Gunnar Hornstein (rechts), Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen für die Landkreiskreise Zollernalb und Sigmaringen, informierte in Gruol über das am Wasser lebende Tier, und wie sich Landwirte und Fischer schützen können, ohne ihm zu schaden. Im Hintergrund (Mitte): Gruols Ortsvorsteher Reiner Schullian. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Ökologie: Sachverständiger Hornstein klärt bei Vor-Ort-Gespräch in Gruol über das geschützte Tier auf

Das Auftauchen eines Bibers an der Stunzach hat in Gruol für Verunsicherung gesorgt. Wie soll man mit dem Tier und vor allem seinem Werk umgehen? Am Samstag gab’s Aufklärung und wichtige Tipps für Fischer und Landwirte.

Haigerloch-Gruol. Dass sehr wahrscheinlich ein einzelner Jungbiber, der noch ohne Familie ist, die Stunzach als neue Heimat für sich entdeckt hat, ist in jüngster Zeit an vielen Stellen sichtbar geworden. Das Tier hat am Stunzachufer ganze Bäume umgelegt und an manchen anderen deutliche Nagespuren in der Rinde hinterlassen.

Im Bruckensee der Gruoler Fischer haben ihm vor allem die Wurzeln (Rizome) von Seerosen geschmeckt. In der Stunzach selbst hat er einen Damm und seinen Biberbau gebaut, beide waren am Samstag jedoch nicht mehr aufzufinden. Vermutlich sind sie dem starken Regen zum Opfer gefallen, welcher vor knapp zwei Wochen das Wasser in Stunzach und Eyach mächtig anschwellen ließ.

Wie aber hat der Biber nach Gruol gefunden? Wohl kaum, weil der NABU ihn dort ausgesetzt hat, wie ein im Umlauf befindliches Gerücht anscheinend behauptet. Vielmehr erobert sich das im 19. Jahrhundert wegen seines Fells, seines Fleisches und seine Duftsekretes ("Bibergeil") fast ausgerottete Tier seine natürlichen Lebensräume allmählich wieder selber zurück.

Seit etwa 30 Jahren, so berichtete es der vom Fischereiverein Gruol eingeladene Bibersachverständige des Regierungspräsidiums Tübingen (RPT), Gunnar Hornstein, am Samstag vor einer großen Runde interessierter Leute, besiedeln Biber von der Donau und Iller aus wieder Flüsse und Ufer im Süden Deutschlands.

Während es laut ihm in Bayern bereits 22- bis 23 000 Biber gebe, gehe man in Baden-Württemberg von 5500 aus. Seit 2011 hat er alle Landkreise im Regierungspräsidiumsbezirk erreicht.

Biber sorgen für die naturnahe Umgestaltung von Gewässern und vor allem Weiden und Pappeln haben sich auf ihn eingestellt. Wenn er an ihnen frisst, sorgt das für eine Verjüngung der Bäume. Aus diesem und noch vielen anderen Gründen ist der Biber eine streng geschützte Art und deshalb ist es verboten, ihn zu jagen, zu töten oder zu fangen. Auch seine Fortpflanzungs- und Ruhestätten dürfen nicht ge- oder gar zerstört werden.

Und dennoch birgt das Zusammenleben zwischen Mensch und Biber Konfliktpotenzial, das ist auch Gunnar Hornstein klar. Um auftretende Problemfälle zu lösen, solle man deshalb den Kontakt zu den Bibermanagern im Regierungspräsidium oder Landratsamt aufnehmen, sobald man die ersten Biberspuren entdeckt habe, riet er. Landwirte könnten sich auch an ihren Kreisverband wenden.

In den allermeisten Fällen, so Hornstein, finde sich eine Lösung, um eine friedliche Koexistenz von Mensch und Tier zu erreichen. Beim Rundgang an der Stunzach erläuterte er anschaulich verschiedene Maßnahmen, die einfach umzusetzen und gleichermaßen wirksam sind.

Gehölze, die man schützen möchte, kann man zum Beispiel mit einer Drahthose versehen. Diese müsse allerdings in einem bestimmten Abstand zum Baum und unter Einhaltung einer gewissen Höhe gebaut und keinesfalls direkt am Baum angebracht werden, sonst stellt sie für das Tier kein Hindernis dar. Hänge ließen sich ebenfalls mit Schutzgittern schützen. An den Kosten für solche Maschendrahtgitter beteiligen sich die Landratsämter. Elektrozäune an Maisfeldern sind ebenfalls ein wirkungsvoller Fraßschutz, denn ein nasser Biber, der mit Strom in Kontakt kommt, lernt schnell. Und ganz simpel ist es, Gewässerränder allenfalls extensiv zu nutzen und den im Landeswassergesetz festgelegten zehn Meter breiten Gewässerrandstreifen einzuhalten.

Die Angst vor einer explosionsartigen Ausbreitung von Bibern an einer Stelle, ist unbegründet, wie Hornstein zudem erklärte. "Der Biber ist eine sich selbst regulierende Art", dämpfte der Experte derartige Befürchtungen. Denn das Biberleben ist hart. Von den zwei bis vier Jungen pro Jahr ist es selten, dass ein Wurf komplett durchkommt. Und in etwa einem Alter von zwei Jahren werden die Jungbiber aggressiv von den Alten verscheucht und müssen sich ein neues Revier suchen.