Der sogenannte Brenner an einem Hagelflieger. Foto: Kraufmann

Selten hat es im Einsatzgebiet des Hagelfliegervereins Südwest mit Sitz in VS so gehagelt wie im Juni dieses Jahres. Alleine im Juni war der Flieger bereits 14 Mal in der Luft. Im ganzen vergangenen Jahr waren es gerade einmal elf Einsätze.

Villingen-Schwenningen - Dass es gerade dieses Jahr so extrem ist, sei "reiner Zufall", so der dritte Vorsitzende Peter Hellstern. Bis jetzt seien die Einsätze ein Riesenerfolg gewesen, zeigt sich der zweite Vorsitzende Gernot Hengstler zufrieden. Den Hagel ganz verhindern könne man nicht. "Doch ohne die Hagelabwehr hätten wir in den letzten Jahren sehr schwere Hagelunwetter erlebt. Jeder Hagel, der nicht runterkommt, ist ein gewonnener Tag", so der Vorsitzende des Vereins, Heinz Messner. "Auch wenn es leider immer noch Leute gibt, die glauben, dass Hagelabwehr nicht funktioniert, können wir doch mit vollem Stolz sagen, das tut es", ergänzt Gernot Hengstler. Außerdem sei es günstiger, den Hagelfliegerverein zu unterstützen, als die Schäden zu bezahlen, wenn es keine Flieger gäbe.

Doch wie funktioniert die Hagelabwehr eigentlich? Wenn ein Hagelflieger startet, nutzt er die Aufwinde in einem bestimmten Gebiet vor der Gewitterwolke, um mit Brennern Billionen winzig kleiner Festkörper – eine Lösung des Silberiodids – in die Wolke einzubringen. Das sorgt für mehr, kleinere Wassertropfen, welche dann zu kleineren Hagelkörnern werden, da sich das Wasser auf mehr Eiskristalle verteilt. Diese sind auf dem Weg zur Erdoberfläche dann idealerweise abgeschmolzen oder kommen als deutlich kleinere Hagelkörner an.

Das in die Wolken versprühte Silberiodid ist dabei im Übrigen – anders als viele Leute denken – völlig harmlos, wie Beisitzer Thomas Oppenländer erklärt: "Durch wissenschaftliche Studien kann man sagen, dass keine Gefahr für Menschen, Tiere oder Pflanzen besteht." Dies habe man auch durch ein Experiment bestätigt, als aus 80 Seen und Flüssen vor und nach einem Hagelflugeinsatz Wasserproben genommen wurden. Dabei wurde nach dem Einsatz keinerlei Anreicherungen von Silberiodid festgestellt. "Die chemische Verbindung wird in der Luft sehr stark verdünnt und dann chemisch-biologisch abgebaut, weshalb keine Gefahr für Lebewesen besteht", so der Professor weiter.

Neue Technik für die Hagelbekämpfung

Dass die Hagelabwehr weiter so gut funktioniert, wurde jetzt auch eine neue Technik installiert. Das Flugzeug wurde aufgerüstet, und auch die Kommunikationstechnik für die Piloten wird verbessert. "Wir haben neue Brenner an dem Flieger, wodurch wir deutlich effektiver sind." Jetzt könnten die Brenner gezielt in der Luft angeschaltet werden, statt sie schon vor dem Abheben starten zu müssen. Auch im Falle eines notwendigen Zwischenstopps sei das Auffüllen des Silberiodids einfacher und der erneute Start schneller wieder möglich. Momentan wird noch an einer besseren Kommunikationsmöglichkeit mit dem Piloten gearbeitet. "Früher mussten wir den Einsatz überwiegend am Boden vorbereiten und uns dann in der Luft orientieren. Wir sind praktisch blindgeflogen", erzählt Pilot Holger Miconi. Jetzt könne man die Daten dem Piloten direkt ins Cockpit schicken, erklärt Hellstern weiter.

Mit der neuen Technik werden im Moment mittels Bodenantennen die Daten ins Cockpit geschickt, sodass der Pilot die Wolkenentwicklung und auch seine Position sieht, das klappt aber nicht so richtig, wie Peter Hellstern erläutert: "Vermutlich ab 2022 könnte die Kommunikation dann nicht mehr über die Antennen, die durch ihre Reichweite eingeschränkt sind, erfolgen, sondern ausschließlich über das Internet. Das würde natürlich auch Holger Miconi freuen: "Ohne Hilfe ist es da oben ziemlich schwierig, denn die Hagelbekämpfung funktioniert nur als Team."

Das es nur als Team funktioniert, bestätigt auch Vorsitzender Heinz Messner, der sich nochmal bei allen Mitgliedern des Hagelvereins Südwest bedankt: "Ohne unsere Mitglieder wäre das alles nicht möglich. Da zähle ich nicht nur den Schwarzwald-Baar-Kreis hinzu – der eine Pauschale bezahlt – sondern auch die 15 Mitgliederkommunen, die Privatpersonen und Firmen." Neue Mitglieder seien auch für die Zukunft erwünscht, ergänzt Messner. "Nur so ist die Hagelabwehr auch in Zukunft möglich."