Krötenwanderungszeit schon die etwas einfacher zu praktizierende Lösung. Auch wenn der NABU laut Herbert Fuchs mit den Behörden darum lange und zäh ringen musste.

Auch auf Wachendorfer Seite sind Naturschützer unterwegs, um Kröten und Froschpopulationen zu retten. Um die Straßenabschnitte der Kreisstraße zwischen Wachendorf und Höfendorf kümmert sich eine Gruppe von Leuten aus Wachendorf und Höfendorf unterwegs. Ihnen stellt der NABU immer etliche Meter des kleinen grünen Schutzzauns zur Verfügung. Anders lässt sich der Schutz der Amphibien nicht machen, da eine Sperrung der Straße am Vogelherdhof nicht möglich ist. Was den NABU aber ärgert ist, dass sich hier nicht einmal eine Geschwindigkeitsbegrenzung durchsetzen lässt.

Die Straße von Wachendorf zum Steinbruch nach Bietenhausen ist dagegen so wie die Straße von Trillfingen zum Kremensee nachts offiziell gesperrt und von Wachendorf her gibt’s auch eine mobile Halbschranke.