Im Alter von 88 Jahren ist der Arzt für Allgemein- und Betriebsmedizin Rudolf Mock verstorben.Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Zum Tode des Haigerlocher Arztes Rudolf Mock (88) / Den Sportverein Haigerloch geprägt

Haigerloch. Für viele Menschen in der Gesamtstadt war er der Hausarzt, über 300 Kindern hat er als ausgebildeter Geburtshelfer auf die Welt geholfen. Bereits am 20. März ist der Arzt für Allgemein- und Betriebsmedizin, Dr. Rudolf Mock, nach einem Krebsleiden im Alter von 88 Jahren in Haigerloch gestorben.

Die Stadt trauert um einen Menschen, der trotz seiner vielen Verdienste nie im Mittelpunkt stehen wollte. Mit seiner bescheidenen Art wirkte Rudolf Mock lieber im Hintergrund und war dennoch immer für alle da.

Schon sein Großvater und sein Vater waren Ärzte in Haigerloch, da lag es nahe, dass Rudolf Mock diese Familientradition fortsetzt. In der Universitätsklinik in Tübingen war er am 4. März 1933 zur Welt gekommen – zufälligerweise als einziger Junge an diesem Tag neben sieben Mädchen. In Haigerloch wuchs er gemeinsam mit seinen beiden Schwestern Hildegard (verheiratete Zöhrlaut) und der inzwischen verstorbenen Hannelore (verheiratete Lietz) auf.

Das Abitur machte Rudolf Mock am Gymnasium in Hechingen, danach ging es zum Medizinstudium in die Universitätsstadt Freiburg. Dort hat er im Sommer 1952 beim Fest einer Studentenverbindung seine spätere Frau Ursula kennengelernt, die damals das Fach Drogistin für pharmazeutischen Großhandel studierte. Er damals 19 Jahre alt, sie 17.

Die gebürtige Badenerin folgte ihm ins schwäbische Haigerloch und am 3. September 1960 wurde in der Annakirche geheiratet. Aus der Ehe entstammen Sohn Rolf und die beiden Töchter Birgit und Gabriele. Sie leben heute mit ihren Familien in Hechingen, Wittershausen und in Haslach im Kinzigtal. Inzwischen gibt es auch vier Enkel und einen Urenkel.

Doch erst noch mal einen Schritt zurück: Nach dem Staatsexamen folgten für Rudolf Mock die damals obligaten Assistenzzeiten in der Chirurgie des Krankenhauses in Villingen-Schwenningen, als Internist in Rottenburg und als Geburtshelfer in Offenburg.

Im Jahr 1963 übernahm er dann die elterliche Praxis neben der Schlossbrauerei und wurde das, was man früher einen Landarzt nannte – wobei das zu kurz greift, denn als Betriebsarzt betreute er zusätzlich bis zu acht größere Unternehmen.

Für einen Landarzt ist der Acht-Stunden-Tag ein Fremdwort

Hausbesuche gehörten damals zum alltäglichen Geschäft eines Arztes auf dem Land, Stunden wurden nicht gezählt und Feier- und Sonntage kannte man nicht. "Mein Mann ist manche Nacht unterwegs gewesen", erinnert sich seine Frau Ursula, insbesondere wenn er zu Geburten musste. Sie war ihrem Gatten in der Praxis stets eine große Stütze und ließ sich dafür zur Medizinischen Technischen Assistentin weiterbilden. Auch in der Familie hielt sie ihm den Rücken frei.

1967 entschlossen sich die Mocks, im Baumäckerweg ein Wohnhaus zu bauen und dort Praxisräume zu integrieren. Es sollte die Heimat der Arztpraxis werden, bis Rudolf Mock 1998 seine erfolgreiche berufliche Laufbahn altershalber beendete und damit eine 110-jährige Familientradition endete.

Karl-Albrecht Rapp wurde sein Nachfolger, wechselte mit der Arztpraxis dann aber 2007 ins neu gebaute Gesundheitscentrum in der Meinradstraße. Seither ist im Baumäckerweg die Logopädie-Praxis von Stefanie Müller beheimatet.

Das Dasein als Arzt war indes nur eine Seite von Rudolf Mock. Auch ins Haigerlocher Vereinsleben brachte er sich ein. An erster Stelle steht hier natürlich sein Engagement für den Sportverein "Rot-Weiß" Haigerloch, dem er 65 Jahre angehörte. Zehn Jahre lang hat Rudolf Mock selbst in der Jugend und bei den Aktiven die Kickstiefel geschnürt. Drei Jahre stand er als Trainer an der Seitenlinie. 26 Jahre übernahm Mock den Vereinsvorsitz. Für diese Verdienste wurde er 1994 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Gemeinsam mit Hermann Zöhrlaut, Verena Pfeffer, und Birgit Gulde war Rudolf Mock maßgeblich dafür verantwortlich, dass 1999 im SV Haigerloch eine Herzsportgruppe entstand. Sie begleitete er als Arzt und Mentor bis zu seinem Tode. Als die Gruppe im September 2019 ihr 20-jähriges Bestehen feierte, verlieh ihm der Württembergische Behinderten- und Rehabilitationssportverband (WBRS) die Goldene Ehrennadel.

Die Aquaristik war neben dem Fußball eine weitere Leidenschaft

Selbst ein passionierter Aquarianer, war Rudolf Mock auch Mitglied im Aquarienclub Haigerloch/Bad Imnau und beteiligte sich immer wieder an dessen großen Ausstellungen. Förderndes Mitglied war der Verstorbene dazu in einigen Haigerlocher Vereinen, darunter über 50 Jahre in der Stadtkapelle.

Vor zweieinhalb Jahren zogen Rudolf und Ursula Mock schließlich in eine seniorengerechte Wohnung im St. Annaweg beim Altenpflegeheim. Dort haben sie seither gemeinsam ihren Lebensabend genossen. Die Beisetzung von Rudolf Mock fand bereits am 31. März auf dem Haigerlocher Friedhof statt, am heutigen Samstag ist ab 18.30 Uhr in der Annakirche ein Seelenamt für ihn.