Schwarzwaldhühner dürfen sich auf dem Gelände frei bewegen. Foto: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Foto: Schwarzwälder Bote

Naturschutz: Freilichtmuseum Vogtsbauernhof zeigt Hühner und ihre Aufzucht / Zuchtkriterien nie erfasst

Erst drei Tage alt ist das Küken. Kaum zu glauben, dass es aus einem der kleinen Eier geschlüpft ist, die auf einem Tisch im Falkenhof des Gutacher Freilichtmuseums Vogtsbauernhof liegen.

Gutach. "Das Schwarzwaldhuhn ist sehr frohwüchsig und robust", erklärt Geflügelexperte Wolfgang Wöhrle, der sich im Museum um die Hühner kümmert. Während der Wintermonate, wenn es geschlossen hat, nimmt er die ausgewachsenen Hühner zu sich nach Hause. Im Frühling fängt er an, die Eier in Brutkästen auszubrüten.

Die Küken werden im Freilichtmuseum groß gezogen, unter den Augen der ersten Besucher. Meistens ab Ostern, sofern es das Wetter zulässt, darf der Nachwuchs frei auf dem Gelände herumlaufen.

Was die meisten Besucher nicht wissen: Die Schwarzwaldhühner sind keine "Original-Schwarzwaldhühner", sondern Rückzüchtungen aus Rheinländer Hühnern, Italienern und Kraienköpfen.

Sechs Generationen hat Wöhrle gebraucht, bis er das Aussehen, den Phänotyp, eines früheren Schwarzwaldhuhns erhalten hat. Genetisch entsprechen die Tiere, die heute im Freilichtmuseum herumlaufen, nicht dem, was früher allgemein als Schwarzwaldhuhn galt, wobei dieses auch kaum als Art zu kategorisieren ist.

Als Rasse mit Zuchtkriterien wurde das Tier nie wirklich erfasst. Das Schwarzwaldhuhn war eine Beschreibung für ein einfaches Landhuhn und "der genetische Typ ist heute nicht mehr herstellbar", wie Wöhrle weiß.

Der Name Schwarzwaldhuhn war um 1898 einem Minorka-Huhn-ähnlichen, schwarzfüßigen Landhuhnschlag zugedacht, der auf den Schwarzwaldhöfen verbreitet werden sollte. Eine Stammzuchtstation gab es für eine kurze Zeit lang in Kirchzarten und in Hasel bei Säckingen.

Ab 1920 beschrieb Bruno Dürigen, ein Zoologe und Geflügelkundler, der als erster Wissenschaftler in Deutsch land Geflügelzuchtwesen lehrte, diese Hühnerart. Bereits ab 1903 gab es allerdings von der Landwirtschaftlichen Gesellschaft eine Musterbeschreibung. Demnach handelte es sich bei dem Tier um ein "frühreifes, fleißiges Legehuhn für größere Ausläufe", das auch im Winter eine gute Eierleistung zeige und äußerst schmackhaftes Fleisch aufweise. Diese Beschreibung zeigt, dass es beim Schwarzwaldhuhn immer mehr um Leistung und Robustheit ging als um Aussehen. Es war wichtig, dass das Geflügel mit den harschen Bedingungen im Schwarzwald klar kam und dabei noch zuverlässig Eier legte. Tiere, die schwächelten, fanden umgehend ihren Weg in die Küche.

Auch die Hühner im Museum sind robust und vom Charakter her "aufmerksame, an ihrer Umwelt interessierte und zahme Tiere", so Wöhrle. Scheu vor Menschen haben sie nicht, aber das liege auch daran, dass sie bereits im Ei an die Stimme von Menschen gewöhnt sind und Sicherheit und Futter mit ihnen verbinden.

Jedes Jahr schlüpfen im Freilichtmuseum 30 bis 40 Küken. Sie dürfen sich als Erwachsene frei auf dem Gelände bewegen oder werden an interessierte Privatpersonen abgegeben. Einige kommen durch die artgerechte, freie Haltungsform laut Experte Wolfgang Wöhrle auch mal "abhanden" und fallen Fuchs oder Habicht zum Opfer.