Landtagswahl: Corona beinflusst die Vorbereitungen / Stadt bietet Helfer und Helferinnen Schnelltests an

Corona-Schnelltests für die Wahlhelfer, den eigenen Kugelschreiber mitbringen und ein Briefwahlbeteiligung, die alle bisherigen Dimensionen sprengt: die Landtagswahl wird auch in Haigerloch eine sein, wie man sie so noch nicht erlebt hat.

Haigerloch. In vielerlei Hinsicht betritt man am morgigen Wahlsonntag Neuland. Das trifft zum Beispiel auf den neuen Mann im Amt für Recht und Ordnung in der Stadtverwaltung zu. Dort erlebt Fabian Rühle seinen ersten Einsatz als Koordinator einer Wahl und er ist ein bisschen froh darüber, dass er bei dieser Premiere eine Landtagswahl zu managen hat und nicht eine deutlich umfangreichere und wesentlich komplexere Kommunalwahl.

Eine Wahl, bei der gleichzeitig ein gefährliches Virus grassiert, das hat es im Städtle noch nie gegeben und dementsprechend sind die zahlreichen Wahlteams auf ihren morgigen Einsatz vorbereitet.

In den örtlichen Wahllokalen werden entsprechende Sicherheits- und Hygiene-Maßnahmen getroffen, damit der Urnengang so sorgenfrei wie möglich über die Bühne gehen kann.

Zudem hat die Stadtverwaltung vom Land Corona-Schnelltest-Kits erhalten, mit denen die Wahlhelfer und Wahlhelferinnen vor ihrem Einsatz auf eine mögliche Infektion mit dem Corona-Virus getestet werden können – auf freiwilliger Basis versteht sich, niemand der Helfer und Helferinnen kann zu einem Test gezwungen werden.

Die Testungen werden von städtischen Mitarbeiterinnen und sogar Bürgermeister Heinrich Götz persönlich vorgenommen, alle haben sich dafür extra schulen lassen.

Würde man alle Hilfskräfte auf einen Schlag testen, müsste man im Bürgerhaus vermutlich schon nach Mitternacht die Lichter anknipsen. Das geht natürlich nicht und so gibt es für die Testung der in Schichten eingeteilten Personen verschiedene Zeitfenster. Um 7 Uhr werden diejenigen getestet, welche die erste Wahlschicht übernehmen.

Alle wissen aber, was auf sie zukommt und konnten sich rechtzeitig darauf einstellen. Fabian Rühle: "Wir haben bereits letzte Woche die Wahlhelfer über die freiwillige Testmöglichkeit informiert und dann anhand der Rückmeldungen alles Weitere organisiert."

Aber auch die Wähler selbst können etwas zu einem sicheren Urnengang beitragen. Ganz einfach, indem sie sich an die Regeln halten. In den Wahlgebäuden (siehe Info-Rubrik) ist nach der aktuellen Corona-Verordnung des Landes Baden-Württemberg das Tragen von medizinischen Masken (OP-Maske, Masken nach KN 95- oder FFP 2-Standards) vorgeschrieben. Außerdem rät das Ordnungsamt der Stadt dazu, aus Hygienegründen den eigenen Kugelschreiber mitzubringen.

Ohnehin haben die Wahlberechtigten im Stadtgebiet auf die unsichere Lage bereits reagiert, indem sie in geradezu rekordverdächtigen Maßen Briefwahl gemacht haben. Laut Fabian Rühle (Stand Mittwoch) haben 2400 wahlberechtigte Haigerlocher und Haigerlocherinnen Briefwahl beantragt. Zum Vergleich: bei der Landtagswahl 2016 hatten 900 Wählerinnen und Wähler die Möglichkeit der Briefwahl genutzt.

Auf die 2,7-fach höhere Zahl hat die Stadtverwaltung reagiert, indem sie für die Briefwahl-Auszählung die Anzahl der Zähler und Zählerinnen von sechs auf 24 vervierfacht und sozusagen drei Briefwahlbezirke gebildet hat. Unsere Zeitung wird der Übersichtlichkeit halber in ihrer Wahlberichterstattung am Montag diese drei Einzel-Ergebnisse jedoch zu einem Briefwahlergebnis aufaddieren.

Der hohe Briefwähleranteil könnte theoretisch für ein weiteres Phänomen sorgen. Sollten am Wahltag weniger als 50 Wähler und Wählerinnen in ein Wahllokal kommen, darf dieser Wahlbezirk nicht mehr einzeln ausgezählt werden. Grund ist der Schutz des Wahlgeheimnisses. In diesem Fall wird auf Anordnung der Kreiswahlleitung der betroffene Wahlbezirk mit einem weiteren Wahlbezirk gemeinsam ausgezählt.

Doch Fabian Rühle glaubt nicht, dass es so weit kommen wird und stellt dazu ein Rechenbeispiel auf: Selbst im kleinsten Stadtteil Hart mit lediglich etwa 400 Wahlberechtigten wären es bei einer Wahlbeteiligung von 65 Prozent (Landtagswahl 2016: 70,4 Prozent) und einem Briefwähleranteil von 50 Prozent (Landtagswahl 2016: 20 Prozent) immer noch weit über 100 Urnengänger. Kritisch würde es seiner Einschätzung nach erst, wenn der Briefwahlanteil 80 Prozent übersteigt, aber damit rechnet er aktuell nicht.