Corona-konform: Die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (rechts) beim Besuch von Alraunes Schönheitsklinik mit den beiden Gastgebern des Abends, den "Alraunen" Hans und Stefanie Siebert.Foto: Reiband Foto: Schwarzwälder Bote

Tourismus und Kultur: Wirtschaftsministern bei Alraune / Debatte über Potenziale und Defizite Haigerlochs

Baden-Württembergs Wirtschafsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut war am Freitagabend zu Besuch in Haigerloch. "Politik meets art" hieß das Motto des Abends, zu dem der CDU-Stadtverband in Alraunes Sonn- und Feiertagsmuseum eingeladen hatte.

Haigerloch. Gut gelaunt kam die Ministerin zum abendlichen Termin. Zunächst ging es durch die diesjährige Ausstellung von Alraune mit dem Titel "Schönheitsklinik – Schönheit kennt keinen Schmerz".

Mehr als 10 000 Besucher sind jährlich ins ehemalige Gasthaus "Schwanen" zu Stefanie und Hans Siebert nach Haigerloch gekommen, um ihre skurrilen Ausstellungen mit zum Teil absurden Szenen mit menschengroßen Kunst-Figuren zu bestaunen. Und doch: Die Türen des Museums schließen sich zum Ende des Monats und werden nicht mehr aufgehen.

Diese Entscheidung hat für gewisses Aufsehen gesorgt und rasch kam deshalb die Diskussion an diesem Abend auf den Punkt, was man tun könnte, um den Stellenwert Haigerlochs als Kultur- und Kunststädtchen wieder zu stärken.

Hans Siebert monierte unter anderem, dass das kulturelle und museale Potenzial Haigerlochs nicht so ausgeschöpft wird, wie man es aus seiner Sicht könnte. Siebert: "Es gibt noch viel mehr Möglichkeiten und Chancen." Er schlug die Installierung eines City-Managers vor, der sich um ein gesamtstädtischen Konzept für Tourismus und Kultur, aber eben auch um die Vernetzung der Angebote innerhalb der Region kümmere. Dies könne vielleicht eine neue Chance für Haigerloch sein.

Textilkünstlerin Stefanie "Alraune" Siebert sah das ähnlich. Es mangelt aus ihrer Sicht in Haigerloch nicht an Chancen und Ideen auf dem Weg zur "Museumsstadt". Dazu brauche es aber "auf dem Rathaus eine Stelle, die das managt".

Beide plädierten im Verlaufe des Abends auch für einen Treffpunkt im Städtle oder ein Café im Bürgerhaus, das es in anderen Gemeinden gebe. Angesichts der Corona-Pandemie müssten auch Angebote unter freiem Himmel neu gedacht werden.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut anerkannte zunächst die Arbeit des Ehepaares in den vergangenen Jahren: Alraune sei europaweit bekannt und für Haigerlochs Kulturlandschaft sei die Schließung des Museums ein "großer Verlust". Dass die Stadt im Blick auf ihre Jahrhunderte alte Kulturgeschichte und zahlreichen Aktivitäten im kulturellen und touristischen Bereich Potenzial habe, stellte auch die Ministerin fest.

Martin Sprissler, Vorsitzender von "Haigerloch aktiv" und Gemeinderat, fragte die Wirtschaftsministerin nach Möglichkeiten der Unterstützung, nach Fördermöglichkeiten für Kultur und Städtebau. Sie verwies auf entsprechende Projekte und sagte zu, sich entsprechend zu erkundigen. Tourismusförderung oder Stadtmarketing, so Hoffmeister-Kraut, müssten die Kommunen aber selbst machen. Wobei auch sie der Auffassung war, dass Vernetzung extrem wichtig sei.

Im Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Kernstadt wie die Fertigstellung der Eyachauen und des Radweges und der Sanierung des Schlössles wurde deutlich: Haigerloch hat eine Perspektive zur Verbesserung der Situation.

Die Fördermöglichkeiten der deutsch-französischen Freundschaften sprach Angelika Pieper, Vorsitzende des Vereins der Städtepartnerschaft Haigerloch/Noyal-sur-Vilaine an. 2022 feiert die Verbindung zwischen Eyachtal und Bretagne das 50-jährige Jubiläum. Auch hier versprach Hoffmeister-Kraut, sich nach Unterstützungsmöglichkeiten zu erkundigen.

Die Ministerin sprach zuletzt Mut aus: "Haigerloch ist wunderschön, zum Verlieben." Eine rege Diskussion unter den Gästen, schloss sich an. Bürgermeister Heinrich Götz war bei diesem Treffen nicht dabei, die Stadtverwaltung vertrat Theresa Burkhardt vom Kultur- und Tourismusbüro.