Zahlreiche kostümierte Akteure spielten auf der Wiese des Freilichtmuseums die Schlacht bei Kandern zwischen der Hecker-Gruppe und den Preußen nach. Foto: Paskal

Lebendige Landeskunde im Freilichtmusem Vogtsbauernhof: Kanonenschüsse donnern durchs Tal.

Gutach - Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof hat den Pfingstsonntag der Badischen Revolution gewidmet. Bereits zu dem Vortrag von Oliver Felsen waren mehr als 50 Personen zur Heuboden-Akademie im Falkenhof gekommen. Dazu gesellte sich die Biedermeiergruppe aus Offenburg. Ihre historischen Kostüme waren eine Augenweide für die Besucher.

Bei seinem Streifzug durch die badischen Freiheitskämpfe zog Referent Oliver Felsen an der Seite Friedrich Heckers im Geiste noch einmal in die Schlacht von Kandern.

Gleich zu Beginn appellierte Felsen jedoch an die Zuhörer, sich bei Wahlen zu beteiligen: "Die Menschen während der Revolution gingen dafür auf die Barrikaden, Ihnen war es überlebenswichtig, wählen zu dürfen", erinnerte Felsen. In der heutigen Zeit kämen Asylanten aus unterschiedlichen Gründen wie Hunger oder Krieg nach Deutschland.

Durch Missernten in den Jahren 1788/89 hätte die Bevölkerung gehungert, und viele seien nach Amerika ausgewandert. Das Bürgertum sah Napoleon im Jahr 1813 als Heilsbringer an. Er setzte der Vielstaaterei in Deutschland ein Ende. Studenten und Professoren griffen zu den Waffen. Die Lützower Jäger marschierten am 18. Oktober 1817 zur Wartburg. Mit dabei hatten sie die Urfahne in Schwarz-Rot-Gold.

Auch die Burschenschaften hatten eine solche beim Hambacher Fest am 27. Mai 1832 Richtung Hambacher Schloss dabei. Am 12. September 1847 sind im Salmen in Offenburg 13 Forderungen des Volkes zur politischen und freiheitlichen Ordnung festgehalten worden.

Sie sind später in der Weimarer Verfassung und dann 1949 in das Grundgesetz übernommen worden. Am 12. April 1848 riefen Hecker und Struve von Konstanz aus zum Kampf auf. Sie hofften, dass sich viele beteiligen würden. Das Bürgertum wollte aber kein Blut vergießen. Die Hecker-Gruppe reiste über Stockach, Engen, Stühlingen nach Kandern. Am 20. April 1848 kämpften dort 800 Hecker-Anhänger gegen 2000 preußische Soldaten. Mit dieser bewaffneten Unruhe endete die erste badische Revolution. Die Anführer mussten das Land verlassen. Dennoch fanden am 28. März 1849 die ersten Wahlen statt. Dieses historische Erbe ist das höchste Gut der Demokratie.

Passend zu dem spannenden Vortrag ist auf der Wiese des Freilichtmuseums die Schlacht bei Kandern zwischen der Hecker-Gruppe aus Offenburg und den Preußen nachgespielt worden. Zahlreiche kostümierte Akteure feuerten Gewehr- und Kanonenschüsse ab.

Viel bestaunt und fotografiert wurde auch die Biedermeiergruppe in ihren selbst gefertigten herrlichen Kleidern. Sie führten den ganzen Tag über Tänze auf dem Gelände auf. So war für die Besucher ein kurzweiliges Programm geboten.