Torsten Michel, Küchenchef der Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach. Foto: © René Riis 2016 /René Riis

Mit großer Spannung hat die Spitzengastronomie heute nach Karlsruhe geblickt. Nun steht fest, welche Restaurants sich in den Feinschmecker-Olymp gekocht haben, aber auch, wessen Stern am Sinken ist.

Der Südwesten bleibt Top-Adresse für Feinschmecker - und hat noch einige neue Gourmet-Lokale hinzubekommen. Bei der Verleihung der „Michelin“-Sterne schneidet Baden-Württemberg besonders gut ab. Beim Karlsruher Restaurant sein ist das so. Es gehört wie die Mühle in Schluchsee zu den neuen Zwei-Sterne-Lokalen im neuen „Guide Michelin“. Bei der Verleihung am Dienstagabend in Karlsruhe wurden elf Häuser im Südwesten neu ausgezeichnet, davon neun mit einem Stern.

Insgesamt gibt es nun im Südwesten 64 Ein-Sterne-Lokale, 10 Zwei-Sterne-Lokale und 2 Gourmettempel der höchsten Drei-Sterne-Kategorie im Schwarzwaldort Baiersbronn: das Restaurant Bareiss und die Schwarzwaldstube. Zwei Lokale auf Weltklasse-Niveau in einem so kleinen Ort sei schon mehr als beachtlich, sagte Ralf Flinkenflügel, Direktor des „Guide Michelin“ für Deutschland und die Schweiz. „Baiersbronn ist ein Highlight der internationalen Gastronomie.“ Zumal auch die Ein-Sterne-Lokale Schlossberg und das 1789 in dem Ort im Kreis Freudenstadt sind.

Traube-Seniorchef Finkbeiner: das schönste Geburtstagsgeschenk

„Genau ein Jahr ist es her, dass wir unsere Spitzenrestaurants im wiederaufgebauten Stammhaus eröffnen konnten. Die Bestätigung der beiden Michelin-Auszeichnungen mit drei Sternen für die Schwarzwaldstube und einem Stern für das 1789 ist für unsere Brigaden um Küchenchef Torsten Michel und Florian Stolte das schönste Geburtstagsgeschenk“, erklärt Traube-Seniorchef Heiner Finkbeiner. Er teilt weiter mit: „Hätte es die kurze ‚Feuerpause‘ unserer Bewertungen nach dem Brand 2020 nicht gegeben,würden wir in der Schwarzwaldstube in diesem Jahr zusätzlich noch ein besonderes Jubiläum feiern können: 30 Jahre drei Sterne – das wäre deutschlandweit Rekord“, verrät der Seniorchef.

Schwarzwaldstube-Küchenchef Torsten Michel erklärt indes: „Wir freuen uns sehr über die Verteidigung der drei „Michelin“-Sterne für die Schwarzwaldstube. Die neue Küche, das neue Restaurant, alles fühlt sich nach diesem ersten Jahr im Stammhaus bereits sehr vertraut an. Das liegt auch daran, dass wir als Team an einem Strang ziehen und jeder um seinen Wert weiß. Wir folgen unserem Weg und haben die wertvolle Freiheit, so zu kochen, wie es zu uns am besten passt. Der Betrieb und unsere Gäste schenken uns das Vertrauen, um jeden Tag unser Bestes zu geben.“ Auch 1789-Küchenchef Florian Stolte freut sich: „Großartig, wir hatten einen fantastischen Auftakt im 1789 und können uns mit unserer asiatisch-inspirierten Küche endlichvoll entfalten. Ich bin wirklich froh und dankbar für alles, was uns das letzte Jahr beschert hat. Die Bestätigung vom ‚Michelin‘ ist das i-Tüpfelchen–aber darauf ausruhen werden wir uns nicht, denn nach dem Stern ist vor dem Stern.“

Lumpp vom Bareiss ist „ungeheuer glücklich“

Claus-Peter Lumpp vom Restaurant Bareiss in Baiersbronn-Mitteltal teilt derweil mit: „Der Michelin zeichnet das Restaurant Bareiss 2023 erneut mit dem dritten Stern aus, das 16. Jahr in Folge – eine Riesenehre, eine Riesenfreude! Das ganze Team sagt: danke! Den Inspektoren des ‚Michelins‘ für ihr Vertrauen in die Kontinuität unserer Leistung. Unseren Gästen für ihre Treue und das Strahlen in ihren Gesichtern, wenn wir sie begeistern konnten. Allen Teams im ganzen Bareiss für ihre wunderbare Kollegialität. Und der Familie Bareiss für ihre unerschütterliche Unterstützung in jedem Belang. Sie alle ehrt dieser dritte Stern – wir sind ungeheuer glücklich. Wir alle machen hochmotiviert weiter“, verspricht Lumpp.

Jörg Sackmann: Es ist jedes Jahr immer wieder eine Bestätigung

Auch im Restaurant Schlossberg des Hotels Sackmann in Baiersbronn-Schwarzenberg, das seinen Stern ebenfalls gehalten hat, gibt es Grund, miteinander anzustoßen. „Es ist jedes Jahr immer wieder eine Bestätigung für einen selbst und das gesamte Team“, sagt Jörg Sackmann. Zudem sei es interessant, wie sich die Gourmetlandschaft verändert, wie sich die jungen Kollegen entwickeln. „Es ist auch eine Anerkennung für die Gastronomie insgesamt, gerade in Zeiten, die für die Betriebe etwas schwieriger sind“, sagt Sackmann mit Blick auf Fachkräftemangel und Energiepreise.

Außergewöhnlicher Zuwachs in Südbaden

Beachtlich ist der Zuwachs an Sternen in Freiburg: Hier gibt es mit dem Colombi Restaurant, der Eichhalde und der Wolfshöhle gleich drei neue Ein-Sterne-Restaurants. Mit einem Stern schmücken sich nun auch die burg in Donaueschingen im Schwarzwald-Baar-Kreis, Das garbo im Löwen in Eggenstein-Leopoldshafen, das Esszimmer im Oberschwäbischen Hof in Schwendi, das Hegel Eins in Stuttgart, das MARKOS in Weingarten bei Ravensburg und das bi:braud in Ulm, dessen Küchenchefin Alina Meissner-Bebrout zugleich mit dem Young Chef Award geehrt wurde.

Als Sommelier wurde Christophe Meyer aus dem Le Pavillon in Bad Peterstal-Griesbach im Ortenaukreis ausgezeichnet. In Karlsruhe sagte er: „Eine Riesenfreude und eine Überraschung. Dieser Preis ist sehr viel Arbeit, Erfahrung und Unterstützung.“ Er dankte Dollenberg-Patron Meinrad Schmiederer für seine Unterstützung. Gestrichen wurden von der Sterne-Liste drei Adressen in Fellbach, Herrenberg und Mannheim – die Häuser sind geschlossen.

So viele Sterne wie noch nie vergeben

Bundesweit wurden dieses Mal 334 Sterne vergeben – so viel wie nie. In Deutschland gibt es nun 10 Restaurants mit drei Sternen, 50 Restaurants mit zwei Sternen und 274 Restaurants mit einem Stern. Insgesamt lobten die Tester angesichts von schwierigen wirtschaftlichen Zeiten und Fachkräftemangel die beständige Qualität der deutschen Gastronomie. Sie waren angetan vom Mut und von der Flexibilität, mit der Gastronomen den verschiedenen Krisen trotzten.