Max Moser aus Kirnbach macht eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker bei der Fassondreherei Blum. Der mittelständische Betrieb ist wie viele metallverarbeitende Betriebe dringend auf der Suche nach Auszubildenden. Foto: Stangenberg Foto: Schwarzwälder Bote

Fachkräftemangel: Metallverarbeitende Betriebe in Gutach suchen händeringend nach qualifiziertem Personal

Der bundesweite Fachkräftemangel ist auch im Kinzigtal ein Problem. Der Schwabo hört sich in verschiedenen Branchen um, die dringend qualifiziertes Personal benötigen.

Gutach. Die metallverarbeitenden Betriebe in Gutach suchen wie vielerorts im Kinzigtal nach Fachkräften und Auszubildende. Anja Blum und Thomas Albrecht, Geschäftsführer der Fassondreherei Blum in Gutach, berichten über die Gründe, warum es auch anderen Firmen der Branche ähnlich geht und weshalb die Suche nach Azubis im Beruf Zerspanungsmechaniker immer schwieriger wird.

48 Mitarbeiter beschäftigt die Fassondreherei. "Derzeit haben wir einen Auszubildenden zum Zerspanungsmechaniker im zweiten Lehrjahr", erklärt Geschäftsführerin Anja Blum. Gerne würde der mittelständische Familienbetrieb drei Nachwuchs-Fachkräfte ausbilden, doch wenige junge Schulabgänger interessieren sich für den Beruf.

Immer mehr Schulabgänger zieht es ins Studium

Warum das so ist? Thomas Albrecht spricht von mehreren "Mosaiksteinen", die auch qualifizierte Fachkräfte nicht in den ländlichen Raum ziehen würden. Mit dem Auslaufen der Hauptschule vor wenigen Jahren und den immer größeren Interesse am Studieren sei es schwierig geworden, junge, gut qualifizierte Menschen für den Beruf zu begeistern. "Große Industriebetriebe sind da vermutlich noch im Vorteil, da sie höhere Löhne anbieten können", sagt Anja Blum.

Einziger Auszubildender ist derzeit Max Moser aus Kirnbach. Der 18-Jährige absolvierte in seinem ersten Lehrjahr die Berufsfachschule Metalltechnik in Wolfach. Dort lernen die Azubis zunächst die Grundkenntnisse für ihre Arbeit als Zerspanungsmechaniker, um dann im zweiten Jahr gleich in den Arbeitsalltag der Dreherei eingebunden zu werden. Ihm gefallen sein Ausbildungsberuf, seine Aufgaben und der Betrieb gut.

Weitere Hürden bei der Suche nach Nachwuchs sind laut Albrecht auch schlechter qualifizierte Schulabgänger, in deren Ausbildung die Firmen viel Zeit und Energie stecken müssten. Zudem schnellen Gehaltsvorstellungen immer mehr in die Höhe, sodass potentielle Bewerber eher zu größeren Industriebetrieben "abwandern", die beispielsweise eigene Lehrwerkstätte haben. Den Vorteil kleinerer mittelständischer Betriebe sehen Blum und Albrecht aber darin, dass die Auszubildenden praktisch "überall" eingesetzt werden.

Um mit größeren Unternehmen mithalten zu können, gilt es, den Beruf attraktiver zu machen: "Die Arbeit mit Drehteilen ist in den vergangenen Jahren immer komplexer und anspruchsvoller geworden", informiert Blum. Automatisierung ist in der Metallbranche ein großes Thema. Die Bedienung der Maschinen benötigt ein qualifiziertes Know-How. Die Kunden der Drehereien kommen aus verschiedenen Branchen, wie der Automobilindustrie oder der Medizintechnik. Die Nachfrage nach Präzisionsteilen steigt. Viele Betriebe würden ihren Maschinenpark gerne erweitern. "Aber wer soll sie bedienen?", fragt sich Albrecht angesichts des Fachkräftemangels.

Die Arbeits als Zerspanungsmechaniker ist komplex

Die Metallbetriebe im Gutachtal pflegen ein gutes Miteinander, so Albrecht. Die Probleme sind allen gleichermaßen bekannt, wie der steigende Altersdurchschnitt der Angestellten. "Die Arbeitskräfte werden immer älter."

Eine weitere Hürde für die Angestelltensuche in Gutach sehen die Geschäftsführer auch an der Lage. "Viele unserer Angestellten oder Bewerber kommen von außerhalb", berichtet Blum. Die Zahl der Pendler steige. Die Fassondreherei beschäftigt neun Gutacher. Bewerber würden unter anderem den Verkehr auf der B 33 oder den Öffentlichen Nahverkehr bemängeln. "Das ist ein Problem für Gutach. Immer mehr Firmen im Ländlichen Raum zieht es dort hin, wo ihre Standorte eine bessere Verkehrsanbindung, sowohl für den Transport der eigenen Ware als auch für ihre Mitarbeiter, haben."

Einer der vielen Mosaiksteine ist letztlich der immer höher steigende Lebensstandard, und damit verbunden die Forderung nach höheren Gehältern. Andererseits wächst der Wunsch nach mehr "Work-Life-Balance" in der Bevölkerung. Um als verhältnismäßig kleiner mittelständischer Betrieb mit den "Großen" mitzuhalten, müssen sich die Arbeitgeber ins Zeug legen, um das Angestelltenverhältnis attraktiver zu machen. Das geschieht beispielsweise durch Sozialleistungen, Gesundheitsmanagement oder Prämien für Mitarbeiter, die neue Angestellte werben.

Blum und Albrecht sind überzeugt, dass die Mitarbeit in mittelständischen Betrieben und in der Metallbranche im ländlichen Raum attraktiv ist. "Der Mittelstand ist für die deutsche Wirtschaft unabdingbar", so Albrecht.

Der Schwarzwälder Bote befasst sich in einer losen Reihe mit dem Thema "Fachkräftemangel im Kinzigtal". Dabei trifft unsere Redaktion Betriebe verschiedener Branchen, die händeringend nach qualifiziertem Personal und Auszubildende suchen.