Die Herbstfarben haben ihren ganz eigenen Zauber, findet unsere Autorin.
Die Übergänge reichen von Grün zu Gelb und manchmal auch zu Rot: Jedes Jahr aufs Neue zieht mich die Weinberge mit ihrer herbstlichen Färbung in ihren Bann. Es ist ein Farbverlauf, wie man ihn mit aller technischen Unterstützung schöner nicht entwerfen könnte. Nicht minder spektakulär als die Bäume im berühmten „Indian Summer“ Nordamerikas entflammen die Rebberge im Markgräflerland genau jetzt, gegen Mitte Oktober, in einem bezaubernden Farbenspiel.
Für mich hat das eine besondere Bedeutung: Einige Jahre habe ich in einer Region gelebt, im Süden Spaniens, wo der Herbst, wie wir ihn kennen, schlichtweg nicht stattfindet. Im Winter werden die Blätter der Bäume braun und schrunzlig – das war’s. Wiesen, Bäume, Berge, alles ockerfarben, fast wie in der Wüste.
Schließlich war es so: Meine Augen gewöhnten sich an das eingeschränkte Farbspektrum.Statt Grün gab es dort viele Schattierungen von Blau – des Meeres. Als ich dann in meine südbadische Heimat zurückkehrte – es war Herbst – erstrahlte die Landschaft in fast schon unwirklich erscheinenden Farben. Grün, Hellgrün, Varianten von Gelb, Rot, Bordeaux – es schien, als habe sich die Vegetation ein Festgewand angelegt zu meinen Ehren. Daran denke ich jedes Jahr im Herbst, wenn die Weinberge sich wieder so prachtvoll zeigen wie jetzt.