Experten gingen zunächst davon aus, dass es sich bei dem Tier um einen Makohai handelt. Nun sprechen Berichte jedoch von einem Weißspitzen-Hochseehai. Foto: © prochym – stock.adobe.com

Eine Österreicherin (68) kommt nach einem Hai-Angriff in der ägyptischen Touristen-Hochburg Hurghada ums Leben. Noch am selben Tag stirbt eine Rumänin nach einem weiteren Angriff. Was bedeuten die Vorfälle für Touristen und ihre geplanten Reisen?

Eines zur Einordnung vorweg: Haie jagen grundsätzlich keine Menschen. Weder im offenen Meer noch in der Nähe von Touristenstränden. In diesem Fall von einem Angriff eines Killer-Hais zu sprechen, gleicht also einer fehlerhaften Darstellung.

Rottweiler Andreas Wilkens über den Umgang mit Haien

Dies unterstreicht auch der Hai-Taucher Andreas Wilkens: "Wenn man sich an gewisse Spielregeln im Umgang mit den Jägern der Meere hält und sich stets als Gast in der Unterwasserwelt versteht, dann besteht auch keine Gefahr, dass es gefährlich wird." Angst habe er noch nie gehabt, aber Respekt und das sei auch ganz wichtig, betont er.

In Hurghada (Ägypten) kam es am vergangenen Wochenende jedoch zu gleich zwei Hai-Angriffen. Mutmaßlich ein und derselbe Hai hat unweit des beliebten Touristen-Reiseziels eine 68-jährige Österreicherin sowie eine Rumänin (Ende 40) angegriffen und beide lebensgefährlich verletzt. Die russische Agentur Ria Novosti berichtete, die 68-Jährige habe bei dem Angriff einen Arm und ein Bein verloren. Auf dem Weg ins Krankenhaus habe sie schließlich einen tödlichen Herzinfarkt erlitten. 

Hai-Angriff in Hurghada: Video kursiert in Sozialen Medien

Ein Video zeigt, wie die Österreicherin in Blut gefärbtem Wasser versucht, sich in Sicherheit zu bringen. Unterdessen versuchen Männer vom Steg aus, sie mit einem Seil aus dem Wasser zu ziehen und das Tier abzulenken.

Nach den beiden Unglücken wurde der Strand für drei Tage gesperrt. Die Kammer für Tauch- und Wassersport (CDWS) informierte ihre Mitglieder nach dem Zwischenfall über die Sichtung eines Makohais in der Gegend. Wassersport wie Tauchen, Schnorcheln, Kite- und Windsurfen seien während dieser Zeit in dem Gebiet nicht gestattet, hieß es.

Diverse Hotels und Clubs haben aus Sicherheitsgründen die Strände gesperrt. Der Robinson Club Soma Bay, ca. 40 Kilometer vom Unglücksstrand entfernt, verweist in einem Informationsschreiben auf die lokalen Behörden, die jegliche Wasseraktivitäten sowie Schwimmen im Roten Meer untersagt haben.

Nutzer diskutieren über Entscheidung des Robinson Clubs Soma Bay und der Behörden 

Nicht alle Facebook-Nutzer können die Entscheidung der Behörden nachvollziehen. "In meinen Augen haben die Offiziellen zu viel 'Weißer Hai' geschaut, anstatt sich mit Meeresbiologen zu unterhalten", schreibt beispielsweise ein Nutzer unter den Facebook-Post. Ein anderer unterstreicht jedoch auch den Respekt, der den Opfern gezollt werden sollte.

Hai-Angriff in Hurghada: "Noch keine Warnung des Auswärtigen Amts"

Nicht nur unter Tauchern gilt das Rote Meer und besonders die Region um Hurghada als beliebtes Reiseziel. Aus diesem Grund strömen jährlich Millionen Touristen in die Region. Was können Reisende nach den Vorfällen am sogenannten "Horror-Strand" nun machen? Ist eine kurzfristige Stornierung möglich? 

"Es gibt noch keine Warnung vom Auswärtigen Amt. Deswegen sind die Reiseveranstalter auch nicht verpflichtet, die Reisen abzusagen. Wir im Reisebüro versuchen aber immer, eine Lösung zu finden", klärt Adem Celik vom Reise-Center Oberndorf. Eine Stornierung ist also ohne Weiteres nicht möglich.

Aktuell habe Adem Celik keine Kunden in der Region. Erst Ende Juli stehe wieder eine Reise an. "Bisher kamen noch keine Nachfragen. Wenn ich die Unterlagen hinschicke, spreche ich den Vorfall aber natürlich an und informiere über das Wichtigste. Ich werde auf jeden Fall eine Warnung aussprechen", sagt der Inhaber des Reisebüros. 

Hauptsaison in Hurghada beginnt im Oktober

Meist seien die Kunden aber sogar besser informiert, erklärt Celik. Es sei durchaus denkbar, dass die Vorfälle in den Köpfen der Reisenden eine Rolle spielten. Die Hauptreisezeit für Ägypten liegt zwischen Oktober bis April. Mögliche Auswirkungen zeigen sich also wahrscheinlich erst gegen Herbst. Auch in Celiks Auftragsbüchern stehen für diese Zeit einige Reisen nach Hurghada auf dem Plan.

Doch wie konnte es überhaupt zu den schrecklichen Angriffen kommen? Zwischenfälle mit Haien sind in der Region eigentlich äußerst selten, seit 1828 gab es lediglich 22 dokumentierte Attacken. 2018 starb ein Tourist aus Tschechien nach einem Hai-Angriff, 2015 kamen so auch ein Deutscher und 2010 eine deutsche Rentnerin ums Leben.

Hai-Attacke in Hurghada: Lockten tote Schafe den Hai an?

Die "Bild" sieht für die Hai-Attacken in Hurghada einen Vorfall vom 12. Juni 2022 als mögliche Erklärung. An diesem Tag war im Hafen von Sawakin (Sudan) der Frachter „Badr 1“ gesunken, etwa 1000 Kilometer südlich von Hurghada. An Bord des überladenen Schiffs waren 15.800 Schafe, nur 700 konnten lebend aus dem Wasser gefischt werden. 

El Tayeb, Ägyptens Präsident der Umweltgewerkschaft, kann sich durchaus einen Zusammenhang vorstellen. Der Frachter war vermutlich auf den Weg nach Mekka (Saudi-Arabien), wo am kommenden Donnerstag das Opferfest begangen wird. Nicht selten werden Haie mithilfe von Tierabfällen im Rahmen von Ausflügen angelockt. Die Fütterung ist jedoch verboten. Denkbar daher, dass abgetriebene Schafkadaver die Haie anlockten, aber keineswegs gesichert.