Mirko Diepen und seine Frau Imke: Nach elf Jahren verlässt das Pfarrerehepaar das Kinzigtal. Foto: Archivfoto: Neumann

Scheidender Mirko Diepen ist 38. Pfarrer der Gemeinde. Theologen zumeist aus Tübingen.

Gutach - Mirko Diepen, der in Kürze Gutach verlässt, ist der 38. evangelische Pfarrer der Gemeinde. Anfang des 16. Jahrhunderts wurde der erste in Gutach eingesetzt. Ein Rückblick.

"Als 1534 in Württemberg und damit im Amt Hornberg die Reformation eingeführt wurde, war es nicht leicht, für alle Pfarreien neue Geistliche zu finden", erläutert Ansgar Barth von der evangelischen Kirche in einer Pressemitteilung.

Einige bisher katholische Priester blieben zu jener Zeit und wurden nun einfach evangelische Pfarrer. Diepold Schenk – von 1525 bis 1534 letzter katholischer Pfarrer von Gutach – verharrte bei seiner Kirche und musste das Tal verlassen. Er war später bei Oberndorf im Dienst.

Keine Pfarrer mehr, sondern Prediger: Wer nach der Einführung der Reformation in Gutach als Geistlicher tätig war, ist nicht bekannt. 1542 bis 1545 wird ein Michael erwähnt, 1549 Adam Schmid.

Sie waren wahrscheinlich Prediger wie ihr Nachfolger Florentin Baumann, der "lang und scharf" verkündigte.

Amt fördert eigenes hohes Ansehen: Seit 1562 gab es dann akademisch ausgebildete Pfarrer mit dem Titel Magister. Jahrhundertelang waren sie die einzigen "Studierten" in der Gemeinde. Entsprechend herausragend war daher ihre Stellung im Dorf.

In der Regel kamen sie aus dem Schwäbischen, weil sie in Tübingen studierten. 1695 kam Johann Samiel Binder aus Reichenweier im Elsass nach Gutach. Zur Erinnerung: Reichenweier wie Mömpelgard – später Montbeliard – waren damals württembergisch. Von Mömpelgard kam 1717 Pfarrer Abraham Caspar Perrenon. Sein Nachfolger Johann Ernst Trautwein war 43 Jahre Pfarrer der Gemeinde.

Die originellen Einfälle des  Richard Nuzinger: Besonders ideenreich und tatkräftig erwies sich Richard Nuzinger, der Geistlicher von 1893 bis 1910 in Gutach war. Auf ihn geht der Bau des Gemeindehauses zurück. Er gründete außerdem den Kirchenchor, Frauenverein und Krankenpflegeverein. In Nuzingers Zeit gab es den ersten Erntedankfestzug. Sehr umstritten war der Einbau einer Kirchenheizung.

Ältere Gutacher erinnern sich noch an die Pfarrer Hermann Herrigel sowie August Kehrberger, der in der schweren Zeit des Nationalsozialismus Geistlicher war. Sie kennen auch Karl Guggolz, Lothar Volz und Rolf Berger (1973-2007). Danach kam Diepen – zunächst als Pfarrvikar. Seit 2009 wirkte er dann als Geistlicher in der Gemeinde Gutach.

Die Ersterwähnung Gutachs 1275 hat auch etwas mit dem Pfarrer der Gemeinde zu tun. Im Zehntbuch der Konstanzer Geistlichkeit wird der "Plebanus", der Weltpriester von Guotach erwähnt, der wie seine Mitbrüder einen Beitrag zu einem von Papst Gregor X. ausgerufenen neuen Kreuzzug zu leisten hatte. Ein Nachfolger dieses "Plebanus de Guotach" war Prosius Huser, Pfarrer der Gemeinde, als 1504 die "St.Petterskirch" erbaut wurde. Von dieser besteht noch heute der spätgotische Chor mit eindrucksvoller Wandmalerei und schönem Sakramentshaus.