Sie spielen sich direkt in die Herzen der Fans mit ihrer schottischen Folkmusik. Die Formation "Realtime" verzaubert im Hanhart-Kunstprojekt mit gefühlvollen Balladen und schnellem Fiddle-Spiel. Foto: Frank-Gauckler Foto: Schwarzwälder Bote

Auftritt: "Realtime" begeistert im Hanhart-Kunstprojekt / Spöder Witz inklusive Stellungnahme zum Brexit

Gütenbach. Mit schnellen Gigs und melancholischen schottischen Balladen hat einmal mehr die schottische Folk-Band "Realtime" um Kenny Speirs begeistert und kürzlich im ausverkauften Hanhart-Kunstprojekt einen gefühl- und humorvollen, musikalischen Abend geboten.

"It’s great to be back in Gütenbach" begrüßte Speirs die erwartungsvollen Zuhörer. Er gastierte schon mehrere Male im Hanhart, hat längst seine Fangemeinde und tourt seit 25 Jahren in wechselnder Besetzung auch durch Deutschland. "Ich verstehe nur Bahnhof": Speirs lernt bei jedem seiner Auftritte in Deutschland Sprichwörter und übersetzt diese wortwörtlich. Auch zum geplanten Brexit bezog der Schotte deutlich Stellung.

Seit 2013 ist Eilidh Grant Sängerin bei Realtime. Mit ihrer glockenhellen Stimme interpretiert sie die Songs sehr gefühlvoll. Die Band wohnt grenznah zu England, den Borders, die eine eigene Atmosphäre besitzen. Ihre Lieder handeln von Whiskey, Schafen, seltsamen Bräuchen, Heimweh, der Liebe und von besonderen Menschen. Die Musik kann virtuos, mitreißend durch die Fiddle, aber auch lyrisch und träumerisch sein. Ein Lied ist einem berühmten Einbrecher gewidmet, auch der Schneesturm "Beast of the east" ist in einem Song verewigt.

"Realtime" begeistern mit einer harmonischen Mischung aus traditionellem Folk, temporeichen Instrumentalstücken, sowie zeitgenössischen, zum Teil selbstverfassten Songs. Die raue Stimme und der spröde Witz von Speirs, wie auch sein Gitarrenspiel, begeistert schon seit Jahren die Fans im Schwarzwald. Sie schaffen mit ihren Zwischenspielen, in denen sie die Feindschaft zwischen Schotten und Engländer weiter pflegen, eine familiäre Atmosphäre, mokieren sich über deutsche Redewendungen, loben aber das deutsche Bier.

Die Band zeigt, dass sie Spaß am gemeinsamen Musizieren hat. Carly Blain drückte mit ihrem virtuosen Fiddle-Spiel den Songs einen eigenen Stempel auf und forcierte das Tempo beliebig. Im Hintergrund agiert seit Jahren Pianist Tom Roseburgh. Gerne nutzte das Publikum die Einladung, mitzuklatschen, mit dem Fuß zu stampfen oder den Refrain mitzusingen. Die Musiker der Band sind auch Solisten, neben Einlagen von Speirs hatte Sängerin Grant eine Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt Glasgow im Gepäck. Die Musik wirkt ehrlich und ist mit viel Herzblut und sehr gefühlvoll vorgetragen. Mit ihrer Spielweise, Bühnenpräsenz und zwei Zugaben spielte sich "Realtime" weiter in die Herzen ihrer Fans, die auch das bekannte Lied "Red is the rose" mitsangen.