Dominik Wille vor dem Gutacher Pfarrhaus. Ab dem kommenden Sonntag beginnt er als Pfarrer für Gutach und Hausach. Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Neuer evangelischer Pfarrer für Gutach und Hausach beginnt Dienst / "Bin Freund der Ökumene"

Gutach. Dominik Wille wird am kommenden Sonntag zum Pfarrer der beiden Kirchengemeinden Gutach und Hausach ordiniert. Für den 33-Jährigen wird dies nach die erste Pfarrstelle sein, die in den beiden Orten nach einjähriger Vakanz wiederbesetzt wird. Im Gespräch mit dem Schwabo erklärt Wille seine Ziele und seine Meinung zum Projekt "Gutacher Modell".

Herr Wille, wie kam es, dass Sie sich für die Pfarrstelle Gutach-Hausach beworben haben?

Nach dem bestandenen Vikariat kann man regionale Wünsche angeben, sich aber nicht auf eine konkrete Pfarrstelle hin bewerben. Unter den neun Absolventen im Heidelberger Seminar war ich der einzige, der sich so weit "südlich" für eine Anstellung interessiert hat. Da ich Gutach und Hausach aus meiner Zeit im Gemeindepraktikum bei Familie Diepen noch gut in Erinnerung hatte, wurde meinem "Wunsch" entsprochen.

Wie werden Sie die etwa 2400 Evangelischen in Gutach und Hausach kennenlernen?

Als Pfarrer auf Probe bin ich ja nicht gewählt, sondern den Kirchenmitgliedern ein Stück weit vor die Nase gesetzt worden. In den Gottesdiensten, im Konfirmandenunterricht und bei Besuchen zu runden Geburtstagen werde ich sicher schnell in Kontakt kommen.

Mit der Feuerwehr werden Sie, so hört man, ein besonderes Verhältnis aufbauen?

In der Tat. Ich habe den LKW-Führerschein und den Personenbeförderungsschein für Reisebusse. Mit diesem Talent würde ich mich gerne als Maschinist bei der Gutacher Feuerwehr einbringen, da mit der Revision der Fahrerlaubnisse hier ein akuter Bedarf an Kameraden mit LKW-Führerschein besteht.

Wie kommt man als Pfarrer dazu, Bus zu fahren?

Mit dem Busfahren habe ich mir mein Studium verdient. In dieser Zeit habe ich beim Busfahren mindestens genau so viel Seelsorge geleistet wie als Pfarrer. Kollegen und Fahrgäste waren stets an Gesprächen interessiert. "Ich hab’s nicht mit der Kirche, aber …" hieß es erst – und dann folgte oft die gesamte Lebensgeschichte.

Im Bürgerdialog hat Bürgermeister Siegfried Eckert die Probleme der beiden Volkskirchen mit Austritten sowie weniger Gottesdienstbesucher thematisiert. Welche Ideen bringen Sie aus dem Prediger-Seminar mit?

Die beiden Gemeinden in Gutach und Hausach sind sehr verschieden und es bedarf unterschiedlicher Herangehensweisen. Ich bin ein Fan von Abendgottesdiensten, weiß aber aus meiner Praktikumszeit vor zehn Jahren, dass diese Terminsetzung im agrarisch geprägten Gutach an ihre Grenzen stößt, weil man dadurch doch einige Berufstätige in der Landwirtschaft nicht mitnehmen kann. Weitere Gottesdienste im Grünen oder an ungewöhnlichen Orten wie dem Bahnhof oder in einer Kneipe wären ebenfalls eine Möglichkeit, neue Wege zu beschreiten. Allerdings will ich "Christsein" nicht am Gottesdienstbesuch allein festmachen.

Ihr katholischer Kollege Christoph Nobs hat in seinem ersten Jahr viele Dinge angepackt und so manche Diskussion angestoßen. Wie werden wir den Pfarrer Dominik Wille erleben?

Pfarrer Nobs hat schon einige Stationen in seiner beruflichen Vita. Für mich ist Gutach/Hausach ja die erste Pfarrstelle. Ich möchte zunächst versuchen, den Status Quo zu erhalten, was an sich schon eine Herausforderung ist, da ja vor der einjährigen Vakanz das Pfarrerehepaar Diepen rechnerisch eineinhalb Stellen ausfüllt. Mein Dienstauftrag beläuft sich nur noch auf zweimal eine halbe Stelle.

