Pfarrerin Dorothee Kommer (rechts) verlässt Haigerloch. Zum Abschied und für einen guten Neuanfang überreichte ihr Co-Dekanin Dorothee Sauer vom evangelischen Kirchenbezirk Balingen einen Hibiskus. Foto: Fechter Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Evangelische Kirchengmeeinde Haigerloch verabschiedet Pfarrerin Dorothee Kommer

Haigerloch. So ein Abschied nach fünf Jahren ist nicht leicht, egal, was die Gründe für die Trennung sein mögen. So war auch Pfarrerin Dorothee Kommer sichtlich bewegt, als sie beim Sonntagsgottesdienst in der Abendmahlskirche ihrer Gemeinde Lebewohl sagte.

Der Abschied falle ihr vor allem schwer, weil dazu viele Menschen gekommen seien, die ihr ans Herz gewachsen sind, erklärte die Pfarrerin zu Beginn des Gottesdienstes. Ihrer letzten Predigt unter dem Abendmahlsgemälde legte sie die Worte des Evangelisten Lukas zu Grunde: "Du siehst den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht."

Barmherzigkeit, so die Theologin, sei das Wichtigste im Leben; Andere anders sein zu lassen, ohne sie zu verurteilen. Man müsse versuchen, trotz gegenseitiger Verletzungen gemeinsam einen Neuanfang zu wagen, der mehr sei als ein bloßes "Schwamm drüber". Manchmal müsse man sich aber auch das Scheitern eingestehen und sagen: Es ist nicht gelungen.

Damit danach ein Neuanfang gelingen könne, sei es wichtig, bei sich selber mit der Ursachensuche anzufangen, um nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen – wie ein Blinder, der ein Loch in der Straße nichts sehen könne und immer wieder hineinfalle. Man dürfe sich nicht darauf verlassen, dass andere einem die Straße ebnen.

"Es muss nicht alles bleiben, wie es ist", so Dorothee Kommer, viel mehr müsse ein Weg aus der Endlosschleife der Gewohnheiten gefunden werden. Dazu müsse man erkennen, dass man auch einmal nicht Recht haben könnte. Dies sei schmerzhaft, aber es sei der einzige Weg, der weiterführe.

Die Co-Dekanin des evangelischen Kirchenbezirks Balingen, Dorothee Sauer, bedauerte den Weggang Kommers aus Haigerloch und aus dem Kirchenbezirk, in dem sie insgesamt zwölf Jahre gewirkt hat.

Aber da es nicht gelungen sei, die entstandenen Spannungen in der Kirchengemeinde Haigerloch abzubauen, sei es besser, wenn die Wege sich trennten. Sie dankte der scheidenden Pfarrerin, die im Kirchenbezirk Tuttlingen eine neue Pfarrstelle erhalten wird, für die Arbeit, Zeit und Energie in Haigerloch, und wünschte Kommer, dass der Neuanfang gelinge. Als Abschiedsgeschenk überreichte sie ihr ein Hibiskusbäumchen mit sehr vielen Knospen. Mit lang anhaltendem Beifall dankten die Gottesdienstbesucher der scheidenden Pfarrerin. Gute Wünsche sprachen auch Mitglieder des Kirchengemeinderats aus.

Der Posaunenchor sorgte sowohl für festliche als auch für schwungvolle Töne im Gottesdienst. Angela Winkler und Simone Höhnisch sangen gemeinsam "Jesus in meinem Haus".

Nach dem Gottesdienst hatten die Gemeindemitglieder beim Kirchcafé Gelegenheit, sich persönlich von Pfarrerin Kommer zu verabschieden.