Das Auerwild ist vom Aussterben bedroht. Durch das hohe Besucheraufkommen in den heimischen Wäldern wird ihr Lebensraum weiter eingeschränkt – durch geschickte Besucherlenkung soll dem in Oberwolfach entgegengewirkt werden. Foto: dpa/Michael Reichel

Am Gütschkopf möchte die Gemeinde Oberwolfach Habitatpflege für die gefährdete Tierart betreiben. Jakob Huber vom Verein „Auerhuhn im Schwarzwald“ stellte dem Gemeinderat vor, was dort geplant ist und wann es umgesetzt wird.

Gute Nachricht für das immer seltener werdende Auerhuhn: Am Gütschkopf könnte es sich bald sehr wohlfühlen. Denn dort will die Gemeinde künftig Habitatpflege betreiben.

Warum das Ganze? Die Betreiber des Windparks Hohenlochen mussten im Zuge des Baus des Windparks einen Ausgleichsbetrag an die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg zahlen. Die angrenzenden Gemeinden Hausach und Oberwolfach konnten Naturschutzprojekte einreichen und die Mittel damit abrufen. Gesagt, getan – und da in Oberwolfach noch das Projekt Besucherlenkung in diesem Bereich erstellen musste, sollen die beiden Projekte so miteinander verbunden werden (wir berichteten).

Sanfte Besucherlenkung ohne Verbote

In der Sitzung waren Jakob Huber, Geschäftsführer des Vereins, und Markus Schätzle für das Amt für Waldwirtschaft anwesend. Das Projekt solle über vier Jahre laufen, erklärte Bürgermeister Matthias Bauernfeind eingangs.

Und: „Daneben geht es auch darum, eine so attraktive Wegetrasse zu haben dass der Besucher dort so viel Spaß hat, dass er auf dem Weg bleibt.“ Erreicht werden könnte dies unter anderem mit Infotafeln und eben durch Angebote wie die Schaufläche am Gütschkopf. Darum sei es das Ziel, nicht mit Verboten zu arbeiten, fügte Huber hinzu. Das ganze Projekt sei so zu gestalten, dass die Besucher weiterhin gerne zum Gütschkopf kommen, aber die zentrale Kammlage meiden. Denn dort sollen die Habitat für das Auerwild aufgewertet werden.

Ausgangspunkt solle das Schmalzerhisli sein. Von dort führt ein Wanderweg zum Aussichtspunkt, wo ein Schauhabitat entstehen soll. Dadurch verspreche man sich, dass der Publikumsverkehr am Höhenrücken selbst zurückgehe. Der Bereich wird deutlich aufgelichtet, das Material mittels Seilwinde zum Höhenkamm transportiert und mit dem Forstschlepper runtergeschafft, erklärte Schätzle. Verarbeitet würde vor allem Industrie- und Hackschnitzelholz. „Auf dieser Fläche soll erkennbar sein, wie so ein Habitat aussieht“, erklärte Schätzle. Die Arbeiten sollen im Juni/Juli beginnen.

Dann werde entlang des Höhenrückens weiter gearbeitet, um nach und nach eine Verbindung zu den bereits gepflegten Habitatsflächen zu schaffen. „Was wir mit den Schülern dort oben begonnen haben, werden wir auf viel größerer Fläche fortführen“, sagte er. Pluspunkt: Die Maßnahmen würden auch andere lichtliebende Tierarten fördern, zum Beispiel Schmetterlinge. Vor der Gemeinde liege eine spannende Aufgabe, so Schätzle. „Wie viele Jahrzehnte wir das Auerwild noch halten können, wissen wir nicht“, sagte er, war sich aber sicher: „Wenn wir nichts tun, wird es aber definitiv weg sein.“

Heidi Reitsamer wollte wissen, wie viele Tiere es in dem Bereich gebe. Es seien Nachweise gefunden worden, die auf etwa zwei bis vier Tiere schließen lassen, antwortete Huber. Auch die Bejagung des Fuchses sei ein wichtiges Thema, antwortete Huber auf eine Frage von Roland Haas.

Akteure frühzeitig mit ins Boot holen

Auch unter den Jägern gebe es entsprechende Bestrebungen, etwa durch die Gründung von Hegegemeinschaften für das Auerhuhn. Martin Rebbe befand das Vorhaben als schönes Projekt. Allerdings sei es wichtig, weitere Akteure mit ins Boot zu holen und frühzeitig mit etwa Schwarzwaldverein und Hegering in Kontakt zu treten.

Martin Welle erkundigte sich, ob das definitiv einen Ausschlussgrund für die Windkraft in diesem Bereich bedeute. Bauernfeind wies darauf hin, dass diese Fläche im Flächennutzungsplan Windkraft nicht enthalten sei. Huber konnte diesen Fall zwar nicht explizit ausschließen, sah es aber als sehr unwahrscheinlich an, dass der Gütschkopf und der Höhenrücken irgendwann doch noch für den Bau von Windenergieanlagen in Frage kämen.

Einstimmig beauftragte der Gemeinderat schließlich die Verwaltung,die Maßnahme umzusetzen und die erforderlichen Aufträge zu erteilen

Darum geht’s

In Zusammenarbeit dem Verein Auerhuhn im Schwarzwald besteht die Möglichkeit auf rund 29,5 Hektar Fläche im Bereich des Gemeindewalds Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums für das Auerwild umzusetzen. Gleichzeitig sollen Maßnahmen zur Besucherlenkung getroffen werden. Ganz günstig ist das nicht: Für die Umsetzung der Maßnahmen fallen Kosten in Höhe von circa 213500 Euro an. Die Förderung beträgt rund 192 000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde wird über den Forstbetriebsplan zur Verfügung gestellt.