Freizeit: Gut 20 Züge sind in der Anlage in Gutach unterwegs
Gutach - Mit großem Zuschauerinteresse hat die in Gutach wiedererrichtete Schwarzwald-Modellbahn ihre Pforten geöffnet. Zwei Jahre dauerte der Umzug vom alten Standort am Hausacher Bahnhof nach Gutach.
Bürgermeister Siegfried Eckert, kraft Amtes erster Wirtschaftsförderer der Schwarzwaldgemeinde, outete sich beim Rundgang als Modelleisenbahn-Fan, bekommt Gutach mit der Anlage doch eine weitere Indoor-Attraktion für Schlechtwetter-Tage.
Eckert sieht die Modelleisenbahn sogar schon als Bestandteil einer kommunenübergreifenden Dreier-Indoor-Attraktion mit der Wolfacher Dorotheenhütte und dem Hausacher Kinzigtalbad.
"Für uns war der Wegfall am eigentlich perfekten Standort Hausach natürlich ein Glücksfall", freut sich Eckert, dessen Leerstands-Management für das Gebäude des ehemaligen Schlecker- und Getränkemarkts mit dazu beitrug, die Schwarzwald-Modellbahn nach Gutach zu holen.
Der neue Betreiber Samuel Reichert vom Gasthof Engel bekennt, kein Modelleisenbahn-Freak zu sein, brachte aber das wirtschaftliche Stehvermögen mit. Um im Foyer den Schattenbahnhof und den Gastronomie-Bereich unterbringen zu können, war beispielsweise noch ein neuer Bauantrag nötig, Preissteigerungen und Lieferschwierigkeiten beim Baumaterial und natürlich die Corona-Pandemie sorgten für weitere Unwägbarkeiten.
Die vergangenen drei Wochen verbrachten Samuel Reichert und Rosa Maria Ohnemus quasi sieben Tage die Woche auf der Baustelle.
Thomas Panzer war am alten Standort etwa vier Monate mit dem Abbau beschäftigt. Die Anlage musste behutsam in höchstens zwei Meter breite Segmente zersägt werden.
Im Gutacher Siegfried Lauble fand er einen kongenialen Partner für die Dislozierung. "Den Triberger Bahnhof haben wir als elf Meter langes Stück abgebaut, für den Transport stabilisiert und dann hier wieder aufgebaut", erinnert sich Panzer.
Zwei neue Mitarbeiter mit Herzblut dabei
Das Gebäude am neuen Standort machte teilweise neue Streckenführungen beziehungsweise Übergangsgleise notwendig. Laubles pragmatische Herangehensweise erleichterte die Rekonstruktion. Wo Modelleisenbahn-Freak Panzer komplizierte neue Trassierungen gebaut hätte, wählte Lauble funktionale Übergänge.
Bis auf einige noch zu schotternde Gleisstücke ist die Anlage fertig. Für die Besucher wurde eine leicht ansteigende Rampe gebaut, auf der die Schwarzwaldbahn teilweise im 360-Grad-Panorama betrachtet werden kann.
Was Reichert an Modelleisenbahner-Herzblut abgeht, gleichen die neuen jungen Mitarbeiter Robin Lauble und Lukas Hanser aus. Angeleitet von Panzer stehen die beiden am "Regiepult" und überwachen den Umlauf der gut 20 Züge, die gleichzeitig auf der Anlage unterwegs sind.
Mit einem Mausklick können Züge deaktiviert werden, einer der beiden ist immer unterwegs und "fahndet" nach verdächtigen Laufgeräuschen oder gar entgleisten Wagen. Wer nicht im wahrsten Wortsinn spurt, wird auf einen der drei Schattenbahnhöfe verschoben und nach Betriebsschluss untersucht.
Bei den Besuchern kommt die Anlage sehr gut an. Jürgen Böcker aus dem friesischen Leer hat über Modelleisenbahn-Foren von der Wiedereröffnung erfahren und saugt jeden Meter Bahn förmlich auf. Der zehnjährige Valentin Wetzel aus Renchen hat seinen Papa mitgebracht, gemeinsam verlieren sich Vater und Sohn in den vielen liebevoll gestalteten Details entlang der Strecke.
So ganz kann aber auch Reichert ein Faible für Eisenbahnen nicht leugnen, mit seinem Baggerbetrieb ist er gerade an der Sanierung der originalen Bergstrecke zwischen Triberg und St. Georgen beteiligt und hat sich ein Stück Gleis Baujahr 1894 gesichert.
Die Schwarzwald-Modellbahn hat an sieben Tagen die Woche von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Die Eintrittspreise betragen 8,50 Euro für Erwachsene, Kinder von vier bis 16 Jahren zahlen 6 Euro, der Preis für die Familienkarte liegt bei 18,50 Euro, Gruppen ab 15 Personen zahlen 7,50 Euro (Erwachsene) sowie 3 Euro (Kinder) pro Person.