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Bei der Erschließung von neuen Bauplätzen in Hart knirscht es zwischenBauwilligen, Ortschaftsrat und Naturschutz ordentlich im Gebälk

Was neuer Bauplätze in Hart betrifft, so wird die Kluft zwischen dem, was Naturschützer fordern und dem, was Bauwillige und Ortschaftsräte in Hart wollen, immer tiefer. Eine rasche Erschließung des Gebietes "Hinter Gärten II" erscheint wegen der unterschiedlichen Interessen unwahrscheinlich.

Haigerloch-Hart. Der frühere CDU-Gemeinderat Gregor Biesinger wollte am Montagabend im Ortschaftsrat wissen, wie es mit der Erschließung von "Hinter Gärten II" weitergeht und brachte damit eine Debatte ins Rollen.

Weil dieses Baugebiet (31 Bauplätze in zwei Abschnitten) in einem intakten Streuobstgürtel liegt, sind die Maßnahmen zum Ausgleich der ökologischen Verluste hochkomplex. Deshalb musste der Bebauungsplan mehrfach angepasst und im Juli zum dritten Mal in die öffentliche Anhörung geschickt werden.

Auch jetzt, in der dritten Runde, so berichtete Ortsvorsteher Thomas Bieger, seien erneut Bedenken des Landesnaturschutzverbandes (LNV; siehe nebenstehende Meldung) aber auch von Privatpersonen gegen dieses Baugebiet eingegangen. Deshalb habe die Stadt zusätzlich zum Planungsbüro Gfrörer einen Rechtsanwalt mit der Aufarbeitung der Einwände beauftragt.

Aus diesem Grund kann das neue Harter Baugebiet also immer noch nicht als Satzung beschlossen werden. Es steht nächsten Dienstag deshalb gar nicht erst auf der Tagesordnung des Gemeinderates. Vermutlich muss man mit dieser wichtigen Entscheidung bis zur Novembersitzung warten.

Im Harter Ortschaftsrat war man ungehalten über die momentane Situation. Michael Schill empfand es als "verheerend, dass sich der Naturschutz so gegen die Ortschaft stellt" und in Kauf nehme, dass Hart junge Leute verliere, die für Leben im Kindergarten und in örtlichen Vereinen sorgen.

Gregor Biesinger wurde in der Kritik am deutlichsten. Aus seiner Sicht wird die Entwicklung des ländlichen Raumes mit solchen Maßnahmen regelrecht stranguliert und die Interessen der Harter Bauwilligen mit Füßen getreten. Wenn man Hart eine Chance geben wolle, brauche man Bauplätze – und zwar jetzt.

Dass sich der Landesnaturschutzverband in seiner Stellungnahme zum Baugebiet sinngemäß auch äußert, man solle den Hartern doch so viel Flexibilität zutrauen, in nur wenigen Kilometer entfernten Nachbarorten zu wohnen oder sich – so wie im Fußball – mit Leuten aus der Umgebung gemeinsam in einem Verein zu engagieren, ist für Biesinger ein starkes Stück. "Diese Aussage ist untragbar und hat mit Artenschutz nichts mehr zu tun", ereiferte er sich. Aus solchen Fragen habe sich der LNV rauszuhalten. Angesichts von Preissteigerungen im Wohnhausbau und durch die "Verzögerungstaktik einzelner und die Einsprüche" sind aus Sicht des Unternehmers jedem Bauwilligen ein Schaden von mindestens 50 000 Euro zugefügt worden. Gregor Biesinger: "Eine Sauerei."

Aber was kann man tun? Zumindest so viel, darin war sich der Ortschaftsrat einig: das Thema "Hinter Gärten II" so lange auf die eigene Tagesordnung nehmen, bis was geht. Den beiden Harter Gemeinderäten Thomas Bieger und Katja Weckerle wurde zudem der Auftrag erteilt, nächsten Dienstag im Gemeinderat den Antrag zu stellen, die notwendigen Ausgleichsmaßnahmen für den Naturschutz vorzubereiten.

Auch wenn das möglicherweise alles wenig Aussichten auf Erfolg verspricht, so macht dies aus Gregor Biesingers Sicht dennoch Sinn. "Wenn wir stillhalten, wird nix passieren", meinte er.