Kein Pardon: Die Ortsvorsteherin Diana Frei wurde beim Umzug am Sonntag geteert und gefedert.
Die Schärmies warfen der Mietersheimer Schultheißin Diana Frei Amtsmissbrauch vor: Sie soll das Mäusehäs ohne närrisches Einverständnis getragen haben. Das Narrengericht kannte Gnade und so begann der Umzug in Mietersheim klebrig mit dem Ausschlachten von Federbetten.
Bei den Krabbenaze des Offenburger Ortsteils Bohlsbach gehört Hängen und Fleddern zum Brauchtum, auch wenn die Prozedur an die Strafe erinnert, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im sogenannten wilden Westen Falschspielern angedacht war: Teeren und Federn. Soweit bekannt, war die Mietersheimer Rathauschefin die erste – eingemeindete – Lahrerin, die mit Kleister und echten Gänsedaunen für ihre Unbotmäßigkeit bestraft worden ist. Die Krabbenaze verwendeten allerdings keinen echten Teer – zum Glück für Diana Frei.
Diana Freis Plädoyer: „nicht schuldig“ – umsonst.
Bleibt die Frage, ob die Anfrage an die Bohlsbacher Narren aus dem Mietersheimer Rathaus oder gar aus dem Ortschaftsrat kam? Eine Schärmies verriet, dass die ansässigen Narren die Kollegen aus dem Norden um diese Art Strafe gebeten hatten. Und es war nach mehr zu erfahren: dass die Bohlsbacher Narren damit gelegentlich durch die Umgebung tingelten. Sollte das ein dezenter Hinweis an andere Narrenzünfte in der südlichen Ortenau, an Ortsverwaltungen in Lahr oder deren Ortschaftsräte oder vielleicht gar die Lahrer Stadtverwaltung nebst Gemeinderat sein?
Auch die Ouvertüre der Strafe war stilecht. Diana Frei wurde auf einer alten Holzleiter von der Schule (wo es vorher noch den Empfang für die beteiligten Zünfte gab) auf den Platz vor dem Rathaus getragen. Ihr Plädoyer „nicht schuldig“ wurde nicht erhört. Die klebrige und fedrige Schau begann.
Pünktlich zum Umzug zeigt sich die Sonne
Der Hochnebel und die damit verbundenen kühleren Temperaturen taten den Narren, die das Hochgericht verfolgten, nicht wirklich weh. Zum Umzug kam die Sonne durch den Nebel, was Konfetti und anderem Schabernack egal gewesen sein dürfte. Rund 3500 Narren aus der Region, aus Nordbaden und sogar aus der Schweiz marschierten von der Mietersheimer Hauptstraße zum Kindergarten und zuletzt zum Bürgerhaus. Die Narren mit Häs waren dabei in der Überzahl: Geschätzt 1000 Zuschauer hatten ebenfalls Spaß – auch die, die noch in Wochen Konfetti an Stellen finden werden, von denen sie nicht einmal wussten, dass es diese gibt.