Schwätzen tut die Neue (Gina Maas, rechts) ja viel, aber hat sie auch was zu sagen? Hildegard (links) und Josefe sind anfangs skeptisch. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder Bote

Mundarttage: Dohlengässle begeistert mit "Jetzt Grüß Gott" im Haigerlocher Bürgerhaus

Haigerloch. Ja jetzt Grüß Gott. Hildegard und Josefe vom Dohlengässle sind schwer gespannt auf die Neue, die aus dem vorübergehenden Duo wieder ein Trio machen soll. Mit ihnen fiebern im ausverkauften Haigerlocher Bürgerhaus die Mundartfans mit.

Das Dohlengässle hat in Haigerloch seit jeher ein Heimspiel, aber es wird schnell klar, dass es nicht einfach weitergeht wie bisher. Zwar ist Josefe Dietlinde Elsässer) schlagfertig und spitzzüngig wie eh und je und kann auch mit einem bloßen "Ha" und einem Blick sehr viel sagen. Hildegard (Ida Ott) ist weiterhin herrlich naiv, dabei aber durchaus auf ihre eigene Art schlau. In der Vorstellung sind mehr Bewegung und mehr Musik drin als früher. Aber was bringt die Neue an Neuem?

Bevor die mit Spannung erwartete Dritte kommt, wird der Staubwedel geschwungen, das gute Kaffeeservice rausgeholt, der silberne Löffel rustikal am Ärmel auf Hochglanz poliert und nebenher spekuliert, wie die Neue wohl sein wird: Vegetarisch grün oder womöglich frisch aus den Knast? Ein Mannweib in Lila oder eine Schickeria-Mieze? Oder gar eine barocke Baroness?

Nein, es kommt viel schlimmer: Die Neue ist Mülltaucherin – und bringt als Einstand ein altes Zopfbrot frisch aus der Tonne mit. Da pickt die vorübergehend sprachlose Josefe mit sehr spitzen Fingern die Zibeben heraus. Außerdem ist Emma (Gina Maas) ein bisschen überkandidelt und frivol und sehr redselig, wenn auch anfangs in einem furchtbaren englisch-schwäbischen Kauderwelsch.

Viel herumgekommen ist sie, erzählt sie, sie hat schon im australischen Outback gelebt, wo gar nichts ist – wie in einem Kaff auf der Alb, nur ohne Häuser. Aber plötzlich legt sie den Schalter um und fällt ins breiteste Schwäbisch – schließlich ist ihr eingefallen, dass ihre Mutter auch "vo dr Alb ra" kommt.

Josefe und Hildegard überwinden ihre anfängliche Skepsis, denn schließlich sind sie auch nicht auf der Brennsupp‘ dahergeschwommen und wissen, dass das Neue sehr interessant ist, wenn man "it fremdelet". Und so geht es im Dohlengässle-Jargon rund, man kommt vom Hundertsten ins Tausendste und beinahe in ebbes nei. Man schwätzt vom Schaffa, des abgschafft ghört, vom Balzverhalten der Landjugend ("An Absacker im Rapsacker") und macht allgemein viel Werbung für das Schwäbische, auch für Produkte von der Alb ("Mai Mey a mi na"). Spätestens beim gemeinsamen Vorhängenähen ist die Eintracht komplett

Die drei sprechen die Sprache des Publikums. Und sie sind hervorragende Sängerinnen, was sie mehrfach unter Beweis stellen, mit frischer Choreographie. Natürlich wird nach wie vor geschnäpselt, ("an Ouzo ommasuscht") mit erweiterndem Trinkspruch, aber dem bewährten aufs "Läba. Eba Prost" zum Schluss.

Die Mischung aus Bewährtem und Neuem kommt an

Das Publikum ist dabei, es genießt die Seitenhiebe auf die Rangendinger und die philosophischen Erkenntnisse: "S‘ Klügschde isch it immer s’Gescheidschte." Die Mischung aus Bewährtem und Neuem kommt an. Bevor die drei Grazien die Bühne verlassen, räumen sie auf – wie sich das für gute schwäbische Hausfrauen gehört. Der begeisterte Applaus animiert sie zu einer Zugabe, dem gemeinsam mit dem Publikum gesungenen "Guten Abend, gut Nacht".