Gerettet – einer von drei kleinen Hähnen, die auf einem Feldweg zwischen Talheim und Haiterbuch gefunden wurden. Foto: Jaqueline Dießner

Drei junge Hähne wurden spätabends an einem abgelegenen Feldweg zwischen Talheim und Haiterbach entdeckt. Tierschützerin Jaqueline Dießner geht von gezieltem Aussetzen aus. Das sei kein Einzelfall. Immer öfter würden Hähne in Horb ausgesetzt.

Wurden diese drei Jung-Hähne ausgesetzt? Tierschützerin Jaqueline Dießner ist sich sicher. Die drei Hähne wurden Anfang April an einem Sonntag spätabends gegen 23 Uhr zwischen Talheim und Haiterbach an einem Feldweg gefunden.

 

„Autofahrer hatten angehalten und die drei zufällig entdeckt. Sie übergaben sie der Polizei in Horb, die mich dann anrief. Ich holte die drei. Ganz lieben Dank an dieser Stelle an die Polizei für die gute Zusammenarbeit“, erzählt Dießner.

Eines der Jungtiere war sehr schwach

Eines der Jungtiere sei bereits sehr schwach gewesen. „Es lag seitlich und hatte Schnabelatmung. Ich dachte, es stirbt. Ich hab es umgehend unter mein T-Shirt gesteckt, um es mit Körperwärme zu wärmen.“

Dann die gute Nachricht: „Es wurde dann etwas munterer. Ich habe es dann zu seinen Geschwistern gelegt, die im Wärmekissen lagen. Als ich daheim eintraf, piepten alle drei kräftig.“ Sie kamen umgehend unter die Wärmeplatte und bekamen Kükenaufzuchtfutter und Wasser, „was sie dankend annahmen“. Danach fuhr Dießner noch einmal los und fuhr den Feldweg ab, aber ohne Erfolg . „Ich hoffe, es waren ‘nur‘ die drei.“

Die Jung-Hähne haben sich gut entwickelt. Foto: Jaqueline Dießner

Mittlerweile geht es den drei kleinen Hähnen richtig gut. „Inzwischen sind die munter und agil und futterfest. Anhand der Zeichnung und mit Rücksprache einiger Geflügelkenner kann man erkennen, dass es sich hierbei um Hähne handelt.“

Warum Hähne so oft ausgesetzt werden Doch warum wollte jemand die drei Tiere loswerden? „Leider werden Hähne sehr oft ausgesetzt. Wir mussten rund um Horb und den Teilorten schon einige Tiere in mühevoller Arbeit sichern“, berichtet Dießner.

Die Tierschützerin erklärt auch, warum das passiert. „Jeder der Hühner hält, kann meist nur einen Hahn dazu setzen, da die Hähne sich sonst bekriegen. Oftmals gibt es aber auch Nachbarschaftsstreitigkeiten wegen der Lautstärke der Hähne. So sind Hähne weniger gewollt und die Nachfrage nicht sehr hoch im Gegensatz zu Hennen. Deshalb werden Hähne einfach aussortiert und irgendwie entsorgt.“

Das sei aber ganz furchtbarer Stress für die Tiere und das Aussetzen eines Haustieres sei strafbar.

Hähne: ein Leben mit wenig Aussicht

Mehrere Quellen bestätigen Dießners Erklärung: „Als Hahn auf die Welt zu kommen, ist ein Leben mit wenig Aussicht“, schreibt beispielsweise der Hamburger Tierschutzverein. „Die Tierheime kümmern sich, wenn sie Hähne aufnehmen, oft sehr lange, wenn nicht dauerhaft um die Tiere.“

Viele unterschätzen Aufwand und Verantwortung Das Problem ist oft: Viele Menschen möchten Hühner halten – vor allem wegen der Eierproduktion. Dafür braucht es aber keine Hähne, sondern nur Hennen. Wer privat Küken ausbrütet, bekommt automatisch etwa 50 Prozent Hähne. Viele Halter unterschätzen auch die Lautstärke – und trennen sich dann lieber vom Tier, anstatt Konflikte zu riskieren.

Kraftfutter zum Aufpäppeln Foto: Jaqueline Dießner

Weitere Probleme: Immer mehr Menschen entdecken die Hühnerhaltung als Hobby, unterschätzen aber den Pflegeaufwand. Und: Es gibt kaum Nachfrage nach Hähnen. Auch Dießner hat noch kein neues Zuhause für die Hähne gefunden. „Sie sind immer noch bei mir.“

Mögliche Strafen für das Aussetzen von Tieren Was droht als Strafe? Rechtsgrundlage sind § 3 und § 17 Tierschutzgesetz (TierSchG) – in § 3 heißt es unter anderem, es sei verboten, „ein Tier auszusetzen oder zurückzulassen, um sich seiner zu entledigen“. Das wäre dann eine Ordnungswidrigkeit.

In § 17 steht:„Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer ein Wirbeltier (…) aus Rohheit oder erheblichem Leidensdruck quält oder ihm erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt.“ Das Aussetzen könnte unter diese Regel fallen, wenn das Tier dadurch erheblich leidet, zum Beispiel durch: fehlendes Futter oder Wasser, Witterungseinflüsse (Hitze, Kälte, Regen), Stress oder Angst, Verletzungsgefahr durch Verkehr oder andere Tiere.