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Windkraftnutzung auf der "Hohwacht" bei Stetten: Artenschutzgutachten des Büros Gfrörer liegt vor

Ist das schon das endgültige Aus für Windräder im Waldgebiet Hohwacht? Zumindest auf dem Haigerlocher Teil davon? Eine interessante Frage. Das im Mai 2017 beauftragte Artenschutzgutachten weist in der südlichen Hälfte der untersuchten Fläche jedenfalls "ein Dichtezentrum" des geschützten Rotmilans nach.

Haigerloch. Es dürfte auf jeden Fall interessant werden, wenn das Empfinger Büro Gfrörer die Ergebnisse sein im Auftrag der Stadt und des Gemeinderates angefertigtes Gutachten am nächsten Dienstag, 18. Dezember, in der letzten Gemeinderatssitzung dieses Jahres vorstellt. Schon jetzt hat die Stadtverwaltung den "Artenschutzrechlichen Fachbeitrag über die lokale Vogelwelt" auf ihrer Homepage veröffentlicht, so dass man sich vor der Sitzung eingehend damit befassen kann. Das Gutachten umfasst immerhin 43 Seiten.

Das Büro Gfrörer hat nach Angaben der Stadtverwaltung zwischen Juni 2017 und September 2018 das Vorkommen windkraftempfindlicher Vogelarten auf Teilen des "Schwarzen Waldes" und des "Stettener Waldes" untersucht. Insgesamt umfasst die auf etwa 550 Meter über Normalhöhennull (NHN) liegende "Konzentrationsfläche" eine Größe von etwa 36,7 Hektar. Sie ist zudem vollständig bewaldet.

Das Gutachten befasst sich aber nicht nur mit möglichen Brut- und Fortpflanzungsstätten von geschützten Vogelarten innerhalb eines engen Radius um mögliche Windräder auf der "Hohwacht", sondern hatte auch die Plätze der Rastvögel im Blick und untersucht, welche Vogelarten dieses Gebiet als "Flugkorridore" nutzen, um zu ihren Nahrungshabitaten zu gelangen.

Gfrörers Ergebnisse in aller Kürze: In einem Radius von vier bis sechs Kilometer um den Konzentrationstandort befinden sich elf bekannte Horste von Rotmilanen sowie zwei von Schwarzmilanen. Von diesen wurden die fünf dem Untersuchungsgebiet am nächsten liegenden Standorte überprüft und bestätigt. Für drei Rotmilanhorste und einen der bestätigten Schwarzmilanhorste wird von einer Brut im Jahr 2018 ausgegangen. Zieht man um diese Horststandorte wiederum einen Radius von 3,3 Kilometer als Pufferzone, dann gibt es die besagte Überdeckung mit dem südlichen Teil der bereits erwähnten, knapp 37 Hektar großen Konzentrationsfläche.

Es gibt aber wohl auch ein ortsansässiges Schwarzstorch-Paar, das den Stettener Wald/Schwarzen Wald als Revierbestandteil nutzt oder genutzt hat. Sein Horst befindet sich offenbar in weniger als drei Kilometer Entfernung zum möglichen Standort der Windenergieanlagen (WEA), so dass laut Gfrörer-Expertise "ein unmittelbares Tötungsrisiko" vorliegt.

Auch der Wespenbussard benutzt die "Hohwacht" als Revier, wenn auch seine Flugaktivitäten in diesem Bereich nur "sporadisch" ausfielen und im Umkreis von vier Kilometern um mögliche WEA kein Horst gefunden wurde.

BI Gegenwind" sieht sich durch Gutachten bestätigt

Die Bürgerinitiative (BI) "Gegenwind Hohenzollern" hat das Gutachten mit großem Interesse aufgenommen und sieht sich in ihren eigenen Beobachtungen und Einschätzungen bestätigt. "Es freut uns zu sehen, dass die Hohwacht als ein wertvoller Naturraum bestätigt wird, der vielen seltenen Vögeln Heimat und Lebensraum bietet", so der BI-Vorsitzende Alexander Edele in einer gestrigen Pressemitteilung der Initiative. Alexander Siedler, einer der Gründer der BI, ist zufrieden damit, dass Stadt und Gemeinderat mit dem Erstellen eines eigenen Gutachtens "richtig reagiert" und nicht gewartet haben, bis "fragwürdige Gutachten von zwielichtigen Finanzinvestoren in Auftrag gegeben wurden."

Die Initiative äußert nun die Hoffnung, dass im "Dreikommuneneck" zwischen Haigerloch, Rangendingen und Grosselfingen vor dem Hintergrund des Artenschutzgutachtens "ein riesiger Windpark mit um die 15 bis 18 Windindustrieanlagen von mehr als 300 Metern Höhe verhindert werden kann."

Auch wenn die "Hohwacht" jetzt sicher scheine, wolle man aber wachsam bleiben und auch die Bürgerinitiative in Bitz/Winterlingen weiter unterstützen. "So lange die Auswirkungen der Windräder auf die Gesundheit von Mensch und Tier nicht richtig untersucht ist, kann man da nicht ruhig bleiben." so Alexander Siedler. Deshalb fordere die BI Gegenwind Hohenzollern nach wie vor eine bundesweite 10H-Regelung (siehe Info-Rubrik), so wie in Bayern.

Wie es nun weitergeht, soll der Gemeinderat am 18. Dezember beraten.