Viel über das Leben von früher zu erfahren. Auch das macht für Marco Giesler die Arbeit im Seniorenheim interessant. Foto: Privat

Mit 13 Jahren entdeckte Marco Giesler (21) seine Liebe zur Altenpflege.

Mittleres Kinzigtal - Altenpflege ist Frauensache? Von wegen: Marco Giesler aus Gutach steht in diesem Berufszweig seit einem Jahr seinen Mann. Und kein Tag ist wie der andere – dies reizt den jungen Pflegeschüler besonders an seiner Arbeit.Bei seiner Berufswahl musste der heute 21-jährige Marco Giesler nicht lang überlegen. "Als ich 13 Jahre alt war, habe ich im Rahmen von ›Mitmachen ist Ehrensache‹ einen Tag lang für den guten Zweck in der Altenpflege gearbeitet. Und es hat unheimlich Spaß gemacht, mit alten Menschen über den Alltag zu reden, sie zu begleiten und zu unterstützen."

Von diesem Tag an war für Marco klar: Das Miteinander von Jung und Alt ist sein Traumberuf. Mit 19 Jahren begann er bei der Paritätischen Berufsfachschule für Heil- und Pflegeberufe in Hausach seine einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer, mit Praxisteil im Wolfacher Johannes-Brenz-Heim. Seit Herbst 2009 macht er sich in dieser Funktion für die rund 80 Bewohner der Gengenbacher Senioren-Residenz Kinzigtal stark: Ihnen beim Waschen und Anziehen helfen, das Frühstück bringen, sie in den Speisesaal begleiten und Unterhaltungsaktionen organisieren, gehört zu Marcos vielfältigen Aufgaben.

Parallel dazu lässt er sich derzeit zum Altenpfleger weiterbilden. Wenn er in zwei Jahren auch dieses Prädikat errungen hat, darf er beispielsweise die komplette Pflege auf einer Abteilung oder Station leiten.

"In diesem Beruf erfahre ich viel über das Leben in früherer Zeit", nennt Marco Giesler einen Reiz, den die Seniorenpflege für ihn als jungen Menschen bereithält. "Und jeder Tag mit den alten Menschen ist anders – je nachdem, welche Laune sie haben und welche Probleme der Betreute mit sich herumträgt, die er aufarbeiten muss."

"Männer sind in diesem Beruf gefragt, denn er erfordert viel Kraft"

Frauendomäne hin oder her, als Mann sieht sich Marco in der Altenpflege goldrichtig. "Hier braucht man viele Männer", findet er. "Schließlich ist der Beruf körperlich sehr fordernd, wenn die Betreuten zum Beispiel vom Bett in den Rollstuhl getragen werden müssen."

Dass er hauptsächlich mit demenzkranken Menschen zu tun hat, macht für Marco Giesler die Sache umso interessanter. Ein paar Regeln, die ihm bereits auf der Berufsfachschule nahegebracht wurden, gilt es bei diesem Personenkreis freilich zu beherzigen. "Man muss Augenkontakt zum Betreuten halten und darf bestimmte Fragen – zum Beispiel ›Wieso‹ – nicht stellen", erzählt Marco von seiner täglichen Arbeit. "Und man muss immer ruhig bleiben, sonst wird der Demenzkranke genauso nervös."

Mit dem ein oder anderen Zwischenfall heißt es ebenfalls richtig umgehen: "Es gibt schon mal Situationen, in denen ich das Zimmer einfach verlasse – zum Beispiel, als mich ein Bewohner mal körperlich angegriffen hat."

Bei seinen Freunden genießt der junge Gutacher mit seiner Berufswahl großen Respekt. "Viele sagen, das sei ein anstrengender Beruf, den sie sich niemals antun würden, und bewundern mich dafür." Und trotz – oder gerade wegen – der Herausforderungen: Marco liebt seine Arbeit, in der er sich durchaus 40 oder 50 Berufsjahre vorstellen kann. "Nicht zuletzt ist es auch ein krisensicherer Job – es gibt ja immer mehr alte Menschen. Daher sollten viel mehr junge Leute in der Seniorenpflege arbeiten."