Felicitas Wehnert in einem der Hausgärten im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof Foto: Dorn Foto: Schwarzwälder Bote

Heuboden-Akademie: Felicitas Wehnert gibt Einblicke in das damalige Dorfleben in Baden-Württemberg

Wissenswertes über das Dorfleben hat auf dem Lehrplan der "Heuboden-Akademie" im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof gestanden. Autorin Felicitas Wehnert porträtierte unter anderem das Leben einer Trachtenschneiderin und eines Braumeisters.

Gutach. Basierend auf der SWR-Filmreihe "Auf dem Land" wurde an Menschen erinnert, die zeit ihres Berufslebens auf dem Dorf daheim waren und dort – denkt man an den Landarzt, den Dorfpolizisten oder den Postboten – als Respektsperson geschätzt wurden. Die 1930er Jahrgänge wurden nach der Konfirmation oder dem Abschluss der Volksschule in eine Zeit des Mangels und des Hungers hineingeboren und mussten nach dem Abschluss der Volksschule ein anstrengendes Leben als Hirtenbub, in der Schneiderinnenlehre oder als Bierbrauerlehrling antreten.

Konfirmation als Eintritt in die Welt der Erwachsenen

Die Konfirmation wurde als Übertritt in das Leben der Erwachsenen gefeiert, ein Leben fernab dessen was sich gleichaltrige Teenager heute vorstellen können. Mit eindrucksvollen Bildern illustrierte Wehnert Geschichten aus der Heimat. Viele der Porträtierten hatten sich ihr verschmitztes Lächeln aus Jugendzeiten bis ins hohe Alter bewahrt.

Die Geschichten führten in eine Vergangenheit ohne Telefon und Automobile, Unfälle mit Pferdewagen und mit den aufkommenden Motorrädern hielten den Landarzt auf Trab. Bei den Besuchen auf weit entfernten Bauernhöfen wurde erst das kranke Vieh versorgt. Wenn dann noch Zeit blieb, schaute der Arzt auch noch nach den Beschwerden des kranken Großvaters. Die heute klar gezogenen Grenzen zwischen Human- und Veterinärmedizin waren damals auf dem Land nicht existent.

Nach der Hochzeit durften Frauen nicht mehr Skifahren

Wehnert beleuchtete auch den Hochschwarzwald als die Wiege des Skisports und die Anfänge des Tourismus. Auf dem Freiburger Hausberg Schauinsland mussten die Kinder bereits mit vier Jahren das Skifahren erlernen, anders war in den schneereichen Wintern der Schulweg nicht zu bewerkstelligen. Mit dem Tag der Hochzeit wurde den verheirateten Frauen das Skilaufen verboten, zu wichtig war die Arbeitskraft der Mutter an Heim und Herd, als dass diese durch einen Skiunfall beeinträchtigt werden durfte.

Mit den ersten Sommerfrischlern – im Kinzigtal bis heute von den Einheimischen noch liebevoll "Luftschnapper" genannt – hielt in den 60er-Jahren der Tourismus Einzug im Schwarzwald. Sonderzüge der Deutschen Bundesbahn und natürlich die ersten kleinen Familienwagen wie der VW Käfer oder der Fiat 500 brachten die Erholungssuchenden aus dem Ruhrgebiet in den Schwarzwald, wo diese schon allein mit ihrer für Wald und Wiesen untauglichen Bekleidung auffielen.

Mit Impressionen zu alten, auch in den Hausgärten des Freilichtsmuseums kultivierten Nutzpflanzen wie dem "Kehlkraut" endete die lehrreiche Heuboden-Akademie im Freilichtmuseum.

Am Dienstag, 10. Juli, strahlt der SWR im dritten Programm eine weitere Folge der Reihe "Sommer auf dem Land" aus.