Gewalt gegen Frauen nimmt nicht nur bundesweit, sondern auch im Kreis Freudenstadt zu, warnt die Frauenhilfe Freudenstadt. Und setzt unter anderem auf ein Präventionsprojekt an Schulen.
Auch im Kreis Freudenstadt nimmt die Gewalt gegen Frauen beängstigend zu, teilt die Frauenhilfe Freudenstadt in einer Pressemitteilung mit.
Bereits die polizeiliche Kriminalstatistik des Bundeskriminalamts für das Jahr 2024 habe eine besorgniserregende Entwicklung aufgezeigt, schreibt die Frauenhilfe. Sie zeige, dass Taten, bei denen Gewalt ausgeübt werde, im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit 2007 erreicht hätten. Die Zahl der Sexualdelikte – einschließlich solcher mit Todesfolge – stieg um 9,3 Prozent auf 13 320 Fälle an.
Eine Ursache könne, neben vielen anderen Gründen, in der Verrohung der Sprache liegen, vermutet der Verein. Ob im Alltag, in den Sozialen Medien oder in der Politik, überall sei dieses Phänomen zu beobachten, so die Frauenhilfe.
Auch im Kreis Freudenstadt ist die Zahl der Gewaltdelikte an Frauen und Mädchen im Jahr 2024 gestiegen. Aus Zahlen der Polizeidienststelle gehe hervor, dass es im Kreis 204 Fälle häuslicher Gewalt gegeben haben. Gegenüber dem Vorjahr – in dem 164 Fälle erfasst worden waren – eine Zunahme von 24,5 Prozent.
Dunkelziffer bereitet Sorge
Allein im Stadtgebiet von Freudenstadt wurden 108 Fälle registriert, eine Zunahme von 14,9 Prozent. Das Stadtgebiet Horb verzeichnete 96 Fälle. Im Vergleich zu 2023 ein Plus von 37,1 Prozent.
Wie hoch die Dunkelziffer sei – also die Zahl der Übergriffe, die nie aktenkundig werden würden– lasse sich kaum erahnen, führt die Frauenhilfe aus.
Bei der Beratungsstelle der Frauenhilfe suchten im letzten Jahr 169 Frauen Unterstützung. Und die Fallzahlen steigen weiter an. Allein in den ersten drei Monaten diesen Jahres verzeichnete der Verein 63 neue Beratungskontakte.
Wer Gewalt erlebt, wird häufig selbst zum Täter
In der Kriminalstatistik des Bundes fällt auf, dass sich 22,3 Prozent der Gewaltdelikte in den eigenen vier Wänden ereigneten. Betrachte man dies zusammen mit der alarmierenden Nachricht, dass die Zahl der tatverdächtigen Jugendlichen um 3,8 Prozent, die der tatverdächtigen Kinder gar um 11,3 Prozent gestiegen sei, so stelle sich die Frage nach einem Zusammenhang, erläutert die Frauenhilfe. Kinder, die häusliche Gewalt erlebten, ob als Opfer oder als Zuschauer, seien oft traumatisiert, der Schritt zur Gewaltausübung sei oft vorgezeichnet.
Allein 2024 waren von der Gewalt gegen Klientinnen der Frauenhilfe auch 214 Kinder mitbetroffen. Der Verein bietet deshalb Präventionsworkshops an Schulen an. Mit dem Projekt „Liebe braucht Respekt“ versuchen die Beraterinnen, gewaltvolle Beziehungen zu verhindern und Jugendlichen, die in ihrer Familie Gewalt erleben, andere Perspektiven aufzuzeigen. Um diese Workshops auch weiter zu ermöglichen, sucht der Verein Sponsoren.
Nähere Informationen unter www.frauenhilfe-fds.de.