Historiker Ralf Bernd Herden führt seine Zuhörer in die Symbolik des Osterfests ein
Von Marijana Babic
Gutach. Historisch fundiert und mit Detailwissen führte beim Sonntagsspaziergang im Freilichtmuseum Ralf Bernd Herden, Historiker und Jurist, in interessante Aspekte religiösen Glaubens ein. Die Führung stand unter dem Titel "Gotteslamm und Weinbergschnecke".
Herden überzeugte durch eine profunde Kenntnis der Materie. Dass das Osterei nicht ein germanisches Symbol der Fruchtbarkeit darstelle, wusste der Dozent gleich zu Beginn zu sagen. Vielmehr gehe das Osterei wie viele christliche Bräuche auf das Judentum zurück, wo zum Passah-Fest ein gekochtes Ei geopfert werde. Das Opferlamm als Sinnbild Christi basiere ebenfalls auf hebräischen Traditionen: Diesen sei das Lamm als Opfertier seit Jahrtausenden bekannt. Die Weinbergschnecke hingegen sei ein Symbol der Auferstehung als Erinnerung daran, wie der Stein vor dem Grab Christi weggerollt wurde.
Die Kapelle beim Hippenseppenhof schließlich erwies sich als Fundgrube interessanter Details. Der gekreuzigte Heiland an der Kapelle ist umrahmt von allerlei Beigaben: Zange und Hammer als Symbol für die Zimmermeister, die Lanze mit der die Seite Christi durchstoßen wurde, der mit Essig getränkte Schwamm den ihm gereicht wurde, der Hahn als Verrat Petri, Würfel, mit denen die Soldaten um das Gewand Jesu würfelten, eine Leiter als Symbol der Himmelsleiter, ein Krug, ein Kelch und eine Holzlaterne. "Das Wesentliche der Kapelle war aber der Altar", so Herden, "sie sehen drinnen zum Beispiel einen Rehschädel. Meiner Meinung nach geht dies auf einen Psalm Davids zurück: ›Wie ein Hirsch dürstet nach frischem Wasser‹." Der Rehschädel sei auch ein Sonnensymbol der Germanen gewesen.
Als nicht weniger ergiebig erwies sich das Longinuskreuz an der Frontseite des Hofs. "Das Kreuz stammt aus einem vorderösterreichischen Landesteil", so Herden. Zu sehen seien ein Beutel als Darstellung der 30 Silberlinge, mit denen Judas Iskariot Jesus verkauft habe, das Gefäß einer Hostie, eine Waschschüssel in Erinnerung an Pontius Pilatus, ein Darstellung des Gewands Christi, eine Hand, die als Sinnbild der Allmacht Gottes zu interpretieren sei, eine Lilie als Symbol des Lichts, ein Besen, eine neunstufige Himmelsleiter und ein Schwert. "Die Symbole sind dabei in der Zeit des Erlebnisses desjenigen zu sehen", verwies Herden, "man kann in solchen Symbolen lesen wie in einem altdeutschen Buch".
Interessant wurde es auch auf der Tenne. Hier hatte jemand Symbole in das Holz geritzt: einen Davidsstern, einen Druidenfuß, Jagdbilder und ein Sternenbild: "Dabei könnte es sich um den Halley’schen Kometen handeln, der zur Geburtszeit Christi vorüberzog", beschloss der Referent seine Ausführungen. "Super", bemerkten die Zuhörer zum Vortrag und bestürmten Herden anschließend mit Fragen.