Bereit zur Auslieferung: Nach dem Cyber-Angriff hat Häfele die Systeme wieder eingerichtet, um seine Kunden mit Ware beliefern zu können. Foto: Häfele

In Teilen kann bei der Nagolder Häfele-Gruppe wieder bestellt und geliefert werden. Im Nagolder Versandzentrum ist man allerdings noch nicht so weit. Man wolle aber „zeitnah nachziehen“.

Nach dem Cyberangriff auf die internationale Häfele-Gruppe mit Hauptsitz in Nagold am 2. Februar 2023 hat das Unternehmen nach weniger als drei Wochen begonnen, Bestellungen wieder anzunehmen und auszuliefern.

„Seit dieser Woche können Häfele-Partner aus elf Bundesländern ihre Bestellungen in einem ersten Schritt wieder telefonisch und per E-Mail tätigen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Die für den Bestell- und Lieferprozess erforderlichen Systeme seien eingerichtet und die Auslieferung der Ware aus dem Versandzentrum Hannover habe begonnen. Auch die Produktion in den Werken der Häfele-Gruppe ist wieder angelaufen.

Zeitnah nachziehen

Im Nagolder Versandzentrum auf dem Wolfsberg ist noch Geduld gefragt. „Die Annahme und Auslieferung von Bestellungen aus den restlichen Bundesländern, die dem Versandzentrum Nagold zugeordnet sind, wird zeitnah nachgezogen“, heißt es bei Häfele.

Bereits am Montag dieser Woche habe die Auslieferung erster offener Bestellungen, die vor dem 2. Februar eingegangen waren, deutschlandweit begonnen. „Dass nun wieder die ersten Paletten und Kartons unser Versandzentrum verlassen, ist ein tolles Gefühl für alle Beteiligten. Die enormen Anstrengungen der letzten Wochen haben sich gelohnt. Wir sind sehr froh, unseren Partnern wieder zur Verfügung zu stehen“, so CEO Gregor Riekena. „Der Hochlauf erfolgt schrittweise, um größtmögliche Stabilität zu gewährleisten. Für die temporären Einschränkungen bitten wir um Verständnis.“

Investition in neue IT-Sicherheitsarchitektur

Als eine der Konsequenzen aus dem Cyberangriff hat Häfele die Entscheidung getroffen, intensiv zu investieren und eine komplett neue IT-Sicherheitsarchitektur aufzubauen.

Diese erstreckt sich über alle Komponenten der Systemlandschaft: von komplett neuen Firewalls zum Schutz der zentralen Datenbanken, über stark gesicherte und gekapselte Netzwerke zur kontrollierten Durchleitung der globalen Datenströme, bis hin zu neuesten Virenschutzprogrammen für die gesamten Endgeräte wie Laptops oder Scanne

Häfele-Chef Gregor Riekena dazu: „Das Thema Cyber-Security hatte bei uns bereits einen hohen Stellenwert. Zugleich zeigt sich, dass niemand zu 100 Prozent vor solch krimineller Energie geschützt ist. Mit dem Ziel, künftige IT-Risiken zu minimieren, verstärken wir unsere Sicherheitsvorkehrungen nun nochmals und nutzen dafür jeweils die beste am Markt verfügbare Technologie.“

Ransomware-Angriff aus einer externen Quelle

Die Homepage des Unternehmens befindet sich im Wiederaufbau. Dort informiert Häfele ebenfalls über den „Ransomware-Angriff aus einer externen Quelle“, den es in der Nacht zum 2. Februar auf die IT-Systeme der Häfele-Gruppe gegeben hatte: „Der präventiven Abschaltung unserer Systemlandschaft folgt nun der schrittweise und kontrollierte Wiederaufbau.“

Über die Homepage kann immerhin wieder auf sämtliche Artikelinformationen im Onlineshop zugegriffen werden. Weitere Funktionen will man schrittweise aktivieren.

Blick nach vorne richten

Auch wenn die vollständige Aufarbeitung des Vorfalls noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, richtet Gregor Riekena den Blick nach vorn: „Den wichtigsten Meilenstein, nämlich die Belieferung unserer Kunden mit Ware wieder aufnehmen zu können, haben wir erreicht. Ich bin froh, dass wir unsere Kräfte nun wieder auf die Zusammenarbeit mit unseren Partnern konzentrieren können.“

Stehen doch nicht nur Fachmessen wie die Euroshop, BAU oder interzum an, sondern auch die Feier des 100-jährigen Bestehens von Häfele.

Info: Das Unternehmen

Häfele ist eine international aufgestellte Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Nagold. Das Familienunternehmen wurde 1923 gegründet und bedient heute in über 150 Ländern weltweit die Möbelindustrie, Architekten, Planer, das Handwerk und den Handel mit Möbel- und Baubeschlägen, elektronischen Schließsystemen und LED-Licht. Häfele entwickelt und produziert in Deutschland und Ungarn. Im Geschäftsjahr 2022 erzielte die Häfele-Gruppe bei einem Exportanteil von 81 Prozent mit 8000 Mitarbeitern, 38 Tochterunternehmen und zahlreichen weiteren Vertretungen weltweit einen Umsatz von 1,87 Mrd. Euro.