Das Regierungspräsidium Stuttgart verlängert die Erörterung zu Änderungen am Bahnprojekt Stuttgart 21. Das sagte Verhandlungsleiter Michael Trippen den Stuttgarter Nachrichten.

Stuttgart - Das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) verlängert die Erörterung zu Änderungen am Bahnprojekt Stuttgart 21. Das sagte Verhandlungsleiter Michael Trippen vom RP den Stuttgarter Nachrichten. Auch am Freitag werden sich Vertreter der Bahn, vom Bau Betroffene und S-21-Gegner oder Interessierte damit im Kongresszentrum der Landesmesse treffen. Getagt wird erneut von 9 Uhr an. Um 17.30 Uhr müssen Trippen und die Co-Vorsitzende Gertrud Bühler die Erörterung allerdings spätestens beenden, denn die Halle wird am Abend für eine andere Veranstaltung genutzt.

Am Mittwoch beschrieben die Bahn-Planer die Auswirkungen der geplanten erhöhten Gundwasserentnahme im Schlossgarten (6,8 statt drei Millionen Kubikmeter) und des Tunnelbaus. Im Schlossgarten entsteht in Tieflage der achtgleisige Durchgangsbahnhof, an den Tunnel nach Feuerbach, Bad Cannstatt, Ober- und Untertürkheim und zum Flughafen anschließen.

Um im Trockenen bauen zu können, wird der Grundwasserspiegel an der Baugrube um rund zehn Meter abgesenkt, das abgepumpte Wasser über Brunnen aber wieder versickert. Die Bahn-Experten versuchten die zahlreichen Eigentümer am Mittwoch zu beruhigen: „Bauwerksschäden sind nach dem geltenden Regelwerk auszuschließen“, sagte der Geotechnik-Professor Wolfgang Krajewski. Er habe Geländesetzungen von „bis zu zwei Zentimetern, häufig aber von weniger als einem Zentimeter“ berechnet. Corinna Schimitzek, Schulreferentin im RP und damit für die Linden-Realschule in Untertürkheim zuständig, korrigierte: „Bei uns steht drei Zentimeter!“. Allerdings ist auch noch mehr möglich. Professor Walter Wittke, Bauingenieur und hier für die Bahn tätig, sprach von „vier bis fünf Zentimeter Setzungen nach Feuerbach“. Allerdings sehe er auch hier keine Probleme. Wo diese auftreten könnten, würden Gebäude wie das der Industrie- und Handelskammer oder an der Urbanstraße, wo acht Häuser betroffen sind, vorbeugend durch Injektionen im Boden gestützt.

Der Gutachter des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Josef Lueger, benannte zahlreiche Risiken und forderte Nacharbeiten der Bahn und Belege. Er „spiele die Kassandra“, sage Lueger, als Gerichtsgutachter kenne er prekäre Situationen, in die Anwohner von Bauvorhaben geraten könnten. Dem Geologen Theo Westhoff gingen Luegers Ausführungen zu weit. Dessen Annahmen seien „vollkommen lächerlich“, sagte Westhoff, worauf sich der bereits gereizte Ton verschärfte. Er gehöre „nicht zum großen Suppentopf“ der Ingenieure in Diensten der Bahn, deutete Lueger eine Befangenheit der Kollegen an.