Im Haigerlocher Fotogeschäft Weber befinden sich Bilddokumente von großem lokal- und regionalhistorischem Wert. Darunter zum Beispiel eine Schachtel mit Negativen vom großen Erdbeben, das 1978 den Zollernalbkreis erschüttert hat. Folke Weber stellt die Negative zur Aufarbeitung nun dem Kreisarchiv zur Verfügung. Foto: Kost Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Fotogeschäft Weber übergibt einen großen Teil seines Bilderarchivs an den Landkreis

Seine Beharrlichkeit hat sich für Kreisarchivar Andreas Zekorn ausgezahlt. Schon einige Jahre träumt er davon, Zugang zum schier unerschöpflichen Archiv des Haigerlocher Fotofachgeschäftes Foto-Weber zu bekommen. Dieser Traum wird nun Wirklichkeit.

Haigerloch. Seit 1925 gibt es in Haigerloch Foto Weber. Das Geschäft wurde von Paul Weber gegründet. Nach dessen Tod 1951 führten dessen Frau Berta und ab 1961 der Sohn Jörg ( † 2002) das Geschäft fort, das sich nun in dritter Generation in den Händen von Folke Weber, dem Enkel des Gründers, befindet.

Alle drei Inhaber des Geschäfts waren und sind als Fotografen tätig. In dieser langen Zeit sind eine schier unüberschaubare Zahl an Negativen entstanden, die im Fotogeschäft in der Unterstadt in kleinen Kisten und Schachteln lagern. Folke Weber hat sich in diesem Frühjahr und nach Rücksprache mit seiner Familie dazu entschieden, den größten Teil dieses über Jahrzehnte aufgebauten Bestandes dem Archiv des Zollernalbkreises zu stiften.

Die Rede ist dabei von Negativen – die in der Zeit zwischen etwa 1940 und der Jahrtausendwende entstanden sind. Was Kreisarchivar Zekorn als etwa "50 Regalmetern an Foto-Negativen" bezeichnet, erreicht nach der Einschätzung von Folke Weber eine Dimension zwischen 200- bis 500 000 Negativen. Fotos, die nicht nur das Geschehen in Haigerloch dokumentieren, sondern in einem größeren Umkreis geschossen wurden, denn das Fotogeschäft Weber war und ist bis heute von Tuttlingen bis Stuttgart aktiv. Unter den Negativen sind zum Beispiel Aufnahmen vom großen Erdbeben, das 1978 den Zollernalbkreis erschüttert hat, aber auch Aufnahmen von diversen Bauwerken, Baustellen und noch vieles mehr. Kreisarchivar Andreas Zekorn spricht deshalb von einem Bestand mit erheblichem historischem Wert, Folke Weber etwas emotionaler von einem "Familienschatz".

Einig sind sich aber beide darin, dass dieser Fundus unbedingt der Nachwelt erhalten bleiben soll. Die konservatorische Aufarbeitung der Bilder und die Übernahme des "Archiv Foto Weber Haigerloch" als eigener Bestand in das Kreisarchiv wird zunächst einmal eine riesige Aufgabe sein. Später sollen die Fotos auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Am Mittwoch, 4. Juli, wird der Fotobestand übrigens im Beisein von Landrat Günther-Martin Pauli und Haigerlochs Bürgermeister Heinrich Götz offiziell an das Kreisarchiv übergeben.

Eines ist Fotograf Folke Weber auch noch wichtig. Die Übergabe der Negative, betont er gegenüber unserer Zeitung, bedeute keineswegs das allmähliche Ende des Fachgeschäftes. Im Gegenteil: "Wir platzen aus allen Nähten", so Weber. Das Ausräumen der Negativ-Bestände schafft also Raum für den laufenden Betrieb.