Die beiden alemannischen Originale haben die Erwartungen der Zuhörer voll erfüllt. Foto: Jehle Foto: Schwarzwälder-Bote

Begeistertes Publikum bei Mundart-Abend mit Wolfgang Miessmer und Ottmar Schnurr im Freilichtmuseum

Von Evelyn Jehle

Gutach. Die beiden alemannischen Originale haben am Donnerstagabend die Erwartungen des Publikums auf einen unbeschwerten und unterhaltsamen Abend voll erfüllt: Es waren so viele Gäste zum Mundart-Abend mit Wolfgang Miessmer und Ottmar Schnurr in das Freilichtmuseum gekommen, dass noch Stühle gestellt werden mussten.

Die beiden alemannischen Originale haben die Erwartungen des Publikums auf einen unbeschwerten und unterhaltsamen Abend ganz und gar erfüllt.

"Sie wissen, auf was Sie sich eingelassen haben", begrüßte Thomas Hafen, wissenschaftlicher Leiter des Museums, die Zuhörerschaft noch in Schriftdeutsch. Doch dann ging es mit "badischer Gosch" ans Geschichten erzählen, wie es sich so als Bruddler (Nörgler) im Acher-Renchtal lebt und heiteren alemannischen Liedern mit der "Quetschkommod".

Den Auftakt übernahm Mundartbarde Wolfgang Miessmer mit "Freude in Ehren" von Johann Peter Hebel. Das Lied beinhalte seiner Meinung nach die ganze Philosophie Hebels, das Leben und den Augenblick zu genießen, denn: "´s währt alles churzi Zit".

Lyrik stimmt auf Poesie des Allemannischen ein

Auch das nachfolgende Hebel-Gedicht, vertont von Michael Friedrich Wild stimmte mit Lyrik wie "sufer g’wäschen im Morge-Thau" (frisch gewaschen im Morgentau) auf die Poesie des Alemannischen ein. Zwar stimmt es sicher, dass Mundart etwas für das Ohr ist und aufgeschrieben einiges an Zauber verliert, doch Ottmar Schnurrs "Bruddlereien" sind zum Glück in Büchern festgehalten.

"Eigentlich kann ich meine Geschichten auswendig, aber ich bin jetzt Rentner und falls ich feststecke, spickle ich", meinte Schnurr verschmitzt. Er überlege sich mittlerweile beim Schuhe binden, was er noch "da unten zu erledigen habe, wenn er scho dirt isch". Er weiß wohl, je enger das Tal, desto enger das Hirn – macht aber nichts, weil "mir merkes nit".

Ein bevorzugtes Ziel der spöttischen Attacken Schnurrs ist die Verwandtschaft seiner Frau. Die Beschreibungen von den Tücken der Familientreffen an Weihnachten und Geburtstagen rief des Öfteren wissendes Gelächter hervor, als kenne jeder der Anwesenden das verminte Terrain. Große Heiterkeit hat auch die Schilderung des Besuchs eines englischen Austauschschülers in Ottenhöfen hervorgerufen.

Stellvertretend für die umfassenden Übersetzungen vom Alemannischen ins Englische sei hier der "Bibbeleskäs" vorgestellt: Bibbele-kleine Henn-little chicken, also little chicken cheese. Zwischen den satirischen, oft auch sarkastischen Geschichten Schnurrs spielte und sang Miessmer alemannisches Liedgut wie "De Bärbel ihr Bitt" um einen Ehemann und stimmte auch wunderschöne mittelalterliche Volksweisen an wie "Es taget im Walde" und "Ich weiß mir ein Blümli blawe".

Nach gut zwei Stunden bester Unterhaltung ernteten die Künstler enthusiastischen Applaus. Hafen überreichte den beiden jeweils einen Jubiläumsband der Vogtsbauernhöfe, sind doch beide dem Museum persönlich eng verbunden. Einen besonderen Dank für die freundschaftliche Zusammenarbeit sprach Hafen dem Mitveranstalter Muettersprochgsellschaft von Kinzig-, Wolf- und Gutachtal aus. Einen deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl des wissenschaftlichen Leiters interpretierten die Künstler richtig und gaben dem begeisterten Publikum die begehrte Zugabe.