Die in slowakischer Sprache veröffentlichte Doktorarbeit des Haigerlocher Bürgermeisters Heinrich Götz ist inzwischen auf Deutsch rückübersetzt und steht auf dem Prüfstand. Foto: Archiv/Kost

Auf Slowakisch veröffentlichte Dissertation des Haigerlocher Bürgermeisters ist übersetzt: "Kein Gewinn für Wissenschaft."

Haigerloch - Die Übersetzung der auf Slowakisch veröffentlichten Doktorarbeit des Haigerlocher Bürgermeisters Heinrich Götz zurück ins Deutsche ist jetzt fertig. Und die Beurteilung der Arbeit durch den Auftraggeber Michael Thorwart spricht nicht für den Bürgermeister.

Das 156-seitige Werk erfüllt aus Sicht des aus Gruol stammenden Physikprofessors an der Universität Hamburg nicht den wissenschaftlichen Standard, den eine Promotion haben sollte.

Aus den noch im Mai 2013 von Thorwart geschätzten "drei, bis vier Monaten" für eine Rückübersetzung der Doktorarbeit, die Götz unter dem Titel "Jednotne spolocnosti GmbH & Co KG" veröffentlicht hat, ist nun fast ein ganzes Jahr geworden. Die Übersetzung, so erklärt Thorwart die Verzögerung, habe sich als recht mühsam erwiesen. Neben einer professionellen und gerichtsvereidigte Übersetzerin, habe man eine weitere Übersetzerin hinzuziehen müssen, damit man in einigen Textstellen die Sinnzusammenhänge besser klären konnte.

Nachdem die deutsche Version schließlich vorlag, hat sie nicht nur Thorwart auf wissenschaftliche Kriterien und formale Aspekte überprüft, er hat nach eigenen Angaben auch Kollegen aus dem Fachgebiet Jura einbezogen, damit diese eine profunde Einschätzung zu der rückübersetzen Dissertation abgeben mögen.

Die Beurteilung dieser Experten ist nicht gerade als Lob für die wissenschaftlichen Bemühungen des Haigerlocher Bürgermeisters zu verstehen. "Zusammenfassend können wir festhalten, dass erhebliche Zweifel daran bestehen, dass die Arbeit einer Dissertation (…) nach (…) wissenschaftlichen Standards in Deutschland gleichgestellt ist."

Sie vermittle eher den Eindruck einer schriftlichen Hausarbeit aus den Anfangssemestern eines rechtswissenschaftlichen Studiums an einer Universität in Deutschland. Anders gesagt: Der Haigerlocher Bürgermeister hat nach der Auffassung von Thorwart und seiner Kollegen den akademischen Grad PhD (Philosphiae doctor) an der Privatuniversität Banska Bystrica (Neusohl) im Jahr 2008 mit einer Arbeit erworben, die nicht viel mehr als Lehrbuchwissen wiedergibt und Sachverhalte beschreibt, die ausreichend bekannt sind.

"Von einem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu sprechen, wäre hier ein kühnes Unterfangen", urteilt deshalb Thorwart, und untermauert mit dieser Aussage die Ansprüche, die aus seiner Perspektive eine Doktorarbeit erfüllen soll: Eine Dissertation solle eine eigenständige wissenschaftliche Leistung sein, die zu neuen Erkenntnissen im betreffenden Fache führe.

Da ihm Bürgermeister Heinrich Götz schon im April 2013 aus urheberrechtlichen Gründen die Verbreitung einer rückübersetzten Doktorarbeit untersagt hat, darf Thorwart sie jetzt nicht an die Spender weitergeben, die mit 5850 Euro erst die Beauftragung der Übersetzerin ermöglicht hatten. Stattdessen hat der Uni-Professor einen Abschlussbericht und einen wissenschaftlichen Aufsatz mit dem Titel "Promovieren auf Transsilvanisch" geschrieben. Darin beschreibt er in kommentierender Form den Fall. Dieser Aufsatz soll diesen Sommer in der im Nomos-Verlag erscheinenden rechtswissenschaftlichen Fachzeitschrift "Kritische Justiz" veröffentlicht werden.

Der in die Kritik geratene Haigerlocher Bürgermeister bewertet die aktuellen Vorgänge indes als Versuch, eine Frage, die längst abschließend und umfassend beantwortet sei, erneut "aufzuwärmen". Tatsächlich hatte Götz bereits im September 2012 im Haigerlocher Gemeinderat Stellung zur Diskussion um seine Doktorarbeit bezogen. Damals bezeichnete er alle Anschuldigungen als haltlos und erklärte, dass er seinen akademischen Grad auf rechtlich korrekte Weise erworben habe – eine Tatsache, die auch Thorwart nicht anzweifelt. Für Götz hat die neuerliche Thematisierung seiner Arbeit einzig zum Ziel "meinen Ruf und Namen zu beschädigen – ohne Substanz in der Sache".