Eure Majestät, der Kandidat für Gutach: Samuel Speitelsbach will Bürgermeister werden. Foto: Samuel Speitelsbach/Twitter Foto: Schwarzwälder Bote

Bewerbung: Zweiter Kandidat für Gutach aufgetaucht / Samuel Speitelsbach fordert Siegfried Eckert heraus / Ex-AfD-Mitglied

Von Jörg Braun und Lena Stangenberg

Gutach/Ravenstein-Hüngheim. Für die Bürgermeisterwahl in Gutach am 5. Mai gibt es einen zweiten Bewerber. Amtsinhaber Siegfried Eckert wird von Diplom-Ingenieur Samuel Speitelsbach aus Ravenstein-Hüngheim (Neckar-Odenwald-Kreis) herausgefordert. Das teilte die Gemeindeverwaltung unserer Redaktion mit.

Speitelsbach arbeitet nach eigenen Angaben als Programmierer an der Universität Augsburg, berichtete er unsere Redaktion bei einem Telefongespräch am Dienstagabend. "Ich will in Deutschland etwas verändern und bin überzeugt, das ich dies am besten als Bürgermeister machen kann", sagte Speitelsbach. Gutach kenne er, da seine Freundin aus Sulz am Neckar stamme. Außerdem sei ihm ein Einwohner bekannt. Daher wisse er über die "Korruption in der Gemeinde Bescheid", behauptet Speitelsbach. Viel mehr wollte er trotz Nachfragen nicht sagen.

Wer dann jedoch zu recherchieren beginnt, erfährt im Internet Interessantes über den Kandidaten. Er möchte "die Kirche ganz abschaffen. Sie richtet noch immer viel zu viel Schaden an", erklärte Samuel Speitelsbach in einem Online-Beitrag des "Deutschen Literaturfernsehens".

In diesem Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse 2015 stellt er sein Buch "Information = Chaos" vor, das er in jenem Jahr verfasst hat und das im Buchhandel zu kaufen ist.

Daraus liest er in der Video-Sequenz vor, erzählt über "minderwertige Rassen mit genetischen Defekten" und dass "jeder Mensch schizophren" sei. Die Psychiatrie will er "auf der Stelle abschaffen und alle Psychiater vor ein Tribunal stellen, wie im Kriegsverbrecher-Tribunal nach dem Zweiten Weltkrieg". Wenn man mit deutschem Steuergeld forsche, "sollte das auch den Deutschen zugute kommen und nicht der ganzen Welt", erklärt er.

Über sich selbst gab Speitelsbach am Telefon nicht viel preis. Vermutlich ist er 33. Doch wie er angesprochen werden will, erfährt man auf Twitter: "Bitte mein Gender berücksichtigen und immer Eure Majestät benutzen", heißt es auf der Twitter-Seite von Samuel Speitelsbach, die mutmaßlich vom Gutach-Bewerber stammt. Speitelsbach sieht sich dort als "König von Christi Gnaden".

Auf eine Mail unserer Redaktion an seine vom Gutacher Rathaus angegebene Adresse mit der Bitte um nochmaligen Rückruf kam am Dienstagabend zurück: "Wie Christus Herodes bin auch ich den Kommunisten entgangen. Ende Diabolo! Durch mein Wort ist er gefallen. Ich habe Satan in die Ewige Verdammnis geschickt! Die Zeit der Gnade ist vorbei. Es werde Gerechtigkeit!"

Dann poltert er in der Mail gegen den "alten Bürgermeister", der "seinem Gott, dem Mammon, gedient und sich Geld und Grundstücke unter den Nagel gerissen" habe. Ob damit Amtsinhaber Eckert gemeint ist, bleibt in der Mail offen. Weiter geht es: "Ich bin aus dem Geist geboren! Das deutsche Zepter gehört mir und es werden so viele Plagen über Deutschland kommen, bis die Deutschen mir geben, was das Meinige ist!" Unterzeichnet ist die E-Mail mit "Heil Christi."

Politisch gehöre er keiner Partei an, sagte der Kandidat im Schwabo-Telefonat. Er sei jedoch schon AfD-Mitglied gewesen.