Pfarrer Oliver Saia Foto: Schwarzwälder Bote

Geistlicher Impuls: Heute vom evangelischen Pfarrer Oliver Saia

Bier, Bratwurst, Bollerwagen und das vierte B: Betrunkene Männer. Leider auch dreimal so viele Alkohol-Unfälle als an normalen Tagen und volle Notaufnahmen. So lesen sich traurige Bilanzen zum Vatertag.

Wer also ein bisschen damit hadert, dass der klassische Vatertag ausfallen muss, der kann sich mit diesen Horrorzahlen ein wenig trösten oder sich vom Pfarrer den (verpassten) Spaß vollends verleiden lassen.

Ehrlich gesagt: Auch ich ziehe gern mit Kumpels, Bier und Grillfleisch durch die Felder. Toll für die Nackensteak-Hopfen-Karawanen ist zudem, dass der Vatertag in Deutschland auch noch an Himmelfahrt, diesem seltsamen Feiertag, liegt. Klingt nach einem praktischen aber unpassenden Zufall. Nicht ganz.

Tatsächlich hat Himmelfahrt ganz viel mit einem Vater zu tun: Mit Gott! Wir Christen erinnern an diesem Tag daran, dass Jesus zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt ist.

Leider klingt Himmelfahrt auch ein bisschen nach Science-Fiction oder Fantasy. Auch ich vermag mir das technisch nicht so genau vorzustellen – aber der entscheidende Kern der Sache ist: Jesus hat nach der Sache mit Ostern nicht einfach einen Laden aufgemacht und gelebt bis er alt und zufrieden starb. Nein – sein Werk war an Himmelfahrt beendet.

Sein Werk – das war seine Botschaft der Liebe Gottes und was er aus dieser Liebe an Karfreitag und Ostern für uns getan hat. Und Jesus kehrt dorthin zurück, wo auch wir Christen seit diesem Tag hingehören dürfen: Zu Gott – zum Vater.

Himmelfahrt ist aber nicht bloß Abschied. Es ist auch ein Versprechen Jesu: "Gerade weil ich jetzt zurückkehre, lasse ich euch nicht allein. Ich schenke euch den Heiligen Geist." Von diesem Geist sagt die Bibel: Er ist "kein Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und Besonnenheit.". 

Ich glaube, auch heute brauchen wir diesen Geist der Besonnenheit. Mehr denn je. Wenn wir über maßvolle Öffnungen, ersehnte Lockerungen oder gar Impfstoffe reden, sich dann aber immer mehr Bürger mit krudesten Verschwörungstheorien in die Medien und auf die Plätze drängen – dann müssen wir schon fragen: Johlt dort der Geist der Liebe und der Besonnenheit?

Ich wage es zu bezweifeln. Ich sehe dort leider vielmehr Furcht und Angstmache vor ungewissen und unbewiesenen Dingen. Vor allem Ignoranz vor dem, was man in Italien und Spanien mitansehen musste.

Himmelfahrt möchte unsere Blickrichtung ändern. Es geht nicht nur um das, was uns "hier unten" Angst und Sorgen macht – oder uns so langsam auf den Zeiger geht. Sondern es geht darum, dass Gottes Geist "von oben" auch für diese Tage die nötige Kraft und Besonnenheit schenkt, miteinander und füreinander durchzuhalten. Und sogar die zu lieben, die wir entweder für überängstlich, zu leichtfertig oder gar ignorant halten müssen.