Die Neubauten entlang von Mercedes- und Daimlerstraße sollen den Wasen-Lärm von den geplanten Wohnungen fernhalten. Mehr Bilder vom Neckarpark finden Sie in unserer BildergalerieFoto: Stadtmessungsamt/Lange

Interessent lässt mit Unterschrift auf sich warten - Bauten als wichtiger Teil des Lärmschutzes.

Stuttgart - Im Neckarpark sollen ab Ende 2016 die ersten Bewohner ein neues Stadtviertel besiedeln. Doch die Umwandlung des Cannstatter Güterbahnhofs in ein Wohnquartier stockt. Ein Vertragsabschluss für drei Hotels, die das Areal vor Lärm abriegeln sollen, lässt trotz jahrelanger Vorarbeit auf sich warten.

Jeder kennt die Enttäuschung, wenn Dinge nicht wie erwartet laufen. Dieter Rentschler durchlebt derzeit solche Gefühlswelten. Ungeduldig wartet der Mitarbeiter der städtischen Wirtschaftsförderung auf einen Brief, der für die Umgestaltung des 22 Hektar großen einstigen Cannstatter Güterbahnhofgeländes ein wichtiges Puzzleteil darstellt. Inhalt der Sendung: Gegengezeichnete Kaufverträge für ein 9000 Quadratmeter großes Grundstück am Rande der Konversionsbrache. "Noch ist hier nichts eingegangen", so Rentschler.

Gebäude als Lärmriegel

Auf dem Flächenstück unweit der Hanns-Martin-Schleyer-Halle, auf Höhe der Tankstelle an der Mercedesstraße, will der Hamburger Projektentwickler Meding Plan Projekt (MPP) einen Immobilienkomplex für drei Hotels hochziehen. Die Gebäude sollen einen Lärmriegel zwischen Wasen und Wohnbebauung bilden.

Doch zwischen Absender und Empfänger herrscht seit Monaten Funkstille. "Wir könnten eigentlich zum Notar gehen", sagt Rentschler, denn letzte Vertragsdetails waren bereits im vergangenen September ausgehandelt worden.

Einigkeit herrschte über den Grundstückspreis, der etwa vier Millionen Euro in städtische Kassen spülen soll. Mit Hochdruck arbeiten Stadtplaner daran, dem Projektentwickler das Baurecht zu verschaffen. Das Grundstücksgeschäft sollte bis Jahresende über die Bühne gegangen sein, wie jüngst im Cannstatter Bezirksbeirat zu hören war.

Schulden- und Finanzkrise schuld

In Hamburg gibt man sich überrascht von der schwäbischen Ungeduld. "Wir selbst wollten alles bereits unter Dach und Fach haben", beteuerte MPP-Geschäftsführer Jan-Oliver Meding kurz vor Weihnachten auf Nachfrage.

Schuld an ungewollten Verzögerungen im Stuttgarter Neckarpark sei die europäische Schulden- und Finanzkrise. Die Turbulenzen hätten Investoren aus der Schweiz und den USA, die MPP schon für die Hotels gewonnen zu haben glaubte, verunsichert. Die Begeisterung für Engagements im Euro-Raum sei gesunken. "Bei einer Investitionssumme von weit über 50 Millionen Euro im Neckarpark braucht es Sicherheiten", so Meding.

"Es gibt Interessenten, die wir bisher vertrösten mussten"

"Es gibt Interessenten, die wir bisher vertrösten mussten"

Neuerdings hätten sich die Verhandlungen aber positiv entwickelt. Er sei wieder optimistisch, genügend Geldgeber ins Boot zu bekommen, betonte der Projektentwickler. Im ersten Quartal 2012 werde man so weit sein und die Verträge nach Stuttgart schicken.

Im Stuttgarter Rathaus schließt man dagegen nicht mehr aus, dass Post von der Waterkant ganz ausbleiben könnte. "Wenn wir bis Ende Januar nichts hören, dann müssen wir uns anderweitig umschauen", stellt Wirtschaftsförderer Rentschler ultimativ klar. Ersatz sei zu finden. "Es gibt Interessenten, die wir bisher vertrösten mussten", betont er.

Ob sich die ursprünglichen Hotelpläne mit einem neuen Partner umsetzen lassen, bleibt abzuwarten. In Fachkreisen galten die Neckarpark-Pläne im beengten Stuttgarter Hotelmarkt, von OB Wolfgang Schuster (CDU) vor Jahren persönlich angestoßen, als ambitioniert.

Übernachtungsangebot gestiegen

Zwar stiegen die Übernachtungszahlen zuletzt um satte 9,2 Prozent, und mit 1,35 Millionen Übernachtungen verzeichnete Stuttgart zwischen Januar und Juni 2011 einen neuen Beherbergungsrekord. Die Auslastung der Hotels in der Stadt verbesserte sich im gleichen Zeitraum von 40,1 auf 42,7 Prozent. Zugleich stieg aber auch das Übernachtungsangebot in der Stadt um 1,8 Prozent, in rund 170 Betrieben warten inzwischen 17.481 Betten.

Jüngst hat sich das Nächtigungsangebot weiter vergrößert, im November nahm die Motel-One-Gruppe in der Lautenschlagerstraße beim Hauptbahnhof ein 231-Zimmer-Haus in Betrieb. Und pünktlich zum Start der Touristikmesse CMT ist am 11.Januar das ehemalige Vier-Sterne-Haus Mövenpick Stuttgart Messe von einem neuen Betreiber als Grand City Airport Hotel Stuttgart Messe wiedereröffnet worden. Weitere Hotelneubauten sollen in naher Zukunft folgen.

Dabei sind die Hotelpläne im Neckarpark schon länger in Verzug. Ursprünglich sollten ein Holiday Inn gehobener Kategorie sowie ein Holiday Inn Express im Zwei-Sterne-Segment mit jeweils 150 Zimmern im Jahr 2010 die ersten Gäste aufnehmen. Nach jetziger Planung werden die beiden Betriebe jeweils nur 130 Zimmer vorhalten. Die dritte Herberge im Cannstatter Hotelkomplex ist aktuell als Boarding-House mit 100 Zimmern geplant.