Die Bienen hatten sich wie in einer Traube um ihre Königin herum an einem Weigelien-Strauch im Garten der Familie Wellenzohn niedergelassen. Foto: Wellenzohn

Im Garten von Familie Wellenzohn lassen sich zehntausende Insekten nieder. Tiere nicht aggressiv.

Haigerloch - Familie Wellenzohn sitzt nichts ahnend beim Nachmittagskaffee auf der Terrasse. Da erhebt sich ein Summen in der Luft, über dem Garten steht plötzlich eine riesige grauschwarze Wolke beinahe biblischen Ausmaßes: Ein Bienenschwarm fliegt plötzlich in ihren Garten ein und lässt sich nieder.

Genauer gesagt haben es die summenden Gäste auf einen ganz bestimmten Strauch abgesehen, eine Weigelie. Dort hängen sie in einer fetten Traube aneinander. Warum? "Keine Ahnung", sagt Gerlinde Wellenzohn. "Die könnten sich genau so gut an einer Kellertreppe niederlassen". Entscheidend ist, wo die Königin hinfliegt.

Überhaupt bleibt die Hausherrin cool angesichts des geschäftigen Summens und Brummens um sie herum. "Die sind doch gar nicht aggressiv", erklärt sie und lässt den Bienenschwarm über Nacht erst einmal in Ruhe im Garten hausen.

Dennoch können die geschätzt 10- bis 12 000 "Kaffeegäste" natürlich nicht in der Weigelie im Reiserweg bleiben. Familie Wellenzohn informiert Thomas Klingler, den Vorsitzenden des Haigerlocher Imkervereins. Der kommt gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen und bringt einen speziellen Bienenkasten mit. "Wenn die Königin da reinfliegt, kommen die anderen nach", erklärt er Gerlinde Wellenzohn.

Als Fachmann kann er diesem ungewöhnliche Schauspiel gut erklären. Wenn ein Bienenvolk während der Vermehrungsphase zu groß und der Stock zu eng wird, macht sich ein Teil auf die Suche nach einer neuen Bleibe und folgt dabei seiner alten Königin. Es kommt also zum Ausflug eines ganzen Geschwaders.

Das Einsammeln des neuen Bienenvolkes ist selbst für den versierten Imker nicht schnell zu bewerkstelligen und erfordert Geduld. Die Bienen umsummen zwar durchaus interessiert seinen Kasten, manche genießen aber lieber noch die Freiheit und ziehen nur zögerlich um. Auch die Nachbarschaft hat das ungewöhnliche Naturschauspiel mitbekommen und regen Anteil an der Umsiedlungsaktion genommen. Die unerwarteten Gäste der Familie Wellenzohn haben jetzt in Hart unter den anderen Bienenvölkern von Thomas Klingler eine neue Heimat gefunden.

Woher dieser große Bienenschwarm überhaupt kam, darüber kann aber selbst er nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise sind sie einem der Wanderimker ausgebüxt, die derzeit während der Rapsblüte auch in dieser Region unterwegs sind. Auch für ihn war es ein besonderes Schauspiel. "Noch nie habe ich eine so großen Schwarm erlebt", so Klingler. Im Garten der Wellenzohns hätten sich die Bienen höchstwahrscheinlich nicht dauerhaft eingerichtet, dort sind sie wohl nur zwischengelandet, weil der alten Königin die Kraft zum Weiterfliegen ausgegangen ist.

Im Reiserweg ist mittlerweile wieder Ruhe eingekehrt- Nur noch wenige Bienen summen dort in "normaler" frühsommerlicher Lautstärke.