Das Auerwild ist vom Aussterben bedroht. Durch das hohe Besucheraufkommen in den heimischen Wäldern wird ihr Lebensraum weiter eingeschränkt – durch geschickte Besucherlenkung soll dem in Oberwolfach entgegengewirkt werden. Foto: Michael Reichel/zb/dpa/Michael Reichel

Am Gütschkopf möchte die Gemeinde Oberwolfach Habitatpflege für die gefährdete Tierart betreiben. Dafür soll mit verschiedenen Akteuren ein Konzept erarbeitet werden, wie der Naturschutz mit dem Tourismus einhergehen kann.

 
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Das seltsame Tier aus dem Norden – so lässt sich das Auerwild am ehesten beschreiben. Nur noch 97 Hähne gibt es, und die kommen unter anderem nur noch in den Alpen oder den Mittelgebirgen wie dem Schwarzwald vor. Und vielleicht auch in Oberwolfach, denn die Gemeinde hat sich in einem Projekt auf die Fahnen geschrieben, das Habitat des seltenen Tieres im Distrikt Königswald zu schützen – und gleichzeitig soll den Gästen ein schöner Wanderweg geboten werden.

Wie soll der Schutz des Auerwilds aber mit der touristischen Nutzung einhergehen? Und mit weiteren Akteuren im Wald, wie etwa den Jägern oder den Forstarbeitern? Darüber informierte Bürgermeister Matthias Bauernfeind am Montag zusammen mit Mario Herz, Forstbezirksleiter vom Amt für Waldwirtschaft, Forstrevierleiter Markus Schätzle, Hegeringleiter Martin Bonath und einigen Mitgliedern des Gemeinderats auf dem Gütschkopf.

Naturschutz und Tourismus unter einen Hut bringen

Anlass war der Besuch von Sarah Schweizer, Sprecherin für Wald, Forst und Jagd der CDU-Landtagsfraktion, und Kathrin Schindele, Tourismuspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion. Bereits seit einiger Zeit wolle die Gemeinde das Thema Besucherlenkung auf dem Schwarzenbruch angehen, erläuterte Bauernfeind eingangs. Beide Themen, Naturschutz und Tourismus, sollen so optimal miteinander vereint werden.

Am Aussichtspunkt Gütschkopf informierten sich Sarah Schweizer (Fünfte von rechts) und Kathrin Schindele (Dritte von rechts) über das Projekt der Gemeinde.

Am Aussichtspunkt Gütschkopf – mit seinem Weitblick das Herzstück des Schwarzenbruchs – erläuterte Herz, dass trotz vieler Maßnahmen die Population des Auerwilds immer weiter zurückgehe. Und zwar dramatisch: Waren es in den 80er-Jahren noch an die 500 balzende Hähne, sind es nun weniger als 100. „Ohne Zutun des Menschen wäre es hier nicht zu halten“, betonte er. Am Aussichtspunkt hatte Sturm Lothar im Jahr 1999 eine Fläche frei gefegt, auf der eine natürliche Naturverjüngung stattfand – für das Auerhuhn eine interessante Fläche. Allerdings wachse diese auch sehr schnell wieder zu, so Schätzle. „Man muss dagegen halten, um die Art zu retten“, sagte er. Und auch touristisch sei es freilich interessant, den weiten Blick zu erhalten.

Da die Badenova für den Windpark Hohenlochen Ausgleichszahlungen an die Stiftung Naturschutzfonds leisten muss, können dort Projekte eingereicht werden.

Konzept wird gemeinsam erarbeitet

Der Habitatschutz für das Auerhuhn und der Tourismus sollen in Oberwolfach mit dem Projekt unter einen Hut gebracht werden, erklärte Bauernfeind. „Durch Lenkung der Besucher soll das Ganze so gestaltet werden, dass das Auerhuhn nicht gestört wird.“ Heißt: Am Aussichtspunkt soll, so die Überlegung, eine Art Schaufläche entstehen, die dem Gast zeigt, wie eine für das Auerhuhn interessante Fläche aussieht.

Die genaue Konzeption soll aber in Zusammenarbeit mit dem Verein „Auerhuhn im Schwarzwald“ (siehe Info), den Förstern, örtlichen Vereinen und Jägern ausgearbeitet werden, sobald der Förderbescheid vorliegt, betonte Bauernfeind. Sarah Schweizer wollte wissen, wie diese Lenkung genau aussehen sollte. Das sei noch in der Planung, so Bauernfeind. Denkbar seien aber Info-Tafeln und digitale Angebote, die den Wanderern einen attraktiven Wanderweg beschreiben und sie so auch auf diesem hält.

Und wie sieht es mit der Jagd aus? Bonath erläuterte, dass vor allen das häufig vorkommende Schwarzwild ein Problem sei – nicht nur für das Auerwild, dessen Gelege zerstört werden, sondern auch für die Landwirte. Das Anlegen und Pflegen der Habitate selbst geschehe vor allem auf dem Höhenrücken des Gütschkopfs , so Herz. „Dort ist der Wald ertragsschwächer, da bekommen wir Waldbewirtschaftung und Habitatpflege gut in Einklang“, erklärte er. Wie diese aussehen kann, wurde direkt am Höhenrücken deutlich. Im Rahmen der Waldpädagogik wird dort eine Fläche mit den Kindern der Wolftalschule gepflegt. Durch Sturm Lothar sei auch diese Fläche für das Auerwild interessant geworden, so Schätzle.

Mit den Kindern habe er begonnen, sie aufzulichten. Gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein und dem Hegering sei so ein Biotop wiederhergestellt worden, das für das Auerwild sehr attraktiv sei, so Schätzle. Aber auch für weitere Tierarten wie etwa Insekten.

Deutlich wurde aber auch: Die Pflege ist aufwendig, ganz ohne Maschinen geht es nicht. Schweizer und Schindele versprachen, alsbald wiederzukommen und selbst mitzuhelfen – auch mit der Motorsäge.

Der Verein „Auerhuhn im Schwarzwald“

Der Verein sieht sich laut eigenen Aussagen als   Ansprechpartner für die praktische Umsetzung der Handlungsfelder Habitatgestaltung, Jagd, Infrastruktur, Transfer, Kommunikation und Tourismus. Ziel ist es, die Menschen in der Region wirksam und umfassend darin unterstützen, auerhuhnverträgliche Nutzungsformen in der Forstwirtschaft, dem Tourismus und der Jagd zu etablieren. Die Tätigkeitsfelder umfassen neben der Gestaltung von Lebensraum und dessen Finanzierung auch die Erarbeitung von Gebietskonzeptionen und Öffentlichkeitsarbeit, heißt es weiter.