Nach SchwaBo-Berichten über zunehmende Verkehrbelastung spricht Delegation im Freiburger Regierungspräsidium vor.
Gutach/Mittleres Kinzigtal - Die Gutacher wehren sich: Aufgeschreckt durch die umfangreiche Berichterstattungen des SchwaBo über die drohende Gefahr, dass das Gutachtal zu einer Hauptachse für den europäischen Schwerlastverkehr werden könnte, sprach gestern eine Delegation im Freiburger Regierungspräsidium vor.
Zusammen mit den Gemeinderäten Martin Moser und Hans-Jürgen Schneider präsentierte Bürgermeister Siegfried Eckert Oberbaurat Gert Lustinetz, Projektingenieur Michael Bausch und Referatsleiter Jürgen Kaiser die ihnen vorliegenden Informationen. Als Arbeitsvorlage diente dem Gremium eine amtliche Landkarte. "Und da ist uns aufgefallen, dass die Bundesstraße 33 bedeutend dicker markiert war als die Bundesstraßen 294 und 462 über Wolfach nach Schramberg", berichtete Eckert im Telefongespräch mit dem SchwaBo.
Der Rathauschef machte sich nach eigener Angabe in Freiburg nochmals nachdrücklich stark für eine Umgehung Gutachs. Zudem stellte er klar, dass das Gutachtal nicht zu einer Hauptachse für den europäischen Schwerlastverkehr werden dürfe. "Für Freiburg und den Bund ist nach wie vor die offene Ostvariante der Gutachumfahrung mit einem etwa 2,7 Kilometer langen Trog aktuell, die kostet rund 27 Millionen Euro", betonte Eckert.
Diese Planungen lehnt die Gemeinde allerdings nach wie vor ab und macht sich für die Westumfahrung als Tunnellösung stark. "Wenn man berücksichtigt, dass ein Kilometer Tunnelbau etwa 40 Millionen Euro kostet, liegen wir bei der Lösung dann bei etwa 120 Millionen Euro", rechnet Eckert vor. Hinzu kämen die jährlichen Betriebskosten eines Tunnels, die bei rund einer halben Million Euro liegen.
Das Freiburger Regierungspräsidium wird laut Eckert die Gutacher Forderung nach einer Westtrasse an Land und Bund weitergeben, allerdings "denke ich nicht, dass wir uns in dieser Frage finden werden", vermutet Eckert und betont: "In diesem Fall müssen wir schauen, dass wir Schramberg beim Wunsch einer Umfahrung unterstützen." Dieser könnte unter Umständen dazu führen, dass die Lastwagen eben nicht in hoher Anzahl durch die Bollenhutgemeinde fahren. Denn für Eckert steht ganz klar fest: "Der Schwerlastverkehr muss raus aus dem Gutachtal."
Dass die B 33 durch das Gutachtal eine wichtige und vor allem kurze Verbindung über den Schwarzwald ist, bestätigte gestern auch Oberbaurat Gert Lustinetz vom Regierungspräsidium Freiburg auf Nachfrage des SchwaBo. "Viele Alternativen gibt es kaum, und die B 33 ist nun mal eine bedeutende Alternative", betonte Lustinetz. Dass das Gutachtal zu einer Hauptachse für den europäischen Schwerlastverkehr werden soll, wollte er allerdings nicht bestätigen: "Wir müssen zunächst einmal intensive Verkehrsuntersuchungen dazu durchführen", so Lustinetz.
Gemeinderat Jürgen Schneider (FDP) hatte bereits in der öffentlichen Sitzung am Mittwochabend aktuelle Zahlen über das Verkehrsaufkommen im Gutachtal mitgebracht, Zahlen, die auch dem SchwaBo vorliegen. Laut Verkehrszählstelle II am Gutacher Vogtsbauernhof passieren in 24 Stunden 9908 Fahrzeuge die Messanlage, davon sind knapp elf Prozent Schwerlastverkehr. Unter diesen Begriff fallen allerdings bereits Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen.
An der Messtelle Hornberger Tunnel sieht es anders aus: Dort sind es nur noch rund 4940 gezählte Fahrzeuge, dafür hat sich aber die Zahl des Schwerlastverkehrs verdoppelt.
"Wir wissen nicht, was und wie Brüssel entscheidet, aber wir sind gewarnt und werden die Entwicklung ganz genau beobachten und dann schon sehr frühzeitig dagegensteuern", betonte Bürgermeister Siegfried Eckert in einer Stellungnahme in der Sitzung am Mittwoch.
Und er will dranbleiben und die Landes- und Bundespolitiker in dieser Sache fordern. So wird der Besuch der Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer am 1. August in Gutach mit großer Spannung erwartet. "Sie wird dann eine Stellungnahme abgeben", wünscht sich Bürgermeister Eckert. Dann werde entsprechend gehandelt.
Als erste Reaktion auf den ersten Bericht des SchwaBo zur möglichen Europastraße hatte Haslachs Bürgermeister Heinz Winkler diese Möglichkeit als "nicht verwunderlich" bezeichnet. Schließlich habe man in der Vergangenheit immer mit der großen Bedeutung der B 33 als wichtige Verkehrsachse argumentiert, um in den vordringlichen Bedarf zu kommen. Würde jetzt aber noch mehr Verkehr durch Haslach fließen, wäre "das überhaupt nicht gut". Winkler glaubt aber nicht, dass das Regierungspräsidium eine Umfahrungslösung gegen den Willen der Haslacher Bürger durchboxen würde. Diese haben sich bekanntlich mit großer Mehrheit für einen Tunnel ausgesprochen. Die Umsetzung dieser Variante ist allerdings – wie im Falle von Gutach – wegen der hohen Bau- und Betriebskosten eher unwahrscheinlich.