Bei Touristen ist er längst begehrt: Der Bollenhut. Bald könnte die kultige Kopfbedeckung auch als Emoji kommen. Foto: dpa

Verband Schwarzwald Tourismus sammelt 222 Gründe für Trachten-Smiley.

Mittleres Kinzigtal - Dass der Bollenhut über seine Heimatgemeinden Gutach, Kirnbach und Reichenbach hinaus als Symbol für den Schwarzwald gilt, ist bekannt. Jetzt hat der Verband Schwarzwald Tourismus eine Kampagne gestartet, um den Hut mit der ganzen Welt zu teilen.

Sie lachen, weinen, schreien, lieben und freuen sich: Gemeint sind die bunten Smileys, die Smartphone-Nutzer weltweit nutzen, um mit ihren Freunden, Familien und Bekannten zu kommunizieren. Längst nutzen nicht nur Jugendliche, sondern auch die ältere Generationen "Emojis" (siehe Info), um per Whatsapp-Nachricht, SMS oder in den Sozialen Medien ihre Gefühle auszudrücken. Längst funktioniert der Nachrichtenaustausch auch ohne Worte, wenn Paare sich Herzchen zuschicken oder anstelle von Geburtstagsgrüßen "virtuelles Konfetti" schmeißen. Der Anlass: Anlässlich des diesjährigen 222. Geburtstags des Bollenhuts, der seine ursprüngliche Heimat bekanntlich in den Orten Gutach, Reichenbach und Kirnbach hat, kam der Tourismusverband "Schwarzwald Tourismus" nun auf die Idee, dem Trachtenhut auch als Smiley auf Whatsapp, Facebook und Co. eine Plattform zu bieten. Der Antrag: Emojis gibt es in sämtlichen Varianten. Aber wer entscheidet eigentlich, welches Symbol, welcher Gesichtsausdruck oder welches Getränk in der Smiley-Liste landet? Das ist die Organisation "Unicode-Konsortium" mit Sitz im kalifornischen Mountain View. Schwarzwald Tourismus, zu dem auch Schwarzwald Tourismus Kinzigtal (STK) gehört, stellt im den Antrag im kommenden Herbst bei der US-amerikanischen Organisation, informiert Caroline Hahn vom Projektmanagement Digitalisierung und Marketing des Tourismusverbands in Freiburg. Erst, wenn "Unicode-Konsortium" sein Okay gibt, steht dem digitalen Bollenhut nichts mehr im Weg. Das Design: "Das finale Design steht noch nicht, das werden wir im Zuge des Antrags festlegen", berichtet Caroline Hahn auf Anfrage unserer Redaktion. Die Frage, ob der Bollenhut an sich ein Emoji wird, oder der Benutzer das Gesicht einer Trachtenträgerin mit verschiedenen Hautfarben versenden kann, ist noch nicht geklärt, so Caroline Hahn. Um den Antrag zu unterstützen, startete Schwarzwald Tourismus die Kampagne "222 Jahre Bollenhut – 222 Gründe für den Bollenhut als Emoji". Auf der Internetseite des Tourismusverbands (siehe Info) sammeln die Initiatoren 222 Stimmen für ein Schwarzwälder Emoji. Jedermann kann dort einen Kommentar hinterlassen, warum der Bollenhut ein Emoji werden soll.

Gefühl von Heimat, Sicherheit, Ruhe und Natur

Die Meinungen: Darunter sind unter anderem Kommentare von Hansjörg Mair, Geschäftsführer des Schwarzwaldtourismus, STK-Geschäftsführerin Isabella Schmider, dem Schwarzwaldbotschafter Hansy Vogt oder der Bollenhutträgerin Susanne Kienzler aus Kirnbach zu finden. Weitere Befürworter schreiben Begründungen wie "I would love to send Bollenhut emojies to my friends here in California!", "Weil jeder weltweit weiß, was für ein Gefühl er ausdrückt: Liebe zur Heimat!" oder "Mit diesem Bollenhut verbindet jeder Mensch, der davon gehört hat, ein Gefühl von Heimat, Sicherheit, Ruhe und Natur".

"Der Bollenhut ist eine gestandene Größe", sagt Siegfried Eckert, Bürgermeister der Bollenhutgemeinde Gutach und Vorsitzender des Bunds Heimat und Volksleben, auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Ein Emoji, der weltweit in den sozialen Medien verbreitet wird, könne auch im Sinne des Tourismusverbands auch Werbemedium für die Region sein, so Eckert.

Mike Lauble, Vorsitzender der Trachtenkapelle Gutach, findet die Idee eines Bollenhut-Emojis generell gut und würde diesen auch privat nutzen. Jedoch nur, wenn der Bollenhut an sich den Weg in die Welt der digitalen Kommunikation findet. Das Gesicht einer Trachtenträgerin mit Hut würde er hingegen ablehnen, so Lauble auf Anfrage unserer Redaktion.

"Die Maler der Gutacher Malerkolonie und insbesondere Wilhelm Hasemann und Curt Liebich haben vor mehr als einem Jahrhundert durch ihre Gemälde und Postkarten bedeutend dazu beigetragen, den Bollenhut weit über die Grenzen der drei Bollenhut-gemeinden Gutach, Kirnbach und Reichenbach bekannt zu machen", schreibt Jean-Philippe Naudet, Vorsitzender des Gutacher Kunstvereins. Die beiden Künstler hätten damals eine PR-Kampagne ohnegleichen gestartet, die ein positives Image des Schwarzwalds schuf. Der Bollenhut stehe zunehmend als Symbol und sympathischer Werbeträger für die ganze Region, so Naudet, der die Idee "klasse" findet.

Emojis sind kleine Ideogramme oder Bilder, die in Chats und SMS dafür eingesetzt werden, Gefühle, Stimmungen oder Reaktionen bildlich darzustellen. "222 Gründe für den Bollenhut" ist im Internet unter www.222-jahre-bollenhut.im-schwarzwald.info/222-gruende-fuer-den-bollenhut-emoji zu finden. Ihre Meinung: Der Bollenhut als Emoji in den sozialen Medien: Würden Sie ihn nutzen? Geht die Tourismusbranche einfach nur mit der Zeit oder macht sie den Schwarzwald damit noch beliebter? Verlieren die ursprünglichen Bollenhutgemeinden damit ihr Alleinstellungsmerkmal? Ist das überhaupt noch im Sinne der Tradition? Schreiben Sie uns per E-Mail an redaktiongutachtal@lahrer-zeitung.de! Eine Auswahl Ihrer Meinungen veröffentlichen wir an dieser Stelle.