Der Kreuzenzian konnte sich auf dem Gültlinger Killberg ausbreiten. Foto: LUBW/Götz

Das Arten- und Biotopschutzprogramm (ASP) des Landes Baden-Württemberg ist nun genau 30 Jahre alt. Aus diesem Anlass besuchte Umweltministerin Thekla Walker den Killberg bei Gültlingen.

Wildberg-Gültlingen - Denn dort haben dank des ASP die Pflanze Kreuzenzian und der Schmetterling Kreuzenzian-Ameisenbläuling weiterhin einen Lebensraum. Beide sind nicht mehr weit verbreitet und zählen zu den gefährdeten Arten. Anlässlich des Jubiläums reisten Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, sowie Eva Bell, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW), auf den Killberg und trafen sich unter anderem mit Landrat Helmut Riegger, Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger und Schäfer Markus Kleinbeck, der mit seinen Schafen und Ziegen eine wichtige Rolle für den Landschaftserhalt spielt.

Warum Gültlingen? Die Zusammenarbeit mit den Behörden sei dort fast so alt wie das Arten- und Biotopschutzprogramm selbst. Im Jahr 1993 wurde der Killberg in das Programm aufgenommen, und seither wird das Gebiet gehegt und gepflegt – seltene Tiere und Pflanzen können dort wachsen und gedeihen wie eben der Kreuzenzian und der Kreuzenzian-Ameisenbläuling.

Es greift alles ineinander

Markus Kleinbeck beweidet die Flächen mit seinen Schafen und Ziegen, die mögen den Kreuzenzian nämlich nicht und lassen ihn stehen. So kann der Kreuzenzian-Ameisenbläuling seine Eier darauf ablegen. Die Raupen ernähren sich von Staubbeuteln, Fruchtknoten und Samen der Blüte. Besonders kurios: Im Spätsommer lassen sie sich zu Boden fallen, werden von Knotenameisen in ihren Bau getragen und dort gefüttert. Diese Geschichte zeigt anschaulich, wie wichtig jede einzelne Art für die Ökosysteme ist. Wie bei Zahnrädern greift alles ineinander. Umso wichtiger ist es, die vielzitierte Biodiversität, also die biologische Vielfalt, zu erhalten.

"Das Arten- und Biotopschutzprogramm dient dem Schutz von hochgradig gefährdeten Arten. Für diese Arten brauchen wir schnelle Lösungen. Das Arten- und Biotopschutzprogramm ist quasi das Feuerwehrprogramm des Artenschutzes im Land – schlagkräftig, umsetzungsschnell und in Umfang und Dauer bundesweit einzigartig", lobt Umweltministerin Thekla Walker in ihrer Rede die Bedeutung dieses Instrumentes für den Naturschutz.

Die LUBW koordiniert das Arten- und Biotopschutzprogramm in Baden-Württemberg. Sie trifft die Auswahl und die Priorisierung der zu berücksichtigenden Arten, beauftragt deren regelmäßige Erfassung und stellt die gewonnenen Daten der landesweiten Naturschutzverwaltung zur Verfügung. Präsidentin Eva Bell ist vom Standort Gültlingen begeistert: "Hier konnte der Kreuzenzian nicht nur erhalten werden, sondern er konnte sich auch weiter ausbreiten."

Wert der Natur erkannt

Eine Tatsache, die auch Bürgermeister Ulrich Bünger sehr freut. In der Schäferlaufstadt werde die Schäferei bis heute noch gelebt, und man arbeite mit den städtischen Schäfern im Sinne der Landschaftspflege im ganzen Stadtgebiet gut und eng zusammen. Er richtete auch einen Dank an den Gemeinderat und an die am Stadtentwicklungsprozess beteiligten Bürger, die alle den Wert der Natur erkannt haben und bereit sind, Geld für deren Erhalt in die Hand zu nehmen.

Der Schutz der Wälder und Wiesen rund um Wildberg ist dem Rathauschef wichtig: "Wir haben beispielsweise ein Waldbiotop entwickelt, das uns 1,5 Millionen Ökopunkte eingebracht hat. Wir möchten die nicht kaufen, sondern selbst erarbeiten."