Aberle mit einem ihrer Bollenhüte am Eingang ihres Bauernhaus. Foto: Robin Heidepriem

Zu Besuch bei Bollenhut-Macherin Gabriele Aberle. Handwerkskunst trifft Heimatliebe. Mit Video

Gutach - Es ist der 7. Januar 1797, als Herzog Friedrich Eugen von Württemberg ein Schreiben mit weitreichenden Folgen aufsetzt. Um die Armut in seinen Schwarzwälder Gemeinden zu bekämpfen, ordnet er an, Hüte herzustellen. Heute gilt dies als die Geburtsstunde eines weltbekannten Wahrzeichens: des Bollenhuts.

Aufgemalte Kreise statt flauschiger Bollen

Dabei machten die ersten Exemplare noch nicht ganz so viel her. Keine Spur vom heutigen Markenzeichen des Huts, den flauschigen Bollen aus Wolle. Die kamen erst rund 20 Jahre später ins Spiel. "Der erste Hut war ein Strohgeflecht mit 14 aufgemalten Kreisen in rot oder schwarz", erzählt Gabriele Aberle. Die 65-Jährige ist Bollenhutmacherin, eine der letzten im Schwarzwald. Für die Gutacherin ist der Bollenhut ein Stück Heimat. Aber auch ein Stück Familiengeschichte - immerhin stellt Aberle den Hut bereits in dritter Generation her. So, wie ihn bereits ihre Großmutter fertigte. Denn an der Herstellungsweise hat sich seit damals nichts geändert.

Wie der Bollenhut hergestellt wird? Die Antwort gibt es im Video:

Wohl aber an der Art und Weise, wie der Bollenhut wahrgenommen wird. Die Kopfbedeckung, die einst nur in den Gemeinden Gutach, Kirnbach und Reichenbach getragen wurde, steht heute für den Schwarzwald schlechthin. Der Bollenhut ist Kult. Und bewegt sich irgendwo zwischen Kunst und Kommerz, Tradition und It-Piece. Billigimporte aus Fernost überschwemmen den Markt, mit dem Original haben diese jedoch wenig gemein.

Den traditionellen Bollenhut zieren 14 unterschiedlich große Wollrosen, nicht mehr und nicht weniger. Hergestellt werden sie in Handarbeit, zwei Kilo Wolle braucht Aberle für einen Hut. Die fertigen Wollrosen näht die 65-Jährige in der typischen Kreuzform auf den Hut auf. Kleben ist tabu. Ein weißer Gipsüberzug stabilisiert das Strohgeflecht. Das sei auch nötig, erzählt Aberle. Immerhin bringe ein Bollenhut zwischen 1,5 und zwei Kilo auf die Waage.

Wie sich der Bollenhut im Lauf der Zeit verändert hat? Mehr gibt es im Video:

Bequem ist anders. Gut so, sagt der Blick von Gabriele Aberle. Für die ehemalige Bankkauffrau ist der Bollenhut mehr als eine Kopfbedeckung. Er ist ein Stück Heimatgeschichte, ein Kulturgut, dem man sich mit gebührendem Respekt nähern sollte. Ihre Hüte bekommt deswegen auch nicht jeder. Sie sind vornehmlich Frauen aus Gutach, Kirnbach und Reichenbach vorbehalten. Nur sie dürfen den Bollenhut - historisch gesehen - tatsächlich tragen. Ledige Frauen tragen den roten Bollenhut, verheiratete die schwarze Variante.

Hin und wieder macht Aberle Ausnahmen

Hin und wieder macht Aberle aber auch Ausnahmen: Für Liebhaber, die den Hut und seine Geschichte achten. "Wenn sich jemand einen Bollenhut an die Wand hängt, habe ich nichts dagegen. Aber ich muss mir sicher sein können, dass der Hut nicht getragen wird."

Die Videos sind auch bei Instagram-TV verfügbar.

Wer sich selbst einmal mit einer stilisierten Variante des traditionellen Bollenhuts sehen will: Folgen Sie schwarzwaelderbote auf Instagram und Sie können dank Augmented Reality unseren Schwabo Bollenhut aufsetzen!

Sie wollen auf Instagram ein Bild oder ein Video von sich mit dem Bollenhut-Filter machen? Hier eine Kurzanleitung: 

Sie gehen auf den Instagram-Account des Schwarzwälder Boten (Name: schwarzwaelderbote). Unter der Account-Beschreibung und den gespeicherten Stories finden Sie zwischen der Foto-Beitragsübersicht und den Foto-Markierungen in der Mitte ein Smiley-Symbol mit Sternchen. Dieses Symbol wählen Sie an. Nun sehen Sie ein Foto unseres Kollegen mit einem Bollenhut. Wählen Sie das Foto an. Sie sehen nun unseren Kollegen, wie er den Bollenhut-Filter testet. Gehen Sie nun auf den "Ausprobieren"-Button unten links. Wenn Sie die Selfie-Kamera aktiviert haben, sehen Sie nun sich selbst mit Bollenhut. Wenn Sie den Kamera-Modus tauschen, können Sie anderen einen Bollenhut auf den Kopf zaubern.