Mähdrescher und Traktoren des Seehofs stehen derzeit in der Halle. Bei den nassen Böden kann nicht auf die Felder gefahren werden. Foto: Fechter

Bilanz des zu Ende gehenden Anbaujahrs auf dem Seehof. Bei Regenwetter werden Maschinen gewartet.

Haigerloch -"Wie das ganze Jahr, so war auch sein Abschluss", beschreibt Christoph Stober, Betriebsleiter der Südwestdeutschen Saatzucht auf dem Seehof, das zuende gehende Anbaujahr. Was mit dem langen Winter und dem nassen Frühjahr begonnen hat, wurde jetzt sozusagen mit den Hagelschäden "beendet".

Derzeit kann wegen der Nässe auf den Feldern nicht gearbeitet werden. Stober hofft auf das Wochenende, für das trockenes Wetter vorhergesagt ist. "Beim Raps haben wir Totalschaden, erklärt Stober. Gerade mal fünf Prozent seiner mit der Ölfrucht bestandenen Fläche seien vor den Hagelstürmen geerntet gewesen. Beim Getreide nimmt der Schaden vom Schlossfeld und Trillfingen kommend in Richtung Hart und Rangendingen zu und erreicht dort hohe Schadensquoten.

Durch die lange Kälteperiode zu Jahresbeginn war das Getreide in seinem Wachstum zunächst spät dran. Dazu kommt, so Stober, dass ab dem letzten Winter immer zu viel Wasser in den Böden war. Nach jedem Schauer gab es kleine Seen, auf denen die Enten schwimmen konnten. Der Bodenspeicher war komplett aufgefüllt. Diese "Wassersättigung" hält auch die Temperaturen im Boden niedrig, dadurch verlangsamt sich wiederum das Wachstum der Pflanzen. Dazu kommt, dass den Wurzeln der Sauerstoff fehlt.

Die wollen Wasser und Luft. Also bleiben sie oben und wachsen nicht in die Tiefe. Wenn dann Hitze und Trockenheit kommen, wie in diesem Jahr, geht den Pflanzen schnell das Wasser aus. Darunter leiden die Erträge, man spricht von Notreife.

"Den frühen Kulturen hat die späte Hitze nicht geschadet, so Stober, die Erträge bei der Wintergerste seien sehr gut. Weizen und Dinkel hätten kleinere Körner, aber der Ertrag wäre ohne Hagel noch in Ordnung gewesen. Gelitten hätten in erster Linie die Sommerkulturen, also Hafer, Sommergerste und auch der Mais. Dieser würde in diesem Jahr maximal halb so hoch wie im Vorjahr, schätzt der Betriebsleiter. Hier hätte sich die anfängliche Kälte und die unmittelbar nachfolgende Hitze mit starkem Wassermangel besonders negativ ausgewirkt. Der Hagel hätte dem Mais nun auch noch die Blätter zerfetzt und somit einen Grossteil seiner Assimilationsfläche genommen.

Auf dem Seehof wird das derzeitige unbeständige Wetter hauptsächlich dazu genutzt, die Maschinen zu warten. Daneben hat man bereits begonnen, das bereits geborgene Erntegut zu Saatgut aufzubereiten. Die Mannschaft aus Betriebsleiter, drei festen Mitarbeitern sowie zwei bis drei Erntehelfern müssen an den Erntetagen Hochleistungen bringen. Der Arbeitstag auf dem Seehof dauert dann, wenn gedroschen werden kann, locker 16 bis 17 Stunden. Stober hofft auf das Wochenende, wenn es wieder trocken werden soll. Ein Wochenende im eigentlichen Sinn gibt es in der Landwirtschaft zur Zeit ohne hin nicht – "in der Ernte sind alle Tage gleich".

Obwohl der Seehof gegen Hagel gut versichert ist, tut der Schaden von der psychologischen Seite her natürlich weh, sagt Stober. "Elf Monate hat man sich intensiv um den Raps gekümmert, und in drei Minuten ist alles weg. Aber mit dieser Gefahr lebt der Mensch seit Jahrhunderten – genaugenommen seit er Ackerbau betreibt." Ob die Unwetterereignisse zugenommen haben, will Stober sich nicht festlegen. "Hageln tut es hier regelmäßig alle paar Jahre. Dass aber bei einem Hagelschlag jeder einzelne Acker der Betriebsfläche betroffen ist, das ist ein Novum und zeigt die Heftigkeit des Ereignisses."