Immer mehr zu einem Fass ohne Boden wird das Gymnasium. Foto: Dold

Kommt jetzt endlich Licht in die Schadstoffbelastung des Gymnasiums?

Durch die Einführung eines professionellen Projektmanagements und die Konzentration auf die drängendsten Aufgaben bei der Sanierung des Gymnasiums hat die Stadtverwaltung jetzt die Chance, das Thema Schadstoffe im Gebäude erneut umfassend zu untersuchen und zu bewerten.

 

Im Sachstandsbericht zur Modernisierung und Sanierung des Gymnasiums für den Gemeinderat hatte Fachbereichsleiter Bent Liebrich berichtet, dass Jessica Dubovski die Leitung des Projektes übernommen habe.

Im ersten Schritt würden alle wesentlichen Gebäudeteile gesichtet, die Bausubstanz und Gebäudetechnik sowie die Außenanlagen begutachtet und eine Zustandsbewertung erstellt. In der Aussprache zum Thema erklärte Liebrich, dass die Themen Brandschutz, Elektrik und Schadstoffe prioritär wären. Er ergänzte auch, dass der „Bereich Schadstoffe“ erweitert werden müsste, ohne auf Einzelheiten einzugehen.

Experte zweifelt

Auf Grund unserer aktuellen Berichterstattung hat sich ein versierter Bauingenieur und Gutachter, der die jahrelangen Sanierungsarbeiten am Gymnasium von außen verfolgt, zum Thema Schadstoffe an unsere Redaktion gewandt. „Ich habe erhebliche Zweifel an der Methodik und den Ergebnissen der bisherigen Schadstoffmessungen im Gymnasium“, erklärte der Experte. Die beim Gymnasium angewandte Messmethodik der Luftraummessung sei „in der Praxis nachgewiesenermaßen viel zu fehleranfällig, als dass eine genaue Schadstoffkonzentration hätte festgestellt werden können“.

Der erste Schritt bei einer derartig gelagerten Problematik eines „schadstoffbelasteten Schulgebäudes“ sollte eine unabhängige Risikobewertung sein. Gerade bei Schulen sei es zwingend, dass eine umfassende „Expositionsrisikobewertung von erfahrenen Gutachtern vorgenommen werde, unabhängig vom Eigentümer/Betreiber oder vom Bauherrn und den danach bauausführenden Firmen“. Er sagte auch, dass in anderen Städten bei ähnlichen Fällen ein solches Gebäude wegen der Kosten unter Umständen nicht saniert, sondern abgerissen worden wäre.

Fragen an die Verwaltung

Nach dem Austausch mit dem Experten hat unsere Redaktion Fachbereichsleiter Bent Liebrich und Pressereferent Hannes Herrmann Fragen zu dessen Ausführungen gestellt: „Wäre es in Abhängigkeit vom Ausgang neuer Schadstoffmessungen auch in Schramberg eine Option, dann einen sauberen Schnitt zu machen?“ – gemeint sind Abriss und Neubau.

Und weiter: „Wird, bevor man mit der Sanierung weitermacht, eine neue Schadstoffmessung nach heutigem Stand der Technik im Gymnasium erfolgen?“

Die Antworten kamen von Pressereferent Herrmann. Er wies darauf hin, dass der Gemeinderat zuletzt beschlossen habe, die Sanierung des Gymnasiums im nächsten Schritt anhand eines Maßnahmenplans anzugehen. „Für die Erstellung des Maßnahmenplans wird das Gebäude auf Herz und Nieren geprüft. Vorhandene Gutachten wie die Schadstoffanalyse werden natürlich verwendet, aber bei Bedarf auf Basis der aktuell gültigen Grenzwerte vervollständigt und ergänzt. Sobald dies abgeschlossen ist, wissen wir, wie hoch der finanzielle und bauliche Aufwand für die Sanierung sein wird“ erläuterte Herrmann.

Inzwischen erreichte die Redaktion auch die Nachricht, dass der Chemiepraktikumsraum des Gymnasiums wegen Verdacht auf Schadstoffbelastung für die Nutzung gesperrt worden sei.

Vorgeschichte

Die Problematik der Schadstoffe
war immer wieder Thema im Verlauf der Arbeiten im und am Gymnasium, zum Beispiel im Juni 2021.

Im Juli 2022
mussten zusätzliche Schadstoffuntersuchungen umgesetzt werden, weil weitere Gebäudeteile betroffen waren.Da der ausführende Gutachter ausfiel, kam es zu Verzögerungen.

Oder elf Monate
später im Juni 2023: Damals hatte das Gewerbeaufsichtsamt eine von einem Fachmann für die Stadt ausgearbeitete Sanierungsmethode abgelehnt und eine flächendeckende statt bereichsweise Umsetzung der Gesamtmaßnahme gefordert. Schramberg konnte dann doch noch die Schadstoffsanierung am Gymnasium mit der gewünschten Methode ausführen.