Die Kuhherde am Obergrundhof kann jetzt saftiges Gras genießen. Die Wiese scheint den Dürresommer 2018 gut verkraftet zu haben. Foto: Jäckle Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Forum Pro Schwarzwaldbauern unterwegs

Gütenbach. Zu einem Weidegespräch hatte sich das Forum Pro Schwarzwaldbauern auf dem Obergrundhof in Gütenbach getroffen, um sich gemeinsam ein Bild zu machen, ob und wie sich Weiden und Wiesen nach dem Hitzesommer 2018 regenerieren.

Das scheinbar verdorrte Grünland ist wieder grün von Gräsern und auch die Kräuter mit tiefen Wurzeln haben nicht zugenommen, wie die Lehrmeinung befürchtet. Vor allem überraschen die Weiden, die mit Gräsern, Klee und Kräuter dicht bestanden sind.

Beim Rundgang auf dem Obergrundhof zeigte sich, so Forumssprecher Siegfried Jäckle, dass Weidetiere die Unterschiede von Boden und Kleinklima wohl kennen, indem sie manche Lagen und Pflanzen bevorzugen und andere weniger mögen. Der Obergrundhofbauer Christof Fehrenbach bestätigte, dass er sich manchmal wundere, wovon seine Kühe auch Milch gäben. Dazu gehöre die Kunst der Weideführung, die die Weidetiere nicht zu zwingt, sauber wie ein Rasenmäher zu fressen, sonst kann der Boden schnell austrocknen, während Weidereste auf guten Wiesen Futterreserven für Trockenperioden sind. Das noch wenig bewusste Potenzial immergrüner Weiden liege aber im Boden, so Jäckle, weil dort ähnlich wie im Wald CO2, Wasser und Nährstoffe im Humus gespeichert werden. Dieser klimapositive Effekt wird aber nur wirksam, solange Weidetiere vom Gras leben und dem humusbildenden Bodenleben durch Bodendruck immer schwererer Maschinen nicht die Luft genommen wird.

Bodenunterschiede waren alten Bauern durch die Erfahrung bewusst, dass Weidetiere auf manchen Böden fett wurden und auf anderen mager blieben, so Jäckle, weshalb man von Fett- oder Magerweiden und -wiesen sprach. Mit den Überschüssen durch Futterimporte sei diese Erfahrung einer politischen Intensiv-Extensiv-Debatte gewichen. Darin sieht Jäckle die Ursache für die Konflikte zwischen Landwirtschaft und Naturschutz, weil beide die Ökologie genannten Wechselbeziehungen von Umwelt, Futter und Leistung ausblenden würden. Graslandexperten, mit denen das Forum Kontakt pflegt, schlagen deshalb eine abgestufte Wirtschaftsweise vor. Auf den besseren Böden gutes Futter klimapositiv erzeugen und auf den kargen, weil steinigen oder steilen Böden die Artenvielfalt pflegen. Dieser Ansatz erwies sich im Gespräch auf dem Obergrundhof als gar nicht praxisfremd.