Nach zwei Jahren Pause kamen die Vertreter der Baugenossenschaft Familienheim VS erstmals wieder in Präsenz zusammen, um das Wirtschaftsjahr 2021 abzuschließen, laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Berthold Frisch das "mit dem besten Ergebnis aller Zeiten".
VS-Villingen - Noch unbeeindruckt von Krieg und Energiekrise, Inflation und Baumaterialmangel sowie gekürzter Wohnbauförderung lag der Jahresüberschuss bei 2,83 Millionen Euro und der Bilanzgewinn betrug knapp 245 000 Euro, wovon 225 560 Euro in den nächsten Tagen als vierprozentige Dividende an die 4200 Genossenschaftsmitglieder ausgeschüttet werden.
Oberbürgermeister Jürgen Roth und auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur lobten die Familienheim für ihre "guten Lösungen" und den sozialen Wohnungsbau.
Geothermie in St. Georgen
Der geschäftsführende Vorstand Sebastian Merkle sprach im Münsterzentrum in Villingen vor 53 von 75 erst im Sommer neugewählten Vertretern über das Nachhaltigkeitsmanagement der Baugenossenschaft, darunter neue Heizstrategien wie der Geothermie in St. Georgen. Gerne hätten man dem Projekt in der Schramberger Straße weitere folgen lassen, doch exorbitante Preissteigerungen und fehlende Fördermittel aus Stuttgart oder Berlin machen das unmöglich.
150 Bewerber auf 19 Sozialwohnungen
Merkle sprach auch über die 150 Bewerber für die 19 Sozialwohnungen im Von-Richthofen-Park in Villingen, die noch im November für eine Kaltmiete von 6,70 Euro bezogen werden sollen und vom inklusiven Wohnprojekt Luisen-Quartier, dessen 85 Wohnungen ebenfalls schon alle vermietet sind. Ein Teil davon wird die Stiftung Liebenau unter anderem für die "begleitete Elternschaft" nutzen. Merkle sprach aber auch von der Befürchtung, dass dieses Projekt aufgrund dramatischer Preisentwicklung und ausbleibender staatlicher Hilfen für die Familienheim das vorerst letzte sei. Einzig in Tübingen sei man gerade noch beteiligt am neuartigen Bau von 34 Clusterwohnungen – das neue Wort für Wohngemeinschaften –, die zu einem Quadratmeterpreis von 16 Euro vermietet werden müssen.
Mit Mietern im Gespräch
Merkle berichtete auch aus dem aktuellen Jahr vom Familientag im Kurpark mit 3000 Besuchern, dem dritten virtuellen Heimatlauf zu Gunsten der guten Sache und von der mobilen Kaffeebar, an der man mit vielen Mietern ins Gespräch kam.
Vielfach engagiert
Mit Henry Greif und Birgit Mittermeier wurden die Ehrenamtlichen des Jahres gekürt, und am Hoptbühl-Gymnasium war man Pate bei der Gründung einer Schülergenossenschaft. Das soziale Engagement brachte der Familienheim erneut den LEA-Preis als "beispielhaftes Unternehmen" ein, und man wurde mit dem Gütesiegel "MeinFairMieter" ausgezeichnet. "Unser Goldschatz aber sind unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen", endete Merkle.
Die Zahlen
Martin Renner, im Vorstandsduo der Mann der Zahlen, präsentierte das Jahresergebnis. 2021 wurden 5,3 Millionen Euro in Neubauten und Modernisierungen investiert. Während der Mietspiegel der Stadt 2021 eine Durchschnittsmiete von 6,90 Euro aufwies, lag sie bei der Familienheim bei sechs Euro. "Wir haben gut gewirtschaftet und können auf ein solides Fundament bauen, deshalb schauen wir zuversichtlich in die Zukunft", so Renner.
Alexander Wirich rückt für Berthold Frisch nach
Rudolf Hirt, Aufsichtsrat seit 2006, wurde wiedergewählt und für den scheidenden Aufsichtsratsvorsitzenden Berthold Frisch kam der Jurist Alexander Wirich neu in das Gremium. Für seine Verdienste um die Wohnungswirtschaft in Baden-Württemberg erhielt Frisch, der ebenfalls seit 2006 im Aufsichtsrat saß und jetzt, laut Satzung altershalber, ausscheiden muss, die Silberne Ehrennadel.