Jürgen und Hannelore Bärmann prägen seit 25 Jahren die Gutacher Chorakademie. Foto: Kornfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Über den Fortbestand der Gutacher Chorakademie entscheiden die Mitglieder bei Hauptversammlung

Die Gutacher Chorakademie findet in diesem Jahr zum 25. Mal statt. Mitgegründet und über die Jahre organisiert haben das Projekt Jürgen Bärmann und seine Frau Hannelore sowie als künstlerischer Leiter Johannes Esser.

Gutach. Für die Teilnehmer der Akademie und die treuen Zuhörer ist es schwer vorstellbar, dass das Projekt ohne die drei fortgeführt werden soll. Das diesjährige Jubiläum ist für sie jedoch der Anlass, sich von der Akademie zu verabschieden.

Die Akademie findet immer nach den Pfingstferien, parallel zur Sportwoche statt. "Es ist keine Konkurrenz. Zu uns kommt ganz bewusst ein anderes Publikum", so Bärmann.

Entstanden ist das Projekt durch die Initiative von Jürgen Bärmann und dem in Österreich lebenden Rolf Prange. Bärmann hat in verschiedenen Chören, beispielsweise im Grebensteiner Kammerchor, mitgesungen. Zu CD-Aufnahmen war er in Oberschwaben und lernte ein Projekt mit einem Konzept wie die Chorakademie kennen. Er wollte Ähnliches in Gutach etablieren. Ein Problem war es, einen künstlerischen Leiter zu finden. Ein Sangeskollege stellte eine Verbindung zu Esser her, der in Düren lebt. "Obwohl er uns nicht kannte, übernahm er die künstlerische Leitung", erinnert sich Bärmann. Es sei ein Glücksfall gewesen, einen so qualifizierten Mann zu gewinnen, sagt der Gutacher.

Esser schloss mehrere Studiengänge an der Kölner Musikhochschule erfolgreich mit Examina ab. Rundfunk- und Plattenaufnahmen unter berühmten Dirigenten, wie Herbert von Karajan oder Leonard Bernstein folgten.

1995 habe es viele Absagen von den Teilnehmern gegeben, erzält Bärmann. Es wurde klar, dass es an den Feierlichkeiten zum Jubiläum des Endes des zweiten Weltkriegs lag. Viele Chöre seien zu Konzerten in der ganzen Welt eingeladen worden. Die Organisatoren versuchten es 1996 wieder und es folgten viele erfolgreiche Jahre.

"Wir haben nie eine Homepage gehabt oderWerbung gemacht", sagt Bärmann. Die Sänger wirkten als Multiplikatoren, darum war das Projekt ausgelastet. Die Organisation des Projekts ist sehr arbeitsintensiv. Noten werden besorgt, Einladungen verschickt und vieles mehr. "Wir sind zu viert im Organisationsteam und im Küchenteam mit meiner Frau sind 14 Personen", sagt der Gutacher.

"Zu Beginn haben wir uns auf zeitgenössische Komponisten konzentriert, das war spannend. Dann haben wir gemerkt, dass die Zuhörer etwas anderes hören möchten und haben beispielsweise Bach, Brahms und Mendelssohn-Bartholdy in das Programm aufgenommen", erklärt Bärmann. Esser habe alleine die künstlerische Leitung, so kann er sich ganz auf die musikalische Seite konzentrieren. Er ist regelmäßig für die Vorbereitungen über die Fasnachtstage in Gutach. Er hat gute Kontakte zum WDR-Rundfunkorchester und darum war es möglich, für die Aufführungen größerer Werke bis zu 30 hochqualifizierte Musiker zu gewinnen.

Völlig neue Wege

Zur Chorakademie im Jahr 2008 beispielsweise beschritt Esser völlig neue Wege, indem zwei kompositorisch völlig unterschiedliche Vertonungen des "Magnificat" gegenübergestellt wurden. Neben dem bekannten "Magnificat" von Bach für Soli, Chor und Orchester wurde die Vertonung von Christoph Schönherr für Soli, Chor und Jazzensemble aufgeführt. Dafür wurden ein Kammerorchester und eine Bigband gebraucht

Auch wenn die Musiker auf ihre Gage verzichteten und nur für Unterkunft, Verpflegung und Fahrtkosten gesorgt werden musste, konnte das Projekt nur mit Sponsoring weitergeführt werden und so wurde der Verein Chorakademie Gutach gegründet.

Ein weiterer Höhepunkt war die Aufführung des Requiems von Mozart mit dem Opernsänger Kurt Moll. "Er hat an der Met und in Salzburg gesungen. Und bei uns in Gutach ...", sagt Bärmann etwas stolz.

"Wir hatten eine schöne Zeit und haben viele liebe Menschen kennengelernt. Es herrschte immer eine eigene, von Harmonie geprägte Atmosphäre bei der Akademie", erinnert sich der Gutacher. Doch schon seit der 20. Chorakademie stand fest, dass nur bis zur 25. wie gewohnt weiter gemacht wird.

"Johannes Esser wird 72 oder 73 Jahre alt und wir beide gehen auf die 70 zu", so Bärmann. Es sei Zeit, aufzuhören. Auch der Vorsitzende des Vereins der Chorakademie, Ansgar Barth, wird aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung stehen.

"Es ist schwierig, eine neue künstlerische Leitung zu finden, aber Gespräche laufen", informiert er. Auch die Organisation müsse ein anderer übernehmen. Das müsse je nicht unbedingt jemand aus dem Raum Gutach sein.

"Es wäre gut, wenn der Verein erhalten bliebe, er wäre eine Basis für musikalische Aktivitäten. Ich bin bereit, vor Ort zu unterstützen", stellt er klar.

Eine Lösung für den Verein wäre die künftige Arbeit nicht nur für die Chorakademie, sondern für kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Chor-, Orchester- und Orgelkonzerte. Der Verein wäre Veranstalter und würde kulturelle Aktivitäten jeweils vor-Ort organisieren.

Zum Jubiläum wird es ein "Wandelkonzert" geben. Es beginnt um 19 Uhr mit dem kirchlichen Teil in der Gutacher Peterskirche, danach folgt der weltliche Teil in der Festhalle, die Besucher müssen also "wandeln".

Die Hauptversammlung des Vereins der Chorakademie wird am Freitag, 1. Juni, ab 13 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Gutach stattfinden. Dabei wird über die Zukunft des Vereins entschieden.