Oberbürgermeister Ralf Broß überreicht Petra Wagner, der Vorsitzenden des Vereins "Frauen helfen Frauen", eine Jubiläumsgabe. Foto: Siegmeier

Bunte Tassen, Gläser, Becher, kleine Kännchen und Krüge stehen am Apostelbrunnen vor dem Alten Rathaus – jedes Gefäß symbolisch für das Schicksal einer Frau, die sich im vergangenen Jahr aufgrund häuslicher Gewalt an "Frauen helfen Frauen" gewendet hat.

Rottweil - Mehr als 200 Gefäße sind es, die die Mitglieder anlässlich ihrer Jubiläumsfeier aufgestellt haben. Eine Zahl, die erschreckt, erschüttert, nachdenklich macht, denn vermutlich sind es wesentlich mehr Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, aber nicht den Mut haben, Hilfe zu suchen oder auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. Die Teilnehmer sind eingeladen, symbolisch mit den Bechern Mut zu schöpfen für alle diese Schicksale, und sie machen davon regen Gebrauch. Ein schönes Zeichen.

Ein schönes Zeichen

Die Zahl der Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, oder Kinder, die sexuell missbraucht werden, ist gestiegen, seit Frauen den Verein vor 30 Jahren gründeten und ein Notruftelefon für hilfesuchende Frauen einrichteten. Aber der Verein hat inzwischen nicht nur eine Beratungsstelle mit ausgebildeten Mitarbeitern und Präventionsprogramme, sondern dank des steten Engagements auch viele Unterstützer und Förderer, die die Arbeit möglich machen.

Nicht wegschauen

Mit dem Festakt vor dem Alten Rathaus und einer Ausstellung zum Thema häusliche Gewalt haben sie nun ihr 30-jähriges Bestehen gefeiert. Oberbürgermeister Ralf Broß begrüßte die Teilnehmer und würdigte die Arbeit des Vereins. "Das Team kümmert sich intensiv um Frauen mit Gewalterfahrung – ein Thema, das alle Gesellschaftsschichten und Institutionen tangiert", sagte er und wies darauf hin, dass das Thema seit Beginn der Pandemie aktueller denn je sei. Deswegen sei es wichtig, aufmerksam zu machen und nicht wegzuschauen. "Deswegen begrüßen wir Ihre Arbeit sehr und werden Sie auch weiterhin unterstützen", so der OB, der der Vorsitzenden Petra Wagner eine "kleine Jubiläumsgabe" für die weitere Arbeit überreichte und sie ermutigte, sich nicht entmutigen zu lassen.

Die Anfänge

Karin Weise, eine der Gründungsfrauen, erzählte von den Anfängen des Vereins und dankte allen, die die Arbeit über die Jahre begleitet und unterstützt haben. "Gewalt ist nie privat. Sie geht uns alle an", sagte sie. Sarah Link erläuterte im Anschluss den Hintergrund der Ausstellungstafeln mit dem Thema "Unfassbar – Häusliche Gewalt einmal ganz öffentlich", die noch bis zum 8. Oktober im Alten Rathaus zu sehen sind. Es sei ihnen ein Anliegen gewesen, das Thema häusliche Gewalt in den verschiedenen Formen öffentlich zu machen. Die Plakate seien sehr klar und zum Teil auch provokativ. Erstellt wurden sie von Studenten des Studiengangs "Visuelle Kommunikation" in Zusammenarbeit mit Frauen des Calwer Frauenhauses.

Am Freitag, 24. September, findet anlässlich des Jubiläums in der Predigerkirche ein ökumenischer Gottesdienst mit dem Titel "Hinschauen statt Wegsehen – Gewalt an Frauen und sexueller Missbrauch an Kindern, wahrnehmen und überwinden" statt. Beginn ist um 18 Uhr. Gestaltet wird der Gottesdienst von Pfarrerin Esther Kuhn-Luz, Gemeindereferentin Sigrun Mei, den Frauen des Vereins und dem ökumenischen Vorbereitungsteam.