Mit dem "Gutacher Modell" sind Sie ja auf ihrer ersten Pfarrstelle gleich in ein spannendes Projekt involviert.

Ich bin ein großer Freund der Ökumene, bin mir aber auch der (amts-)theologischen Grenzen bewusst. Diese Trennungslinie auszuloten mag spannend sein, wenn danach allerdings der "Hammer" der übergeordneten Instanzen zuschlägt, ist den Gemeinden vor Ort, katholisch wie evangelisch, schlecht gedient. Aber das hält mich nicht davon ab, mit Pfarrer Nobs strategisch zusammenarbeiten. Eine Idee wäre beispielsweise, am Aschermittwoch mit einem ökumenischen Gottesdienst gemeinsam in die Fastenzeit zu starten. Mit diesem Gottesdienst könnten wir dann auch diejenigen Christen ansprechen, die der Kirche ein wenig den Rücken gekehrt haben, aber mit der Schnittmenge "Fasten" etwas anfangen können.

In Gutach hat die "Simultan-Kirche" auch Diskussionen ausgelöst.

In der badischen Landeskirche hatten wir vor knapp zwei Jahrzehnten eine Phase der Sparmaßnahmen, bei der Pfarrstellen reduziert wurden. Heute gibt es das Liegenschaftsprojekt, bei dem alle nichtsakralen Gebäude auf ihre Finanzierbarkeit hin überprüft werden. Als Mitchrist habe ich jedes Verständnis für die Ängste der katholischen Gutacher, mit der Kirche ihre "bauliche" Heimat zu verlieren.

Wie kommen Sie mit dem großen Gutacher Pfarrhaus zurecht?

Ich kenne das Pfarrhaus ja noch aus meiner Praktikumszeit. Mit einer Pfarrstelle geht ja auch die "Residenzpflicht" im jeweiligen Pfarrhaus einher. Meine Partnerin Iris Klingelmeier studiert derzeit noch in Freiburg Grundschullehramt und wird daher nur zeitweise in Gutach sein.

Wie geht es nach den zwei Jahren Probezeit weiter?

Mit dem Abschluss der Probezeit erwerbe ich den beruflichen Status der "Bewerbungsfähigkeit". Zu diesem Zeitpunkt könnten mich die Mitglieder der Gemeinde zu "ihrem" Pfarrer wählen und ich wäre dann vollwertiger Pfarrer mit Stimmrecht in den beiden Kirchengemeinderäten.

Eine etwas eigenartige Konstruktion, oder?

Damit ist sichergestellt, dass ein junger Pfarrer auf Probe die Gemeinde, in der er eingesetzt wurde, nicht nach Belieben verändern kann. Auf dem Gebiet der Verwaltung sehe ich mich selbst noch als Lernender. Hätte ich ein Stimmrecht, müsste ich beispielsweise darüber entscheiden, in welcher Form die 30 Jahre alte Heizung im Gutacher Gemeindezentrum ersetzt werden soll. Ich bin froh, mich auf die Expertise der Kirchengemeinderäte und die Berater auf landeskirchlicher Ebene verlassen zu können.

Die Kirchengemeinderäte werden ja Anfang Dezember neu gewählt. Können Sie auf die Kandidatenlisten noch Einfluss nehmen?

Der Meldeschluss für die Kandidaten ist Ende September. Ich vertraue darauf, dass in Gutach und Hausach die "Werbekampagne" gut gefahren worden ist und wir zwei Kirchengemeinderäte bekommen, in denen sich die Vielfalt der evangelischen Christen in Gutach und Hausach widerspiegelt. Sollten potenzielle Kandidaten aufgrund beruflicher oder privater Herausforderungen aktuell noch nicht bereit sein für dieses Amt, können sie jederzeit nachgewählt werden. Da hätte ich die Möglichkeit, weitere Personen zu einem ehrenamtlichen Engagement zu animieren. Die Fragen stellte Matthias Dorn.

Die Ordination findet am Sonntag, 15. September, in Gutach statt und beginnt mit dem Gottesdienst um 15 Uhr. Der stellvertretende Bürgermeister Mike Lauble wird ein Geschenk überreichen. Anschließend lädt die Kirchengemeinde die Bürger ins Gemeindezentrum ein.