Die Bürger sprachen Samuel Speitelsbach (rechts) auf seinen Wahlflyer an, den er fleißig in der Gemeinde verteilt hatte. Verfasserin soll nach Aussage von Speitelsbach seine Freundin Tabea sein, die nicht anwesend war. Foto: Stangenberg Foto: Schwarzwälder Bote

Wahl: Bürger konfrontieren Kandidaten mit wirren Thesen – der bleibt inhaltliche Antworten schuldig

Wenig erfolgreich ist Samuel Speitelsbachs erstes Treffen mit Gutacher Bürgern gewesen. Der Kandidat für die Bürgermeisterwahl am 5. Mai hat am Samstag viel Kritik für seine Positionen einstecken müssen.

Gutach. Gut 20 Gutacher, unter ihnen auch viele junge Männer, kamen und konfrontierten den 33-jährigen Bewerber mit seinen strittigen Aussagen in einen Wahlkampflyer, den er zuvor in der Gemeinde verteilt hatte.

Speitelsbach sprach zunächst mit leiser Stimme und lächelte bei den meisten Fragen nur unsicher. Die Mienen und Reaktionen der Zuhörer reichten von skeptisch über belustigt bis hin zu empört.

Ein Zuhörer fragte den Kandidaten, ob dieser einen Blick in die baden-württembergische Gemeindeordnung geworfen habe. "Diese sagt Ihnen ganz klar, was Sie als Bürgermeister zu tun und zu lassen haben", erklärte der Gutacher. Speitelsbachs Ziele (wir berichteten) würden die "Welt umkehren" und seien mit der Gesetzeslage nicht vereinbar. "Das würde ich so nicht sehen", antwortete der Kandidat: In Deutschland gebe es "Hunderttausend Gesetze, die sich alle mehr oder weniger widersprechen." Die "Kunst ist, einen guten Anwalt zu haben und die richtigen Gesetze für sich selbst auszunutzen", sagte er. "Ich sehe es ja an Trump, er kriegt seine Projekte ja auch durch", befand Speitelsbach selbstbewusst.

"Was sind außerdem Ihre Pläne als Bürgermeister?", war eine Frage, nachdem Speitelsbach länger über das deutsche Wirtschaftssystem gesprochen hatte. "Meine Herzensangelegenheit und die meiner Freundin ist, dass wieder mehr Kinder getauft werden", antwortete Speitelsbach. Generell kam er desöfteren auf seine "Freundin Tabea" zu sprechen, die namentlich in seinem Flyer genannt wird und, so Speitelsbach, diesen auch verfasst habe.

"Wen wählen wir eigentlich, Ihre Freundin oder Sie?", fragte ein junger Gutacher, als Speitelsbach Tabea abermals erwähnte. "Offiziell bin ich der Bürgermeister, inoffiziell sehen wir dann mal." Vielleicht komme sie zur Kandidatenvorstellung am kommenden Freitag mit. Auf viele inhaltliche Fragen zu seinem Wahlprogramm verwies Speitelsbach stets auf seine Freundin.

Ein weiteres Anliegen beider sei das Bauen eines Zauns, um "Gutach vor den Wölfen zu schützen".

Empörung brachte eine Bürgerin zum Ausdruck, als sie Speitelsbach fragte, ob er einer Sekte angehöre. Diesen Eindruck erweckten viele Inhalte seines Wahlprogramms. "Ich weiß nicht, was meine Freundin gemacht hat", verwies der Bewerber erneut auf die abwesende Tabea.

"Glauben Sie eigentlich, was sie geschrieben haben?", fragte die Gutacherin und verwies auf Passagen, bei denen Speitelsbach auf das Wegsperren von Wölfen in die Kirche eingeht. "Ich glaube, Sie sind auf dem falschen Weg", fand sie deutliche Worte.

Die öffentliche Kandidatenvorstellung zur Gutacher Bürgermeisterwahl findet am kommenden Freitag, 26. April, statt. Beginn ist um 20 Uhr in der Gutacher Festhalle. Einlass ist ab 19.30 Uhr.