Cordula Heidig führt einen alten Brauch fort: Sie ist Schäppelmacherin. Foto: Störr

Brauchtum: Cordula Heidig ist neue Handwerkerin im Freilichtmuseum

Gutach - Die Gutacherin Cordula Heidig ist eine der neuen Trachten-Handwerkerinnen im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Ihr erster offizieller Einsatz als Schäppelmacherin liegt bereits hinter ihr.

"Es hat mir unwahrscheinlich viel Freude bereitet, den Besuchern das Handwerk des Schäppelmachens zu zeigen und zu erklären", erzählt sie beim Besuch durch des Schwabo. Ende Juni war Elfriede Heinzmann als Schäppelmacherin offiziell in den Museums-Ruhestand verabschiedet worden (wir haben berichtet), dort stand die Nachfolge durch Cordula Heidig bereits fest.

"Das war ein glücklicher Zufall", erinnert sie sich an die Anfänge vor gut drei Jahren zurück. Sie habe die Schäppelmacherin im Zusammenhang mit der Konfirmation in Tracht und den dafür benötigten "Mäschle" (Perlenschmuck) gekannt. Im Gespräch sei irgendwann die Nachfolge-Suche thematisiert worden. Schon damals bekundete sie erstes Interesse. Drei Wochen später sei sie noch einmal angesprochen worden. "Und dann habe ich das ›Konfi-Mäschle‹ für meine jüngste Tochter selbst gemacht", erzählt Cordula Heidig und lacht.

Geduld und Ruhe sind gefragt

Zu Beginn sei es sehr schwierig gewesen und sie habe Angst gehabt, dass ihr die Geduld und die Ruhe für die aufwendige Arbeit fehlen. Doch Elfriede Heinzmann sei eine sehr geduldige Lehrmeisterin gewesen, habe sich stets viel Zeit für Rücksprachen genommen und ihr Schritt für Schritt weiter geholfen.

"Eigentlich gibt es keine Zufälle im Leben, sondern nur glückliche Fügungen", ist sich Cordula Heidig im Nachhinein sicher, denn sie hat mit dem Schäppelmachen ihre Erfüllung gefunden. Stundenlang sitzt sie nun, repariert in die Jahre gekommene Schäppel oder fertigt neue an.

Schon als Kind sei sie bei der Großmutter mit der Tennenbronner Tracht in Berührung gekommen und sei davon fasziniert gewesen – auch wenn sie selbst nie im Trachtenverein gewesen sei. Seit sie in Gutach wohnt, habe sich denn eine enge Bindung zur Tracht entwickelt.

Als ausgebildete Bäckerin wechselte Cordula Heidig zunächst in die Altenpflege und war dort 18 Jahre lange mit Leib und Seele tätig, bevor sie aus gesundheitlichen Gründen den Beruf wechseln musste. Jetzt arbeitet sie in der Qualitäts-Sicherung einer Dreherei und hat am frühen Nachmittag Feierabend. "Das Schäppelmachen ist eine schöne Fügung, die zu einem guten Zeitpunkt im Leben kommt, ein schönes Hobby ist und sich genau richtig anfühlt", begeistert sich Cordula Heidig. Vor dem großen Trachtentag im Freilichtmuseum habe sie allerdings sehr großen Respekt gehabt, weil alles immer hundertprozentig sein müsse.

Sie wolle sich genau an die Vorgaben ihrer Lehrmeisterin halten, um das Handwerk im Original zu erhalten. Nach über 150 Arbeitsstunden, ungezählten Rückfragen und gut 2000 verarbeiteten Perlen sei irgendwann ihr erster eigener Schäppel fertig gewesen. "Ich war fix und fertig – aber total stolz", resümiert die Gutacherin. Als erstes habe sie die fertige Brautkrone gedreht, um den Klang der Perlen zu hören.

"Wenn nur eine einzige der Glasmantel-Perlen einen Sprung hat, klingt der Schäppel nicht mehr", erklärt Cordula Heidig. Für die Reparatur von älteren Schäppel würde man viel Zeit benötigen, weil zunächst alles dokumentiert werde, bevor es an die eigentliche Arbeit gehe. Faszinierend seien dabei die schönen Formen der alten Glaswand-Perlen, die es heute gar nicht mehr gebe.

Perlen zu beschaffen, ist eine Herausforderung

Überhaupt sei es unwahrscheinlich schwierig, an Perlen zu kommen. Jüngst hatte sie sich dafür mit Ehemann Werner und den Töchtern auf den Weg in die Tschechoslowakei gemacht, um drei Tage lang passende Perlen zu finden. "Im zehnten Laden habe ich dann die Adresse einer tschechischen Perlen-Firma bekommen, mit der ich jetzt Kontakt aufnehme", schildert sie die Herausforderung. Zum Glück habe aber auch Elfriede Heinzmann noch einen Fundus, aus dem sie schöpfen könne, zeigt sich Cordula Heidig mehr als dankbar für die fortwährende Unterstützung.

Auf einem speziell von Hans Heinzmann entwickelten – und an Werner Heidig in der Konstruktion weiter gegebenen – Drahtgestell wird der Schäppel aufgebaut. Aus der immer gleichen Anzahl von 28 kleinen Spiegeln, die mit feinen Perlen- und Blütenkränzen umrahmt sind, festen und beweglichen Perlen-Sträußchen sowie Ketten und schließlich Bindebändern im Inneren. In der Farbgestaltung ist man relativ frei, doch die Grundfarben sind Gold, Silber, Rot und Grün – mitunter auch Blau. "Mit den Binde-Bändern, die bestickt werden, ist es genau das Gleiche wie mit den Perlen: Schwer zu kriegen", erklärt Cordula Heidig abschließend. Denn das Nähen gehört ebenso zum Schäppelmachen wie die filigran akkurate Arbeit mit den Perlen.